BMW Aktie: Rohstoffpreise und Chip-Mangel machen Angst!
Sie kennen dieses hochbrisante Dilemma bestimmt: Wichtige Werkstoffe wie Aluminium, Stahl und Plastik, aber auch Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Kupfer sind derzeit extrem teuer. Der Grund: die extrem hohe Nachfrage aus diversen Industriesektoren – zum Beispiel aus der Autobranche.
Während die hohen Materialpreise Bergbaufirmen wie BHP oder Rio Tinto extreme Gewinne bescheren, sind sie für die Endhersteller ein gravierendes Problem, das die Margen in Gefahr bringt.
Chip-Probleme und Rohstoffpreise: BMW warnt vor zweitem Halbjahr
Das wird nun auch BMW immer stärker zu spüren bekommen, wie der Konzern letzte Woche im Rahmen der Halbjahresbilanz einräumen musste. Der Münchner Autohersteller warnte seine Anleger angesichts hoher Rohstoffpreise vor einem volatilen zweiten Halbjahr. Hinzu komme der Mangel an Halbleiterchips. Mit zunehmender Dauer jener Engpässe werde die Situation schwieriger, so BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter.
Meine Einschätzung: Während die hohen Rohstoffpreise das Gewinnwachstum gefährden, dürfte die Chip-Verknappung vor allem die Absatzzahlen in die Bredouille bringen. Erst vor wenigen Tagen hatte BMW in seinem Werk in Leipzig wegen fehlender Chips nur an einem von fünf Tagen produzieren können. Etliche Tausende Autos konnten deshalb nicht vom Band rollen.
Erstes Halbjahr wie erwartet top
In der ersten Jahreshälfte jedenfalls lief es alles in allem noch sehr gut. Der Umsatz schoss in den ersten sechs Monaten um 28 Prozent auf stattliche 55,5 Milliarden Euro nach oben. Der Nettogewinn verbesserte sich noch wesentlich stärker – von 262 Millionen auf 7,6 Milliarden Euro. Anzumerken bleibt, dass die Vergleichszahlen aus 2020 deutlich von der Corona-Krise geprägt waren.
Auch positiv für Sie als Anleger: BMW konnte die Rückstellung für das EU-Kartellverfahren wegen Absprachen rund um die Abgasreinigung von Dieselfahrzeugen auflösen. Der Grund: Die Strafe war niedriger ausgefallen als gedacht. Profitiert hat der Konzern zudem von höheren Gebrauchtwagenpreisen – insbesondere im US-Markt.
Insgesamt konnte BMW im ersten Halbjahr 702.441 Autos absetzen (+44,7 %). Starke Zuwächse gab es vor allem in China, wo man rund 468.000 Autos ausliefern konnte (+42 %). Aber auch bei den Motorrädern lief es hervorragend. So konnte man im Berichtszeitraum 107.610 Zweiräder verkaufen (+40,3 %).
Marge gerät unter Druck
Nun aber zurück zum zweiten Halbjahr. Für Sie als Anleger dürfte dieses ohnehin interessanter sein als die erste Jahreshälfte. Schließlich war im Vorfeld bereits bekannt, dass BMW in den ersten sechs Monaten im Vergleich zur Corona-Flaute 2020 kräftig zulegen konnte.
Für das zweite Halbjahr erwartet BMW in der Autosparte eine Gewinnmarge am oberen Ende des Korridors von 7 bis 9 Prozent. Das ist auf den ersten Blick für einen Autobauer gar nicht schlecht, für BMW-Verhältnisse aber doch relativ niedrig. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2021 hatte man noch eine Marge von 13 Prozent erreicht.
Seien Sie auf der Hut – böse Überraschungen sind immer möglich
Mein Fazit für Sie: Wie erwartet legt BMW starke Zahlen zum ersten Halbjahr 2021 vor. Gleichzeitig musste das Unternehmen wegen der teuren Materialien und der Verknappung eine eindringliche Warnung herausgeben. Hinzu kommt, dass die eben genannte Prognose von einem optimistischen Szenario ausgeht.
Sollte sich die Corona-Krise wider Erwarten deutlich verschlimmern und die Rohstoffpreise weiter deutlich anziehen, müsste man wohl übel weitere Abstriche vornehmen. Als Anleger sollten Sie deshalb mehr denn je in den kommenden Wochen und Monaten die Rohstoffpreise im Blick behalten.