BMW Aktie: Probleme reißen nicht ab
Die Probleme bei Volkswagen sind zurzeit in aller Munde. Doch auch bei anderen Autoherstellern läuft es alles andere als rund. So hat auch BMW im September eine Gewinnwarnung herausgeben müssen. Hintergrund sind anhaltende Probleme mit einem Bremssystem des Zulieferers Continental – seines Zeichens ebenfalls im Dax gelistet und seither gewaltig unter Druck.
BMW: Rückrufe prägen das gesamte Geschäftsjahr 2024
Bereits im März wurden die Probleme mit dem Brake-by-Wire-Bremssystem bekannt. Demnach können das Antiblockiersystem und der Spurhalteassistent unter bestimmten Umständen ausfallen. Seither läuft eine größere Rückrufaktion, die zuletzt noch einmal ausgeweitet werden musste. Hieß es zunächst, dass rund 80.000 Fahrzeuge in den USA und 47.000 Autos in Europa betroffen seien, ist inzwischen auch in China ein Rückruf gestartet.
Von den Problemen tatsächlich betroffen ist offenbar nur ein Bruchteil der Flotte, dennoch müssen alle einer Diagnose per Software unterzogen werden, um den Fehler zu erkennen. Wird dieser festgestellt, sollen die Autos in die Werkstatt beordert werden, um den Defekt zu reparieren. In den USA und China reicht eine Reparatur jedoch nicht aus: Hier verlangen die zuständigen Behörden den kompletten Austausch der gesamten betroffenen Bremsanlage, was BMW deutlich teurer zu stehen kommen dürfte als zunächst angenommen. Betroffen sind Fahrzeuge verschiedener Modellreihen und über alle Antriebsarten hinweg.
Gewinnwarnung schockt Anleger – Autobranche im Abwärtsstrudel
Laut Mitteilung des Unternehmens rechnet BMW daher nunmehr keine Steigerung, sondern vielmehr einen leichten Rückgang seiner Gewinnentwicklung für das laufende Jahr. Die Gewinnmarge könnte auf 6 bis 7 Prozent absinken. Zuvor waren die Münchener noch von einer Marge von 8 bis 10 Prozent und somit einem kleinen Plus gegenüber dem Vorjahr ausgegangen. Anleger reagierten umgehend und schickten die BMW Aktie auf Talfahrt, und die von Conti gleich dazu. Auch andere Automobilwerte im Dax gerieten in den Abwärtsstrudel.
BMW rechnet wegen der Rückrufaktion und der erforderlichen technischen Maßnahmen mit zusätzlichen Kosten im dreistelligen Millionenbereich. Mehr als 1 Million Fahrzeuge müssen überprüft werden. Zusätzlich belastet werden die Geschäfte von BMW durch die nachlassende Nachfrage in China. Dort rechnet der Konzern damit, in diesem Jahr etwas weniger Fahrzeuge auszuliefern als noch 2023.
Bänder in Dingolfing stehen still – zweiter Produktionsstopp binnen weniger Wochen
Zudem dürfen hunderttausende fertig produzierte Fahrzeuge vorerst nicht ausgeliefert werden. Das sorgt auch für ganz praktische logistische Probleme: Weil die Neuwagen, die auf ihre Überprüfung warten, die Stellplätze blockieren, musste BMW im September bereits seine Produktion am Standort Dingolfing unterbrechen. Es war schlicht kein Platz mehr für weitere Fahrzeuge. Auch aktuell stehen dort die Bänder still: Eine Produktionsunterbrechung für die Tage rund um den Feiertag am 3. Oktober hatte BMW wegen der schwächelnden Nachfragesituation schon seit längerem eingeplant. Für insgesamt eine Woche soll in Dingolfing nun erneut die Fertigung ruhen. Betroffen sind rund 12.000 Beschäftigte in dem Stammwerk nördlich von München.
Erst in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass offenbar ein weiterer Rückruf wegen eines anderen Problems bevorsteht: Wegen fehlerhaften Schweißnähten werden 270 BMW-Fahrer in den USA gebeten, ihre Fahrzeuge in die Werkstatt zu bringen. Betroffen sind erneut Bauteile von Continental. Im schlimmsten Fall könne es zum Ausfall des Notbremssystems kommen – das wäre ein extrem sicherheitsrelevanter Schaden. Zu befürchten ist nun, dass es nicht bei 270 Fahrzeugen bleibt, sondern weitere Teile der Flotte betroffen sein könnten.
Image, Nachfrage, Bilanz – Herausforderungen rundum
Das Ganze weitet sich mehr und mehr zum Imageproblem aus. Potenzielle Käufer sind verunsichert angesichts der seit Monaten andauernden Meldungen über defekte Bremsanlagen. Kunden, die bereits einen BMW bestellt haben, müssen wegen des Auslieferungsstopps erheblich längere Wartezeiten in Kauf nehmen, bis sie ihr Fahrzeug in Empfang nehmen können. Aktionäre fürchten die immensen zusätzlichen Kosten und wirtschaftlichen Auswirkungen – und die Stimmung zwischen BMW und Conti dürfte auf einen neuen Tiefpunkt zusteuern.
Insgesamt also keine guten Vorzeichen, mit denen die Münchener auf ihre Q3-Bilanz zusteuern. Diese wird für Anfang November erwartet. Analysten hatten im Kontext der Gewinnwarnung in der ersten Septemberhälfte reihenweise ihre Kursziele für die BMW Aktie gesenkt. So geht das Analysehaus Jefferies nach 95 nur noch von 80 Euro als Kursziel aus, bestätigte aber die Einstufung auf „Hold“. Die US-Investmentbank Goldman Sachs senkte das Kursziel für die BMW Aktie von 117 auf 104 Euro und blieb ebenfalls bei einer „neutralen“ Einstufung.
Analysten kappen Kursziele – BMW Aktie tiefrot
Analysten von Warburg Research korrigierten das Kursziel von 102,50 auf nur noch 96 Euro, stuften zugleich aber die Papiere hoch von „hold“ auf „buy“. Eine Kaufempfehlung gab es auch unverändert von der Deutschen Bank, die jedoch das Kursziel von 115 auf 90 Euro herabstufte. Auch bei Bernstein Research rät man weiterhin zum Kauf, korrigierte aber das Kursziel von 96 auf 86 Euro. Neutrale Einstufungen gab es hingegen von der Schweizer Großbank UBS, die das Kursziel von 94 auf 75 Euro absenkte, sowie von der kanadischen Bank RBC, die das Kursziel von 98 auf 81 Euro herunterschraubte.
Zum Wochenauftakt war die BMW Aktie für rund 79 Euro zu haben. Seit Beginn des Jahres hat das Papier damit gut 20 Prozent an Wert verloren, konnte aber seit dem Kurssturz im Zuge der Gewinnwarnung wieder etwas Boden gutmachen.