Starker Jahresauftakt: China-Boom sorgt für Rekorde bei BMW und Daimler
Aus virologischer Sicht ist die Pandemie noch lange nicht vorbei – doch die Wirtschaft hat das Krisenjahr 2020 abgeschlossen und auch weitgehend hinter sich gelassen. Das trifft zumindest auf jene Teile der Wirtschaft zu, die im Import- und Exportgeschäft aktiv sind, in Deutschland also insbesondere Chemiekonzerne und Autohersteller.
Das erste Quartal 2021 hat etliche Rekorde hervorgebracht: für Anleger an den Börsen, wo unter anderem Dax und Dow Jones von einem Rekord zum nächsten jagten, für Unternehmen in ihren Bilanzen, die nun nach und nach vorliegen, und für die Volkswirtschaft China. Das Reich der Mitte startete mit einem fulminanten Konjunkturplus von 18 Prozent ins neue Jahr. Das ist der höchste Zuwachs im Verhältnis zum Vorjahreszeitraum seit Beginn der Statistik vor rund 30 Jahren.
China schafft die Kehrtwende – schnell und deutlich
Das liegt natürlich nicht zuletzt an der niedrigen Messlatte vom Vorjahr. Anders als in Europa, wo vor allem das zweite Quartal durch die Pandemie geprägt war und wirtschaftlich gravierende Auswirkungen mit sich brachte, hatte das Virus China bereits im ersten Quartal mit voller Wucht getroffen. Die Führung in Peking reagierte mit drastischen Maßnahmen, Millionenstädte wurden abgeriegelt und weitaus striktere und umfassendere Ausgangssperren verhängt, als es in Deutschland je denkbar wäre.
Die Einschnitte waren hart, aber effektiv. Vergleichsweise schnell hat China das Coronaproblem hinter sich gelassen. Als einzige bedeutende Volkswirtschaft der Welt wuchs die chinesische im Krisenjahr 2020 um immerhin 2,3 Prozent. Dabei lief es vor allem im zweiten Halbjahr wieder deutlich besser.
Daimler meldet fast zehnfaches Ebit
Vom schwungvollen Jahresauftakt in China konnten auch dessen Handelspartner direkt profitieren. Einmal mehr erweist sich die chinesische Konjunktur als globale Wachstumslokomotive. So konnten auch Daimler und BMW mit herausragend guten Zahlen glänzen – die ganz wesentlich mit der Erholung des Absatzmarktes in China zusammenhängen.
Daimler konnte im Zeitraum von Januar bis Ende März seinen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) nahezu verzehnfachen auf 5,75 Milliarden Euro nach gerade einmal 620 Millionen Euro im ersten Quartal 2020. Während die Stuttgarter insgesamt 22 Prozent mehr Autos verkauften, konnte der Absatz am chinesischen Markt um 60 Prozent gesteigert werden. Der Umsatz liegt mit knapp 27 Milliarden Euro etwa 16 Prozent höher als im Vorjahresquartal.
BMW: Stärkstes Auftaktquartal der Geschichte
Ähnlich gut verlief der Jahresauftakt für die Konkurrenz aus München. Per Ad-hoc Mitteilung gab BMW vor wenigen Tagen bekannt, dass die Q1-Bilanz erheblich besser ausfallen wird als erwartet – und das nicht nur im Vergleich zum schwachen Vorjahr. Tatsächlich verzeichnete BMW das stärkste Auftaktquartal seiner mehr als 100jährigen Firmengeschichte.
Die Entwicklung im Verhältnis zu 2020 liest sich ähnlich wie bei Daimler: Das Ebit der Autosparte fällt nach den vorläufigen Zahlen auch bei BMW nahezu zehnmal so hoch aus wie im Vergleichszeitraum des vorigen Jahres. Hier verzeichnen die Münchener eine Steigerung von 229 Millionen auf gut 2,2 Milliarden Euro. Die endgültige Bilanz wird das Unternehmen am 7. Mai vorstellen.
Insgesamt verkaufte BMW im ersten Quartal gut 636.600 Fahrzeuge seiner Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, der Großteil davon entfiel auf die Kernmarke BMW (gut 560.500 Stück). Im Verhältnis zum Vorjahresquartal konnte der Absatz um etwa ein Drittel gesteigert werden. Doch auch hier zeigt sich die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt: Dort konnte BMW seine Verkaufszahlen im Vergleich zu Q1 2020 fast verdoppeln auf knapp 230.000 Einheiten.
BMW Aktie profitiert von Analystenkommentaren
Anleger zeigten sich erfreut: Die BMW Aktie befindet sich bereits seit Monaten im Höhenrausch. Auf Jahressicht verteuerte sich das Papier um mehr als 70 Prozent, allein in den vergangenen sechs Monaten legte der Kurs um rund ein Drittel zu.
Angesichts des starken Auftaktquartals aktualisierten zahlreiche Analysten ihre Einschätzungen zur BMW Aktie. So hob etwa die Deutsche Bank das Kursziel von 105 auf 115 Euro an und bestätigte ihre Kaufempfehlung. Das Analysehaus Warburg Research garnierte die bestehende Kaufempfehlung mit einem neuen Kursziel von 100 Euro (zuvor 85 Euro).
Morgan Stanley: Zenit überschritten?
Experten von Morgan Stanley warnten hingegen davor, dass mit den Rekordzahlen im ersten Quartal der Zenit vorerst überschritten sein könnte. Sie sehen für die BMW Aktie derzeit wenig Luft nach oben und raten mit Blick auf mögliche Gewinnmitnahmen zum Verkauf, das Kursziel wurde zugleich jedoch von 66 auf 80 Euro angehoben. Zuletzt war die BMW Aktie für rund 85 Euro gehandelt worden.
Noch kräftiger aufwärts ging es für die Daimler Aktie, die sich auf Jahressicht um mehr als 160 Prozent verteuert hat und in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 50 Prozent zulegen konnte auf zuletzt rund 74 Euro. Die Aktie der Stuttgarter wird mit Kaufempfehlungen überhäuft, die Kursziele bewegen sich dabei überwiegend in einem Korridor zwischen 90 und 100 Euro. Hier sind für Anleger also nach Einschätzung von Analysten durchaus noch Gewinnchancen drin, auch wenn sich das Papier diese Woche im Minus bewegt.