Biontech: Umsatz, Gewinn und Aktie im Plus
Noch vor einem Jahr kannte kaum jemand das kleine Unternehmen aus Mainz, heute vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über das erste Produkt des Hauses berichtet wird, das Marktreife erlangen konnte: Biontech hat in dieser Woche seine Bilanz vorgelegt und erlaubt damit einen Einblick in die Geschäftsentwicklung des erfolgreichen Impfstofflabors während der Pandemie.
Bereits im Frühjahr 2020 hatte Biontech angekündigt, an einem Impfstoff gegen Covid-19 zu forschen. Dazu holte man sich mit Pfizer einen erfahrenen und leistungsstarken Kooperationspartner ins Boot. Im Laufe des Jahres investierten diverse Regierungen Millionenbeträge in die Impfstoffforschung, zahlreiche Unternehmen wurden mit entsprechenden Zuschüssen bedacht, darunter auch das Forschungsprojekt von Biontech und Pfizer – das letztlich im Dezember das erste weltweit zugelassene Präparat hervorbrachte und die Bekämpfung der Pandemie in eine entscheidende neue Phase lenken half.
Biontech schreibt erstmals schwarze Zahlen
Doch der Erfolg des Unternehmens kommt nicht nur der Allgemeinheit zugute. Wie die Mainzer in dieser Woche mitteilten, verzeichnet Biontech für 2020 erstmals in seiner Unternehmensgeschichte schwarze Zahlen. Nach einem Minus von 180 Millionen Euro im Jahr 2019 konnte Biontech für 2020 unterm Strich ein Plus von 15 Millionen Euro verbuchen – ein gewaltiger Sprung nach oben, und das ist womöglich erst der Anfang.
Nach einer Umsatzsteigerung von rund 109 Millionen Euro in 2019 auf 482 Millionen Euro in 2020 rechnet das Mainzer Unternehmen für das laufende Jahr mit 10 Milliarden Euro, angekurbelt durch Produktion und Vertrieb des Impfstoffs, der neuerdings auch in einem Marburger Werk rund um die Uhr vom Band läuft.
Nicht zuletzt dank des neuen Produktionsstandorts erhöhte Biontech seine angestrebte Jahresproduktion für 2021 von vormals 2 auf nun 2,5 Milliarden Impfdosen. Gut die Hälfte davon ist schon verkauft, insbesondere Europa und die USA haben sich große Mengen des Impfstoffs gesichert.
Corona-Impfstoff als Cash Cow
Ugur Sahin, Gründer und Chef von Biontech und seit kurzem auch Träger des Bundesverdienstkreuzes, rechnet außerdem damit, dass über die beiden erforderlichen Impfdosen pro Person hinaus eine Auffrischung in einem gewissen zeitlichen Abstand empfehlenswert sein dürfte – was dann wiederum zusätzliches Geld in die Kassen seines Unternehmens spülen würde.
Für dieses und wohl auch für das kommende Jahr wird sich der Corona-Impfstoff voraussichtlich als Cash Cow für Biontech erweisen. Das Präparat ist weltweit gefragt und besticht durch hohe Wirksamkeit und vergleichsweise gute Verträglichkeit. Im Gegensatz zu manch einem Konkurrenzprodukt laufen Produktion und Auslieferung weitgehend störungsfrei, auch von gravierenden Nebenwirkungen ist bislang nicht die Rede. Stattdessen gab es zuletzt eine weitere Positivmeldung: Daten aus Israel legen nahe, dass nicht nur die Gefahr einer Infektion oder eines schweren Krankheitsverlaufs für die Geimpften selbst drastisch sinkt, sondern sie auch weitaus weniger ansteckend sind.
mRNA: Gewinnträchtige Zukunftstechnologie
Das lässt hoffen: Denn die im Biontech-Impfstoff eingesetzte neuartige mRNA-Technologie lässt sich nicht nur zur Bekämpfung des Coronavirus einsetzen, sondern kann auch auf anderen Gebieten angewandt werden. Neben Impfungen gegen Infektionskrankheiten versprechen sich Forscher auch neue Therapieansätze gegen Krebsleiden oder Allergien von der neuen Methode.
Kommt es hier in den folgenden Jahren zu weiteren Durchbrüchen, winkt ein Milliardengeschäft – in dem Biontech ganz vorne mitmischen will. Ziel der Mainzer ist es, zu einem der weltweit führenden Pharmaunternehmen aufzusteigen und mit Branchengrößen wie etwa Bayer im gleichen Atemzug genannt zu werden.
Das hören auch die Anleger gern: Die an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistete Biontech Aktie legte im Nachgang der Bilanzpräsentation um rund 9 Prozentpunkte zu und hat sich auf Jahressicht mehr als verdoppelt. Zum Monatswechsel war das Papier für knapp 110 US-Dollar zu haben.