Brenntag-Aktie: Starke Q1-Zahlen, doch es gibt einen Haken!

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Brenntag ist sicherlich einer der neuen Dax-Aufsteiger, die in der Öffentlichkeit eher weniger bekannt sind. Schließlich ist das Essener Unternehmen rein auf Firmenkunden (B2B) spezialisiert und somit für die Verbraucher eher nicht präsent.

Grund genug, dass wir uns Brenntag heute etwas genauer anschauen, auch weil der Konzern kürzlich durchaus starke Quartalszahlen vorlegen konnte. Doch zunächst ein paar Hintergrundinfos für Sie: Brenntag ist Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen.

Chemiehändler Brenntag: wichtiges Bindeglied der Industrie

Der Konzern kauft also große Mengen an Industrie- und Spezialchemikalien bei Chemieproduzenten ein und verkauft diese möglichst gewinnbringend an die weiterarbeitende Industrie. Darüber hinaus bietet Brenntag seinen Abnehmern technischen Service an, etwa Neuverpackungen, Mischungen und Formulierungen, Bestandsverwaltung sowie die Abwicklung der Gebinderückgabe.

Zu den knapp 200.000 Kunden zählen unter anderem die Branchen Öl und Gas, Pharma, Lebensmittel, Beschichtungen, Trinkwasseraufbereitung sowie Kosmetik. Brenntag ist damit ein wichtiges Bindeglied der industriellen Lieferketten – und das weltweit. Der Konzern betreibt mit seinen mehr als 17.000 Mitarbeitern ein globales Netzwerk mit rund 700 Standorten in 78 Ländern.

Starke Q1-Zahlen untermauern Krisenresistenz

Sie sehen also: Das Geschäftsmodell von Brenntag ist höchst abhängig vom Funktionieren der Lieferketten. Doch trotz der seit vielen Monaten herausfordernden Marktbedingungen konnte der Konzern im ersten Quartal positiv überraschen.

So kletterte der Umsatz zwischen Januar und Ende März um knapp 45 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro nach oben. Der Rohertrag, also die Umsatzerlöse abzüglich des Wareneinsatzes, legte um 30,8 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro zu. Und auch beim Profit ging es deutlich aufwärts: Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBUTDA) verbesserte sich um 54 Prozent auf 463 Millionen Euro. Der Nettogewinn stieg von 97,5 im Vorjahreszeitraum auf 249 Millionen Euro.

Man habe in den ersten drei Monaten des Jahres die besten Quartalsergebnisse der Unternehmensgeschichte erzielt, so Brenntag-Finanzchefin Kristin Neumann. Tatsächlich hatten Analysten im Konsens sowohl bei Umsatz als auch Betriebsergebnis und Nettogewinn mit weniger gerechnet.

Lukrative Margen und Effizienzprogramm als Antreiber

Brenntag begründete das starke Zahlenwerk unter anderem mit einem guten Margen-Management. Das heißt: Die Essener konnten angesichts der Inflation für ihre eingekauften Chemikalien sehr hohe Preise verlangen und die Kunden mussten diese schlicht bezahlen, um ihre Produktion aufrechtzuerhalten. Vor allem das Geschäft mit der Lebensmittelbranche und der Pharmaindustrie florierte in Q1.

Zugutekommt dem Konzern auch das Effizienzprogramm, das man bereits Anfang 2020 als Reaktion auf die Corona-Pandemie initiiert hatte. Neben einer Verbesserung von Abläufen und Strukturen baut Brenntag im Rahmen der neuen Strategie massiv Stellen ab und schließt obsolete Standorte.

Prognose wegen Ukraine-Krieg unter Vorbehalt

Dennoch: Die Quartalspräsentation hat auch einen Haken. So rechnet der Chemiehändler zwar weiterhin damit, dass das Betriebsergebnis EBITDA im Gesamtjahr 2022 auf 1,45 bis 1,55 Milliarden Euro steigen wird (2021: 1,34). Doch wegen des Krieges in der Ukraine und der noch nicht absehbaren Folgen für die Weltwirtschaft stellte man den Ausblick unter Vorbehalt. Es sei äußerst schwierig, Voraussagen über die weitere Entwicklung zu treffen, hieß es aus Essen.

Bislang jedenfalls hat es Brenntag geschafft, sich trotz der schwierigen Marktbedingungen zu behaupten. Das liegt auch an der sehr hohen Diversifizierung des Geschäftsmodells. Schließlich ist der Konzern wie oben erwähnt ein wichtiger Chemielieferant etlicher Industriezweige und kann somit Schwächephasen einzelner Branchen besonders gut kompensieren.

Analysten optimistisch

Ob das aber auch im laufenden Quartal und darüber hinaus gelingen kann, bleibt abzuwarten. Entsprechend fiel die Reaktion an der Börse zwar positiv, unterm Strich jedoch relativ verhalten aus. Am frühen Mittwochnachmittag verzeichnete das Papier ein Plus von rund 1 Prozent auf knapp 68 Euro (11.05.2022, 14:00 Uhr). Die seit Sommer 2021 angehäuften Kursverluste konnte man somit bei weitem nicht wieder gutmachen.

Die Analysten jedenfalls sehen hohes Potenzial für die Aktie. So liegt das durchschnittliche Kursziel laut Marketscreener bei knapp 93 Euro. Das wäre mehr als das im letzten August erzielte Allzeithoch von 85 Euro.

Mein Fazit für Sie

Brenntag zeigt sich bis dato krisenresistent. Doch die Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg belasten den Ausblick. Zwar gilt der Chemiehändler als weniger konjunkturabhängig im Vergleich zu den Chemieproduzenten. Eine Rezession würde allerdings auch Brenntag deutlich zu spüren bekommen.

Wollen Sie in die Aktie investieren, sollten Sie das im Hinterkopf behalten.