BMW Aktie: Starke Zahlen trotz Skandalen
Und dann platzen mitten in die Diesel- und Kartelldiskussionen plötzlich gute Quartalszahlen aus der Automobilindustrie: BMW ist auf dem besten Wege, zum achten Mal in Folge ein Rekordergebnis einzufahren.
Die Zahlen für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal fielen jedenfalls überraschend stark aus. Der Umsatz kletterte um 3,1 Prozent auf 25,8 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen legte um 7,5 Prozent zu auf 2,9 Milliarden Euro und die Gewinnsteigerung fiel mit 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro besonders üppig aus.
Die Bilanz wirkt umso kräftiger, wenn man bedenkt, dass BMW gerade keine Kosten und Mühen scheut, um die Konkurrenz von Daimler wieder einzuholen, die zuletzt beim Absatz auftrumpfen konnte.
Etliche BMW-Modelle sollen erneuert werden, zugleich wird intensiv geforscht in Sachen Elektromobilität. Gerade Letzteres ist politisch gewollt – und umso dringlicher geboten, seit Dieselfahrzeuge massiv in die Kritik geraten sind.
Diesel-Affäre belastet gesamte Branche
Angefangen hat bekanntlich alles vor zwei Jahren im September, als aufflog, dass Volkswagen über Jahre hinweg gezielt die Abgaswerte der Dieselmotoren manipuliert hat. Die Fahrzeuge erkannten, wann sie sich nicht im normalen Straßenverkehr, sondern auf dem Prüfstand im Labor befanden, eine extra installierte Software drosselte sodann den Schadstoffausstoß.
Der Skandal weitete sich aus, auch Fahrzeuge anderer Hersteller waren offenbar betroffen, Bosch als Zulieferer der Industrie geriet mit in den Strudel. Inzwischen wird offen über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in deutschen Innenstädten diskutiert, Dieselfahrer sind verunsichert, Kunden, die ein neues Auto kaufen möchten, überlegen es sich mindestens zweimal, ob sie wirklich zum Diesel greifen oder nicht.
Diese Verunsicherung schlägt sich auch bei den Herstellern in den Zahlen schon nieder, auch das verdeutlicht die Q2-Bilanz von BMW: Im ersten Halbjahr ging der Anteil von Dieselfahrzeugen am Gesamtabsatz von 66 auf 61 Prozent zurück, weltweit sank der Absatz von 38 auf 36 Prozent.
Dennoch betont man bei BMW, noch eine Weile am Diesel festhalten zu wollen – zumal gerade in Deutschland die Infrastruktur für eine flächendeckende E-Mobilität noch nicht gegeben ist. Ladestationen sind, gerade im ländlichen Raum, Mangelware. Zudem dauert die Akkuladung noch wesentlich länger als das volltanken an der Zapfsäule. Der politisch gewollte Umstieg kann also nur funktionieren, wenn Infrastruktur und Technologie in den kommenden Jahren immer weiter verbessert werden – ein Prozess, der uns wohl noch eine ganze Weile begleiten wird.
BMW Aktie nur kurzzeitig im Plus
An der Börse kam das Zahlenwerk gut an, die BMW Aktie konnte kurzzeitig kräftig zulegen. Das ändert jedoch nichts an der grundsätzlich eher gedämpften Stimmung der Anleger mit Blick auf die Automobilindustrie, in den vergangenen sechs Monaten hat die BMW Aktie rund 8 Prozent an Wert verloren und kostete zuletzt noch knapp 80 Euro.
Analysten bewerten das Papier jedoch mehrheitlich positiv und bescheinigen der Aktie teils deutliches Aufwärtspotenzial auf bis zu 120 Euro (Deutsche Bank). Die solide Quartalsbilanz hat die zuversichtlichen Einschätzungen untermauert, zumal BMW, wie auch andere Autobauer, versuchen, über Prämienzahlungen Kaufanreize zu setzen für verunsicherte Kunden, die ihren alten Diesel gegen ein Neufahrzeug eintauschen wollen. So könnte aus der Krise letztlich noch Kapital geschlagen werden, indem die Verkaufszahlen gerade jetzt steigen.
Mit einer weiteren Kurskorrektur rechnet indes niemand, selbst die Pessimisten unter den Analysten halten das aktuelle Kursniveau von knapp unter 80 Euro für eine Untergrenze und rechnen überwiegend mit einem Preis je Aktie von 80 bis 90 Euro.