Autobauer rechnen mit schwachem Jahresverlauf
Schwere Zeiten für Deutschlands Autobauer: Hatte man die Chipkrise im vergangenen Jahr noch geschickt ummünzen können und Gewinnsteigerungen trotz rückläufiger Absatzzahlen verbucht, droht 2022 das böse Erwachen.
Absatzzahlen brechen weiter ein
Die Verkaufszahlen der deutschen Hersteller für das zurückliegende Auftaktquartal verheißen nichts Gutes. Vor allem am wichtigen US-Markt brachen die Stückzahlen geradezu ein. Porsche verkaufte etwa ein Viertel weniger Fahrzeuge als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, für Audi fiel das Absatzminus am US-Markt mit 35 Prozent noch drastischer aus. Auch für die VW-Kernmarke und den Premiumhersteller Mercedes-Benz ging es abwärts. Lediglich BMW schaffte eine leichte Steigerung um 3,2 Prozent.
Probleme bestehen aber auch am Heimatmarkt: Die Zahl der neuzugelassenen Fahrzeuge ging in Deutschland in den beiden Corona-Jahren drastisch zurück. Erstmals seit 2013 wurden in beiden Jahren jeweils weniger als 3 Millionen Neufahrzeuge registriert. 2021 ging der Wert auf 2,62 Millionen Autos zurück – der niedrigste Stand in Deutschland seit 1985.
Ukraine-Krieg trübt Aussichten ein
Für das laufende Jahr erwartete der Verband der Automobilindustrie (VDA) eigentlich einen Anstieg um 7 Prozent auf etwa 2,8 Millionen Neuzulassungen – doch das war Anfang Februar und somit vor Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine.
Seitdem haben sich die Bedingungen noch einmal erheblich verschlechtert. Wirtschaftssanktionen gegen Russland, eine Verschärfung der bereits bestehenden globalen Lieferkettenprobleme und zusätzliche Unsicherheiten belasten die Unternehmen der Automobilbranche und weit darüber hinaus.
Ifo-Umfrage: Autobranche mit pessimistischem Ausblick
Laut einer Befragung des Münchener Ifo-Instituts rechnet die Autobranche nunmehr mit einer sehr ungünstigen Gemengelage aus steigenden Produktionskosten und weiter sinkenden Absätzen. Der entsprechende Branchenindex brach im März von zuvor plus 14,4 auf nun minus 43,1 Punkte ein. Das war laut Angaben des Ifo-Instituts der heftigste bislang für die Branche gemessene Rückgang binnen eines Monats.
Eigentlich waren die Herausforderungen der Branche für das Jahrzehnt gesetzt: Vernetzung, Automatisierung und Digitalisierung auf der einen Seite, Elektrifizierung und Abschied vom Verbrenner auf der anderen Seite hießen die beiden tiefgreifenden Umwälzungen, die eine strategische Neuausrichtung und hohe Investitionen der Hersteller verlangen. Die Transformationsprozesse laufen weiter, die Rahmenbedingungen aber könnten schlechter kaum sein.
So ist die Chipkrise längst nicht ausgestanden, globale Lieferketten geraten nach wie vor ins Stottern, der Nachschub an Rohstoffen und Bauteilen ist nicht gesichert und die Preise für Material und Energie steigen erheblich. Unsicherheitsfaktoren wie die weiterhin schwelende Pandemie sowie die geopolitischen Unwägbarkeiten des Kriegsgeschehens in der Ukraine kommen zusätzlich erschwerend hinzu.
Auto-Aktien unter Druck
Das macht sich auch an den Aktienmärkten bemerkbar: Die Kurse von Volkswagen und BMW sind seit Beginn des Jahres um jeweils rund 17 Prozentpunkte eingebrochen, Mercedes-Benz steht mit einem Kursverlust von rund 8 Prozent etwas besser da.
In Kürze steht die Präsentation der Bilanzen für das Auftaktquartal auf der Agenda. Diese dürften noch einmal schwarz auf weiß die Probleme der Branche belegen. Den Anfang macht Mercedes-Benz am 27. April, Anfang Mai folgen dann Volkswagen (04.05.) und BMW (05.05.).