Cancom: Nachfrageschwäche in Deutschland

Cancom: Nachfrageschwäche in Deutschland
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Der Münchener IT-Dienstleister Cancom hat am Dienstag seine Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2024 veröffentlicht. Diese fallen auf den ersten Blick durchweg positiv aus. So konnte der IT-Spezialist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag deutlich zulegen.

Doch ein Großteil der Zuwächse war auf die im vergangenen Jahr getätigte Übernahme des österreichischen Mitbewerbers K-Businesscom zurückzuführen. Das operative Geschäft war laut Cancom-Chef Rüdiger Rath jedoch durch eine weiterhin anhaltende Kaufzurückhaltung geprägt. Bevor ich Ihnen jedoch die aktuellen Halbjahreszahlen von Cancom näher erläutere, möchte ich Ihnen das Unternehmen kurz vorstellen:

Cancom im Kurzporträt

Die 1992 gegründete Cancom SE ist laut eigener Aussage einer der führenden Anbieter für IT-Services und IT-Infrastruktur in Deutschland und Österreich. Das in München ansässige Unternehmen hilft seinen Kunden dabei, die Komplexität ihrer IT zu reduzieren und die Anwendung moderner Technologien auszubauen. Zu den Cancom-Kunden zählen Unternehmen, Organisationen und der öffentliche Sektor.

Das Leistungsspektrum der Cancom-Gruppe reicht von strategischer Beratung für digitale (Geschäfts-)Prozesse über den Teil- oder Komplettbetrieb von IT-Systemen bis hin zu System-Design und -Integration, IT-Support, Lieferung sowie schlüsselfertiger Implementierung von Hard- und Software, E-Procurement und Logistik-Dienstleistungen.

Die rund 5.600 Mitarbeiter der international tätigen Cancom-Gruppe sind an rund 80 Standorten in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), Belgien, der Slowakei, Rumänien und Tschechien vertreten. Zusammen mit einem Partnernetzwerk gewährleisten sie Marktpräsenz und Kundennähe.

Im April 2023 gab Cancom bekannt, dass es seine bisher größte Übernahme in der Firmengeschichte abgeschlossen hat. Für 165 Mio. Euro hat Cancom die K-Businesscom AG, Österreichs führenden ICT-Lösungsanbieter, Serviceprovider und Digitalisierungspartner, übernommen. K-Businesscom hatte zur Zeit der Übernahme rund 1.650 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von etwa 520 Mio. Euro.

Deutliche Steigerung bei den Halbjahreszahlen

Im 1. Halbjahr 2024 konnte Cancom seine Finanzkennzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich steigern. So stieg der Umsatz um 29,1% auf 835,3 Mio. Euro. Der Rohertrag erreichte einen Wert von 339,2 Mio. Euro und lag damit um 38,3% über dem Vorjahreswert von 245,2 Mio. Euro.

Auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 55,5 Mio. Euro um 33,4% über dem Vorjahreswert von 41,6 Mio. Euro). Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit lag im 1. Halbjahr 2024 bei 68,8 Mio. Euro und verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 150 Mio. Euro.

Wachstumstreiber war Cancom Austria

Regional betrachtet trug insbesondere die Cancom Austria Gruppe, in der die 2023 übernommene K-Businesscom-Gruppe aufgegangen ist, zum Wachstum der Cancom SE bei. So stieg der Halbjahresumsatz im Segment International, zu der Cancom Austria gehört, um 235,8% auf 277 Mio. Euro.

In Deutschland war die Geschäftsentwicklung hingegen rückläufig. Hier lag der Umsatz im 1. Halbjahr 2024 bei 558,4 Mio. Euro und damit um 1,1% unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Jahresprognose bestätigt

Der Cancom-Vorstand bestätigte seine im Geschäftsbericht 2023 gemachte Prognose. Danach erwartet der IT-Dienstleister für das Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz zwischen 1,75 und 2 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll in einer Spanne zwischen 130 und 155 Mio. Euro liegen.

Der Kurs der Cancom-Aktie gab nach der Zahlenvorlage spürbar nach, da Analysten im Vorfeld mit mehr Umsatz und Gewinn gerechnet hatten. Bis zu den alten Hochs aus 2021 hat die Cancom-Aktie deutlich mehr als 100% Luft nach oben. Wenn Sie an eine Rückkehr zu alter Stärke glauben, könnte sich ein Investment in die Aktie anbieten.