Bilfinger-Aktie: Morgen fällt der Vorhang – was Sie jetzt wissen müssen!
Morgen ist der Tag der Wahrheit: Der Mannheimer Anlagenbauer Bilfinger will am Donnerstag (10. Februar) seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2021 vorstellen. Wenige Stunden bevor der Vorhang fällt, ist es nun höchste Zeit, den Traditionskonzern aus Mannheim einmal ins Rampenlicht zu stellen.
Denn Bilfinger ist bei diversen Zukunftstechnologien ein wichtiger Player. So konnte man etwa in Sachen Elektromobilität erst vor wenigen Tagen eine wegweisende Kooperation ergattern. Doch dazu gleich mehr.
Das ist Bilfinger
Zunächst für Sie zur Einordnung: Das Unternehmen ist ein international führender Industriedienstleister. Mit seinen rund 30.000 Mitarbeitern baut der Konzern Anlagen für die industrielle Produktion. Doch nicht nur das. Das Portfolio von Bilfinger deckt im Prinzip die gesamte Wertschöpfungskette ab: von Beratung, Fertigung, Montage, Instandhaltung, Prozessoptimierung, Anlagen-Erweiterung und deren Generalrevision bis hin zu Umwelttechnologien und digitalen Anwendungen.
Bilfinger ist in Deutschland, Europa und dem Nahen Osten seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Ansprechpartner, wenn es um neue effiziente Industrieprojekte geht. Zu den Kunden zählen unter anderem die Chemiebranche, Energiekonzerne, Pharmafirmen und nicht zuletzt Metallverarbeiter. Im Gesamtjahr 2020 kam der Konzern auf einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro.
Erneuerbare Energien: Wasserstoff im Fokus
Nun zu den Zukunftstechnologien: Drei Bereiche will Bilfinger hier abdecken. Erstens: erneuerbare Energien. Der Konzern ist Partner diverser Wasserstoffprojekte in Europa. In Falkenhagen (Brandenburg) etwa betreibt die Energiefirma Uniper eine Pilotanlage zur Speicherung und Übertragung von Windstrom. Dabei wird per Elektrolyse „grüner“ Wasserstoff hergestellt.
Bilfinger unterstützte den Bau der Anlage und lieferte das Steuerungssystem sowie Datenspeicher. Die Mannheimer jedenfalls wollen in den nächsten Jahren bei weiteren Elektrolyse-Projekten mitmischen. Mit Blick auf die strengen Klimaziele dürfte das dem Konzern erhebliche Wachstumsimpulse verschaffen.
Bilfinger profitiert von Kernkraft-Renaissance
Zweitens: die Kernkraft. Auch hier ist Bilfinger ein gefragter Partner. Das Unternehmen hilft seinen Kunden beim Bau von Atomkraftwerken. Im Südwesten Englands etwa wird derzeit der Nuklearstandort Hinkley Point um zwei weitere Reaktoren ergänzt. Bereits 2018 erhielt Bilfinger vom zuständigen Stromerzeuger EDF Energy den Auftrag, die Vorbereitung und Planung der neuen Anlagen zu übernehmen. Zudem stellen die Deutschen dort spezielle Prüfverfahren für die hochsensible Nukleartechnik zur Verfügung.
In vielen Ländern erlebt die Atomkraft derzeit eine Renaissance. Erst kürzlich hatte die EU die Kernkraft zu einer grünen Technologie erklärt und damit den Weg für staatliche Förderungen freigemacht. Schließlich fallen beim Betrieb jener Kraftwerke keine CO2-Emissionen an.
Für Bilfinger jedenfalls ist das eine lukrative Geldgrube – das gilt übrigens auch im umkehrten Falle. In Deutschland etwa werden die Atomkraftwerke seit Jahren rückgebaut, mithilfe von Bilfinger. Der Konzern hat beispielsweise die Dampferzeuger im ehemaligen Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich demontiert. Und auch bei der Endlagerung radioaktiver Abfälle greift der deutsche Staat auf die Expertise aus Mannheim zurück.
Elektromobilität: Kooperation mit Rock Tech schürt Wachstumsfantasie
Drittens: die Elektromobilität. Bilfinger unterstützt Unternehmen beim Bau von Produktionsanlagen für Batteriematerialien. Seit einigen Jahren kooperiert man hier zum Beispiel mit dem Chemiekonzern BASF. Nun konnte man einen weiteren aussichtsreichen Partner gewinnen: Rock Tech Lithium.
Das kanadische Unternehmen will in Kanada den Batterierohstoff Lithium fördern und diesen im brandenburgischen Guben zu batteriefähigem Lithiumhydroxid weiterarbeiten. Jährlich 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid soll die geplante Raffinerie hervorbringen – genug Material, um die Batterien von 500.000 Elektroautos herzustellen. Bilfinger wird Rock Tech bei der Planung und dem Bau dieser gigantischen Anlage unterstützen.
Klar: Noch ist die deutsche Lithiumraffinerie von Rock Tech nicht behördlich genehmigt. Sollte das Projekt doch noch gecancelt werden, würde jetzt natürlich auch Bilfinger mit im Boot sitzen. Ein Risikofaktor, den Sie als Anleger definitiv kennen sollten.
Langfristiges Potenzial
Bilfinger ist ein wichtiger Partner der Industrie, die derzeit ihren wohl größten Wandel durchlebt. Der Traditionskonzern aus Mannheim hilft seinen Industriepartnern, diese Transformation zu bewältigen – seien es erneuerbare Energien, Kernkraft oder die Elektromobilität. Das gibt der Aktie langfristiges Potenzial.
Kurz- bis mittelfristig bleibt Bilfinger als Industriedienstleister natürlich sehr konjunkturabhängig. Sollte es hier neue Negativentwicklungen etwa durch die Corona-Pandemie oder die Ukraine-Krise geben, würde wohl auch die Bilfinger-Aktie an Luft verlieren.
Wachstumszahlen für Donnerstag erwartet
Für die Bilanzpräsentation am morgigen Donnerstag sieht es derweil noch sehr rosig aus. Der Konzern erwartet für das Gesamtjahr 2021 ein deutliches Umsatzwachstum und eine EBITDA-Marge von leicht über 3 Prozent. Zur Erinnerung: 2020 hatte man einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro generiert bei einer Marge von nur 0,6 Prozent.
Der Konzern erwartet also eine deutliche bessere Profitabilität. Das sehen übrigens auch die meisten Analysten so.
Aktie immer noch ein Kauf?
Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2021 liegt bei Bilfinger bei knapp 20 Zählern (via Marketscreener). Die Aktie ist also nicht mehr ganz so günstig bewertet, im Branchenvergleich aber immer noch lukrativ. Vor allem mit Blick auf das laufende Jahr. Hier wird das KGV laut Schätzungen nur noch bei 13 Zählern liegen. Die Aktie könnte 2022 für Sie als Anleger also rentabler werden.
Risikoaffine Anleger können somit vor der morgigen Bilanzpräsentation zugreifen. Anzumerken bleibt, dass mögliche Negativüberraschungen den Kurs drücken könnten – vor allem wenn es um die Prognose für 2022 geht. Behalten Sie das immer im Hinterkopf.