Biontech: Impfstoff für Schulkinder noch in diesem Jahr?
Einmal mehr gute Nachrichten aus Mainz: Der Impfstoff-Pionier Biontech hat angekündigt, den Zulassungsantrag für sein Vakzin für Fünf- bis Zwölfjährige auf den Weg zu bringen. Entsprechende Studiendaten hätten positive Ergebnisse geliefert, betonte Mitgründerin Özlem Türeci bereits vor gut einer Woche.
Demnach hat sich die Schutzimpfung gegen Covid-19 bei den Kindern im schulpflichtigen Alter als sicher und wirksam erwiesen. Die Schutzwirkung sei vergleichbar mit jener in der Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen, auch die erwartbaren Nebenwirkungen bewegten sich auf ähnlichem Niveau. Den Studien liegen Daten von mehr als 2.000 Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren zugrunde.
Zulassungsantrag noch in diesem Jahr
Möglichst zügig soll nun eine Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA auf den Weg gebracht werden, auch beim Pendant der Europäischen Union, der EMA, wird ein Zulassungsantrag vorbereitet. Gleiches gilt für etliche weitere Zulassungsbehörden rund um den Globus.
Die Zulassungsverfahren sollen noch in diesem Jahr beginnen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich erfreut und äußerte die Erwartung, dass eine endgültige Zulassung des Vakzins von Biontech und Pfizer voraussichtlich im ersten Quartal 2022 erfolgen werde. Mit einer allgemeinen Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) rechnet Spahn allerdings erst etwas später. Auch bei der Altersgruppe der Jugendlichen ab zwölf Jahren hatte die STIKO eine allgemeine Empfehlung erst mit einigen Wochen Verzögerung ausgesprochen, was bei Gesundheitspolitikern, aber auch bei Eltern auf wenig Verständnis getroffen war.
Politik will Schulen offenhalten – doch zu welchem Preis?
Erklärtes Ziel der Politik ist es, das neue Schuljahr so weit wie möglich in Form von Präsenzunterricht und voller Klassenstärke durchführen zu lassen. Ein Impfschutz für Schülerinnen und Schüler würde die Situation in den Klassenräumen deutlich sicherer machen und mutmaßlich auch zu weniger individuellen Ausfallzeiten durch Infektionen oder Quarantäne-Anordnungen führen.
Eine „Durchseuchung“ der jüngeren Altersgruppen, wie sie von manchen ins Spiel gebracht wurde, halten Experten hingegen für kaum zu verantworten. Auch wenn Kinder ein geringeres Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden, wären bei einer vollständigen Durchinfizierung der Schulklassen zigtausende Leben gefährdet – zumal die Kinder auch bei geringer Eigengefährdung wiederum Familienmitglieder aus Risikogruppen anstecken könnten.
Biontech stellt Impfstoff für Kleinkinder in Aussicht
Biontech treibt unterdessen seine Forschung weiter voran: Möglichst noch vor Ende des Jahres will das Mainzer Unternehmen auch für Kleinkinder ab sechs Monaten eine Impfstoffzulassung vorbereiten, entsprechende Studien laufen bereits.
Kinder unter zwölf Jahren erhalten pro Impfung lediglich ein Drittel der Dosis, die älteren Jugendlichen und Erwachsenen verabreicht wird, zeigen aber dennoch eine hohe Immunreaktion. Kleine Kinder sollen eine nochmals reduzierte Dosierung des Wirkstoffs erhalten.
Pionier in Sachen mRNA
Biontech war Ende 2020 das erste Unternehmen, das in Europa und den USA einen Antrag auf Zulassung seines Vakzins gegen Covid-19 gestellt hatte. Die Notfallzulassung erfolgte wenige Wochen später. Fast zeitgleich brachten auch der britisch-schwedische Konzern AstraZeneca sowie das US-Startup Moderna Impfstoffe auf den Markt, wobei Moderna und Biontech bislang als einzige Vakzine weltweit auf der neuartigen mRNA-Technologie basieren. Beide Unternehmen haben sich auf dieses Verfahren spezialisiert und streben neben der Impfstoffentwicklung die Patentierung weiterer Medikamente an, beispielsweise in der Krebstherapie.
Vorerst aber erweisen sich die mRNA-Impfstoffe als weltweit heißbegehrt und spülen entsprechend viel Cash in die Unternehmenskassen. Biontech verzeichnet nach verlustreichen Jahren, die gekennzeichnet waren von Investitionen in Forschung und Entwicklung, in diesem Jahr erstmals Milliardengewinne – Tendenz steigend.
Sprudelnde Milliardengewinne und kein Ende in Sicht
Denn neben der wohl bald möglichen Impfung jüngerer Altersgruppen sind auch Drittimpfungen besonders gefährdeter Risikogruppen im Gespräch – und längst ist der Impfstoff nicht überall auf der Welt verfügbar. Die Nachfrage ist weiterhin deutlich höher als das Angebot.
Das ist gut fürs Geschäft und auch für den Aktienkurs: Seit Jahresbeginn haben sich die Anteilsscheine von Biontech, aber auch Aktien des US-Konkurrenten Moderna, um jeweils rund 300 Prozent verteuert.