Biontech übertrifft Gewinnerwartungen – Aktie tiefrot

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Von einem solchen Glücksgriff können die meisten Kommunen in Deutschland nur träumen: Die hochverschuldete Stadt Mainz profitiert vom Erfolg des dort ansässigen Impfstoffherstellers Biontech, der voraussichtlich einen satten Überschuss in die Finanzen der klammen Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz spülen wird. Schon zum Ende des Jahres 2022 könnte Mainz schuldenfrei sein, jubelte die Verwaltung Anfang der Woche.

Den neuen Schwung will man nun nutzen: So soll die Gewerbesteuer gesenkt werden, um als Firmenstandort mehr Attraktivität zu gewinnen. Zudem plant Mainz, zu einem führenden Standort für den Biotechnologiesektor zu werden.

Biontech übertrifft Gewinnerwartungen deutlich

Biontech jedenfalls scheint mit seiner Adresse „An der Goldgrube“ goldrichtig zu liegen. Im zurückliegenden Sommerquartal hat das Unternehmen einen Nettogewinn von rund 3,2 Milliarden Euro eingefahren und damit die Erwartungen der Analysten noch einmal deutlich übertroffen, die im Schnitt von „nur“ 2,5 Milliarden Euro ausgegangen waren.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte Biontech noch einen Verlust in Höhe von 210 Millionen Euro ausgewiesen. Auch beim Umsatz machte das Biotech-Startup einen gewaltigen Sprung von 67,5 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf nun gut 6 Milliarden Euro. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres beläuft sich der Umsatz mittlerweile auf stolze 13,44 Milliarden Euro.

Jahresprognose erneut angehoben

Weil zuletzt weitere Lieferverträge für den erfolgreichen Covid-19-Impfstoff Comirnaty abgeschlossen werden konnten, hat Biontech nun auch für das Gesamtjahr einmal mehr seine Prognose angehoben. Anstelle der bislang angepeilten 15,9 Milliarden Euro geht man nun von 16 bis 17 Milliarden Euro Verkaufserlösen aus. Insgesamt sind für dieses Jahr bereits Lieferverträge über 2,5 Milliarden Impfdosen unterzeichnet. Im kommenden Jahr planen Biontech und sein Kooperationspartner, der US-Pharmariese Pfizer, die Produktionskapazitäten auf bis zu 4 Milliarden Dosen auszuweiten.

Auch Pfizer hatte im Zuge der Präsentation seiner Quartalsbilanz die Umsatzprognose für 2021 angehoben von 33,5 auf 36 Milliarden Dollar, allein bezogen auf das Geschäft mit dem Impfstoff. Für das kommende Jahr erwarten beide Unternehmen weiterhin sprudelnde Gewinne. Kein Wunder, denn weite Teile Afrikas und anderer Entwicklungsländer sind noch gar nicht geimpft. Zugleich setzen immer mehr Länder auf Booster- und Auffrischungsimpfungen und weiten die Zulassung für das Vakzin auf immer jüngere Altersgruppen aus. Die Nachfrage dürfte also weiterhin hoch bleiben, zumal das Präparat neben dem ebenfalls mRNA-basierten Impfstoff des US-Konkurrenten Moderna als eines der erfolgreichsten weltweit gilt.

Pfizer Pille setzt Biontech Aktie unter Druck

Dass die Biontech Aktie zuletzt dennoch massive Verluste eingefahren hat und zwischenzeitlich um 40 Prozent in den Keller rauschte, haben die Mainzer ausgerechnet dem eigenen Partner Pfizer zu verdanken: Der US-Konzern hat vor wenigen Tagen angekündigt, eine Pille in der Pipeline zu haben, die zur Therapie nach bereits erfolgter Infektion mit dem Virus eingesetzt werden kann. Klinische Studien lieferten demnach vielversprechende Ergebnisse, ein Zulassungsverfahren soll zeitnah auf den Weg gebracht werden.

Dennoch dürfte der Kursrutsch der Biontech Aktie überzogen sein, denn auch wenn eine Therapie zur Verfügung steht, dürfte weiterhin ein großes Interesse an der Prophylaxe durch den Impfstoff bestehen. Dieser hilft nachgewiesenermaßen sehr zuverlässig, schweren Krankheitsverläufen mit Aufenthalten auf der Intensivstation oder auch Todesfällen vorzubeugen.

Langfristige Chancen bei Biontech

Zudem ist das Impfstoffgeschäft für Biontech eher ein Nebenprodukt, das nun zur einträglichen Geldquelle wird, um die eigentlichen Forschungsschwerpunkte weiter voranzutreiben. Tatsächlich forschen die Mainzer an neuartigen Krebstherapien und weiteren Präparaten zum Schutz vor Krankheiten, die bislang als wenig beherrschbar gelten.

Langfristig orientierte Anleger können einen Kursrücksetzer daher als Einstiegsgelegenheit nutzen. Trotz des jüngsten Kursverlusts liegt das Papier seit Jahresbeginn weiterhin mehr als 180 Prozent im Plus.