Starke Zahlen von Beiersdorf: Doch ein Problem bleibt!

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Ob Nivea, Eucerin, Labello, 8×4, Hansaplast oder Florena: Für viele Millionen Verbraucher gehören die Produkte von Beiersdorf fest zum Alltag – auch in Zeiten steigender Preisen. Das verschafft dem deutschen Traditionskonzern einen wichtigen Vorteil, denn er kann die inflationär gestiegenen Kosten sehr gut an die Händler bzw. Endkunden weitergeben.Beiersdorf: So stark legte der Umsatz in 2022 zu

Schauen Sie: Beiersdorf hat im letzten Jahr laut neuen Zahlen seinen Konzernumsatz organisch um rund 10 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro gesteigert. Nominal lag das Wachstum gar bei 16,3 Prozent, wobei sich hier auch die für Beiersdorf vorteilhaften Wechselkurse positiv auswirkten (starker US-Dollar in 2022).

Der Unternehmensbereich „Consumer“, in dem unter anderem die oben genannten Marken gebündelt sind, legte beim Umsatz organisch um 10,5 Prozent zu. Starker Zuwachs meldete der Konzern indes für die Derma-Marken Eucerin und Aquaphor, die kumuliert um knapp 24 Prozent wuchsen. Die Kernmarke Nivea schaffte immerhin ein Plus von 9,6 Prozent.

Aber auch im zweiten Unternehmensbereich, Tesa, lief es umsatzseitig sehr gut. Das Geschäft mit Klebebändern stieg organisch um 8,8 Prozent. Die Beiersdorf-Tochter Tesa produziert übrigens nicht nur Klebeprodukte für den Endverbraucher, sondern auch für die Auto- und Elektronikindustrie. Jener Geschäftsbereich (tesa Industry) erzielte gar ein Umsatzplus von 10,0 Prozent. Auch hier hat Beiersdorf die gestiegenen Kosten wegen der hohen Nachfrage ohne Probleme an die Kunden weitergeben können.

Aber wie sieht es mit dem Profit aus?

Tatsächlich konnte der Hamburger Konzern die Preise so stark erhöhen, dass ein zusätzlicher Gewinn abfiel. So stieg das Betriebsergebnis (EBIT) deutlich um 20,8 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Da das Ergebnis stärker wuchs als der Umsatz, verbesserte sich auch die Profitabilität – wenngleich nur leicht. So legte die EBIT-Umsatzrendite in 2022 um 0,2 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent zu. Unterm Strich verdiente Beiersdorf indes 771 Millionen Euro nach 655 Millionen im Vorjahr.

Konzernboss Vincent Warnery sprach von einem herausragenden Jahr für Beiersdorf und betonte, dass das Unternehmen zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum erzielt habe.

Für 2023 rechnet Warnery mit einem Umsatzplus im Kosmetik-Geschäft (Consumer) im mittleren einstelligen Bereich – ebenso bei der kleineren  Klebstoffsparte Tesa. Bei der Rendite (EBIT-Marge) peilt das Management ebenfalls eine Verbesserung an, wenn auch nur marginal.

Schauen wir uns die Beiersdorf-Aktie an

Beiersdorf profitiert also von der hohen Inflation und der Tatsache, dass seine Produkte fest in den Alltag vieler Verbraucher integriert sind. An der Börse löste das am Mittwoch veröffentlichte Zahlenwerk trotzdem keine Jubelschreie aus. Nach heftigen Auf- und Abwärtsbewegungen notierte das Papier am Donnerstagvormittag leicht unter dem Niveau von Dienstagabend (Stand: 02.03.2023, 9:30 Uhr).

Das hat auch damit zu tun, dass die Beiersdorf-Aktie in den letzten 12 Monaten bereits deutlich zulegen konnte, wie Sie im Chart sehen können[1]:

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0,70 Euro: Dividende bleibt gleich – seit 16 Jahren

Entsprechend ist in dem Papier schon einiges an Hoffnung eingepreist. Aber auch die Dividendenpolitik dürfte an der Börse abermals für eine verhaltene Stimmung gesorgt haben. So will Beiersdorf die Ausschüttung trotz des Gewinn-Boosts und des höheren Eigenkapitals (7,8 Mrd. €) nicht steigern. Nach wie vor peilt das Management eine Dividende von 0,70 Euro pro Aktie an. Seit 2007 hat der Konsumgüterkonzern seine Dividende somit nicht mehr verändert.

Da der Aktienkurs in den letzten 12 Monaten aber zulegte, wird die Belohnung für die Aktionäre immer kleiner. Laut aktuellem Kursstand liegt die Dividendenrendite bei nur noch 0,62 Prozent (Stand: 02.03.2023, 9:30 Uhr).

Warum Konzernboss Warnery auf langfristiges Wachstum setzt

Beiersdorf jedenfalls verfolgt seit Jahren die Strategie, den Profit nicht vorrangig den Aktionären zugutekommen zu lassen, sondern in Wachstum zu investieren. Vorstandschef Warnery betonte nun abermals, dass Übernahmen ganz oben auf der Agenda stünden. In den letzten Jahren hatte sich Beiersdorf bereits mehrere neue Marken einverleibt – darunter Chantecaille (Kosmetik) und Coppertone (Sonnencreme).

Potenzial sieht Warnery indes im Bereich BioTech. Erst kurz vor Weihnachten hatte der Konzern in die Firma S-Biomedic investiert, die  in der Mikrobiom-Forschung engagiert ist. S-Biomedic entwickelt Wirkstoffe für kosmetische Produkte, die auf lebenden Hautbakterien basieren. Warnery verbindet mit dieser innovativen Premium-Hautpflege enorme Wachstumschancen und will deshalb weitere Zukäufe in Erwägung ziehen. Dafür habe er die volle Unterstützung der Eigentümer, so der Manager mit Blick auf die Maxingvest AG, die rund 51 Prozent an Beiersdorf hält.

Hinter der Maxingvest AG steckt die Familie Herz, die auch 100-prozentiger Eigentümer der Tchibo GmbH ist. Der mächtigen Unternehmerfamilie jedenfalls scheint Wachstumsstabilität wichtiger zu sein als kurzfristige Aktionärsrenditen.

Mein Fazit für Sie

Die Zahlen von Beiersdorf für 2022 entsprachen im Großen und Ganzen den Erwartungen des Marktes. Und die Prognose für 2023 ist solide. In einem herausfordernden Umfeld verdeutlicht Beiersdorf also abermals seine Stellung als Fels in der Brandung.

Dass das Management die Dividende trotzdem nicht erhöhen will, ist für die Börse natürlich eine bittere Pille – auch weil der Konzern zudem auf ein Aktienrückkaufprogramm verzichtet.

Zum Vergleich: Der deutsche Erzkonkurrent Henkel hatte in den letzten Jahren zwar ebenfalls seine Dividende nicht (wesentlich) erhöht – allerdings erst seit 2018 nicht mehr. Die Dividendenrendite von Henkel jedenfalls liegt bezogen auf die für 2022 erwartete Ausschüttung bei 2,86 Prozent und damit deutlich über der Rendite von Beiersdorf.

Auf der anderen Seite muss eine stagnierende Dividende nicht unbedingt schlecht sein. Beiersdorf hat dadurch mehr Geld in der Hand, um Zukäufe und Investitionen in die Entwicklungsarbeit zu forcieren, was Wachstum freisetzen dürfte.

Entsprechend sollten Sie als Anleger die Aktie eher als langfristigen Schutzschild verstehen.