Bayer startet mit alten Problemen ins neue Jahr
Neues Jahr, alte Probleme: Auch mehr als fünf Jahre nach der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto hat Bayer mit den unschönen Folgen zu kämpfen.
Hunderte Anleger klagen gegen Bayer
In den Vereinigten Staaten prozessieren bereits seit Langem an Krebs erkrankte Patienten gegen Monsanto – und nun gegen Bayer –, weil sie den Unkrautvernichter Glyphosat für ihr Leiden verantwortlich machen. Die US-Gerichte entscheiden mal für, mal gegen die Kläger. Für Bayer sind neben teils hohen Strafzahlungen auch die laufenden Prozesskosten ein Ärgernis – und natürlich die immer wieder aufflammenden Negativschlagzeilen, wann immer ein neues Urteil fällt.
Nun rückt der Ärger näher: Gleich zum Jahresauftakt wurde bekannt, dass hunderte Anlegerklagen beim Landgericht Köln eingereicht wurden. Insgesamt handelt es sich um 320 Einzelklagen, mit denen Kleinanleger wie auch institutionelle Investoren gegen den Leverkusener Chemiekonzern vorgehen wollen.
Aktionäre fordern mehr als 2 Milliarden Euro
Dabei geht es jedoch nicht um Gesundheitsrisiken, sondern um die Kursverluste, die die Bayer Aktie im Zuge der Monsanto-Übernahme erlitten hat. Bayer habe im Zuge der Übernahme Prozessrisiken verschwiegen und damit die Kursverluste zumindest teilweise zu verantworten, so die Argumentation.
Insgesamt belaufen sich die Forderungen der klagenden Anleger auf mehr als 2 Milliarden Euro. Immerhin hatte sich der Kurs der Bayer Aktie nach dem Mammutdeal halbiert: Neben teuren Prozesskosten und Strafzahlungen hatte sich auch belastend ausgewirkt, dass Bayer, um überhaupt die Genehmigung der Wettbewerbshüter für die Übernahme zu bekommen, mehrere Unternehmensteile verkaufen musste. Die Konkurrenz konnte sich somit lukrative Geschäftssparten schnappen, während Bayer sich mit Monsanto vor allem Probleme ins Haus holte.
Ob die Klagen tatsächlich vor Gericht verhandelt werden, steht indes noch nicht fest. Bayer betont, man sei allen Pflichten nachgekommen und habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Tatsächlich waren die juristischen Auseinandersetzungen rund um das Thema Glyphosat und die damit verbundenen Prozesse vor US-Gerichten auch schon vor der Übernahme 2016 immer wieder in den Schlagzeilen aufgetaucht, gänzlich überraschend kam das böse Erwachen also nicht.
Bayer Aktie startet schwungvoll ins neue Jahr
Ob sich die klagenden Anleger dennoch Hoffnung auf Ausgleichszahlungen machen können, bleibt abzuwarten. Das zurückliegende Jahr war aus Sicht der Aktionäre ein ziemlich durchwachsenes. Umso positiver fällt hingegen der Start ins neue Jahr aus: Seit dem Jahreswechsel hat die Bayer Aktie rund 10 Prozentpunkte zugelegt. Mit knapp 53 Euro ist sie dennoch gerade einmal halb so viel wert wie zu Beginn des Jahres 2017, wenige Monate nach der Übernahme von Monsanto.
Wer in Leverkusen zurzeit nach erfreulichen Nachrichten sucht, sollte statt auf den Aktienkurs lieber auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga blicken: Hier schafft es die Werkself zum Beginn der Rückrunde auf Tabellenplatz 3, der zur Teilnahme an der Champions League qualifizieren würde. Von solchen Erfolgen kann die Bayer Aktie nur träumen: Sie bewegte sich innerhalb der Dax-40 in der Jahresbilanz 2021 eher im unteren Mittelfeld mit einem Gesamtminus von 2,4 Prozent im Jahresverlauf.