Bechtle auf Expansionskurs – Anleger dennoch skeptisch
In diesem Jahr tun sich Technologieaktien schwer. Auch die Papiere des deutschen IT-Dienstleisters Bechtle liegen mit einem Kursrückgang von über 40% deutlich im Minus. Daran konnten auch die Zahlen zum dritten Quartal bislang wenig ändern. Nach dem Kursrutsch notieren die Papiere mit rund 33,50 Euro deutlich unter dem Rekordhoch von 69,24 Euro, dass die Papiere Anfang November letzten Jahres noch markiert hatten. Es ist also an der Zeit, einen Blick auf die Geschäftsentwicklung und die Perspektiven des Konzerns zu werfen.
Bechtle – Ein großer Spieler im IT-Geschäft
Bevor ich auf die aktuelle Geschäftsentwicklung eingehe, möchte ich Ihnen den IT-Dienstleister aus Neckarsulm näher vorstellen: Bechtle ist nämlich das größte unabhängige IT-Systemhaus in Deutschland. Dabei umfasst das operative Geschäft des Unternehmens 2 Segmente:
Im Bereich „IT-Systemhaus“ unterstützt Bechtle seine Kunden bei der Planung, dem Aufbau und Betrieb ihrer IT-Infrastruktur. Im Geschäftsbereich „IT-E-Commerce“ vertreibt Bechtle rund 40.000 Hardware- und Softwareprodukte über Onlineshops, auf kundenindividuellen E-Procurement-Plattformen und per Telesales.
Hohe Wettbewerbs-Qualität
Mit seinem Geschäftsmodell, der Verbindung von IT-Dienstleistungen und dem Direktvertrieb von IT-Produkten hat sich Bechtle einen bedeutenden Marktanteil erobert. Vor allem auch durch Akquisitionen etablierter Firmen konnte sich Bechtle zudem im Bereich spezialisierter IT-Lösungen, wie z. B. CAD, Navision oder SharePoint, positionieren. Mittlerweile betreibt Bechtle rund 80 Systemhausstandorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie 24 E-Commerce-Gesellschaften in 14 Ländern Europas..
Fallende Preise für IT-Hardware begrenzen zwar die Marktqualität, drängen jedoch kleinere Wettbewerber aus dem Markt. Als aktiver Marktkonsolidierer beschleunigt Bechtle diesen Prozess.
Langfristig beeindruckende Geschäftsentwicklung
Mit seiner Positionierung und seinen Zukäufen erzielte der IT-Spezialist in den letzten Jahren kräftige Zuwachsraten. Immerhin verbesserte sich der Umsatz von 2,62 Milliarden Euro in 2011 auf 5,30 Milliarden Euro in 2021. Beim Gewinn konnte Bechtle eine neue Bestmarke erreichen. Unter dem Strich blieb in 2021 ein Nettogewinn von 231 Millionen Euro hängen.
Das ist nicht nur deutlich mehr als im Zehnjahresvergleich (63 Millionen Euro in 2011), sondern lag auch höher als im Vorjahr (193 Millionen Euro). Die Nettogewinnmarge erreichte mit 4,35% das höchste Niveau der Firmengeschichte.
Bechtle weiter auf dem Wachstumspfad
Im zurückliegenden dritten Quartal zeigte sich Bechtle erstaunlich robust. Der Umsatz vor allem dank des Auslandsgeschäfts um 14,6% auf 1,46 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern legte indes nur leicht um 1,3% auf 88,2 Millionen Euro zu. Die Covid-bedingten Einsparungen wie etwa bei Reisekosten seien zu erheblichem Teil wieder weggefallen – zudem macht sich auch die Kosteninflation bemerkbar. Unter dem Strich erhöhte sich daher der Nettogewinn um 1,1% auf 63,4 Millionen Euro.
Verhaltene Prognose für das Gesamtjahr
Für die ersten neun Monate kann Bechtle damit ein Umsatzplus von 11,9% und eine Vorsteuermarge von 9,4% aufweisen. Dennoch zeigt sich Konzernchef Thomas Olemotz zurückhaltend und bleibt seiner verhaltenen Prognose treu. So peilt der IT-Konzern für das Gesamtjahr ein Umsatzplus von 5 bis 10% und Margen auf Vorjahresniveau an.
Die Analysten sind derzeit geteilter Meinung. Von 14 Experten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten 8 zum Kauf der Papiere. Der Rest spricht für die Aktie ein Haltevotum aus. Die Kursziele rangieren zwischen 36 und 66 Euro, wobei das mittlere Kursziel (Quelle: Marketscreener.com) mit 48 Euro deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegt.