Biontech auf Expansionskurs
Als erstes Unternehmen überhaupt hat das Mainzer Unternehmen Biontech Ende 2020 einen Impfstoff gegen Covid-19 auf den Markt gebracht. Weltweit wird das Präparat inzwischen millionenfach verabreicht – und doch herrscht nach wie vor ein eklatanter Impfstoffmangel.
Das gilt für Deutschland und Europa, wo die Arztpraxen mit dem Abarbeiten ihrer Wartelisten kaum hinterherkommen. Es gilt aber umso mehr auch für die ärmeren Länder und Regionen der Welt, in denen die Impfungen kaum oder noch gar nicht begonnen haben.
Biontech lehnt Patentfreigabe ab
So verfügen weite Teile des afrikanischen Kontinents, aber auch ärmere Länder in Südostasien sowie Südamerika nach wie vor über keine oder viel zu wenig Impfstoffe. Vor diesem Hintergrund war eine Freigabe von Patenten immer wieder ins Gespräch gebracht worden, doch Biontech warnt: Das allein würde die Impfstoffknappheit nicht beseitigen. Es braucht die entsprechenden Produktionsstätten sowie das notwendige, hochspezialisierte Know-how. Für beides will die Firma nun sorgen.
So kündigten die Mainzer nun an, nach Südostasien zu expandieren und einen Hauptstandort in Singapur aufzubauen – inklusive Produktionsanlage. Auch anderswo im globalen Süden werden entsprechende Möglichkeiten geprüft. Da es jedoch eine ganze Weile dauern wird, bis in neu errichteten Produktionsstätten tatsächlich Impfstoffdosen vom Band rollen, soll nun eine größere Lieferung zum Vorzugspreis an die USA gehen, die ihrerseits die Impfstoffe an bedürftige Länder spenden wollen. Auch die Europäische Union hat seit Beginn der Impfkampagne ein gewisses Kontingent ihrer Vakzine für die weltweite Verteilung in ärmere Regionen vorgehalten.
Biontech Aktie: Milliardengewinn im Auftaktquartal
Bei Biontech freut man sich unterdessen über milliardenschwere Gewinne: Nach jahrelangen Verlusten verzeichnete die Biotechnologiefirma im Auftaktquartal 2021 erstmals einen Gewinn in Höhe von mehr als 1 Milliarde Euro, der sich im Jahresverlauf insgesamt verzehnfachen könnte.
Mit Neu-Impfungen im globalen Süden, Nach-Impfungen bei bereits immunisierten Personen in den westlichen Industrienationen und künftigen Impfungen weiterer Bevölkerungsgruppen wie etwa kleineren Kindern stehen der Firma auch weiterhin goldene Zeiten bevor. Man rechnet in Mainz für die kommenden etwa 5 bis 10 Jahre mit erquicklichen Erträgen aus dem Covid-19-Impfstoff – kein Wunder also, dass man an einer Freigabe der Patente wenig interessiert ist.
Anleger honorierten den Erfolg mit einer Vervierfachung des Aktienkurses binnen eines Jahres. War der Name des Mainzer Unternehmens bei dessen Börsengang Ende 2019 nur Insidern und Branchenkennern ein Begriff, kennt man die auf mRNA-Forschung spezialisierte Firma nun rund um den Globus.
Impfstoff nur Nebenprodukt auf dem Weg zu größeren Zielen
Auf dem Gebiet der mRNA-Technologie hat man auch künftig noch große Pläne: Die Impfstoffentwicklung war lediglich ein Nebenprodukt, der eigentliche Fokus von Biontech lag und liegt auf der Krebsforschung.
Sollte es eines Tages tatsächlich gelingen, Menschen erfolgreich gegen Krebs zu immunisieren, kann man sich die finanziellen Dimensionen kaum ausmalen, die ein solcher Erfolg für das entsprechende Unternehmen mit sich brächte – gilt Krebs doch nach wie vor als eine der häufigsten Todesursachen und, je nach Art, nur schwer zu behandeln.