Bayer Aktionäre verklagen den Konzern

Inhaltsverzeichnis

Bayer hat mal wieder Probleme wegen Monsanto. Erneut geht es um Rechtsstreitigkeiten. Die Kläger sind diesmal allerdings keine an Krebs erkrankten US-Amerikaner, die den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat aus dem Hause Monsanto für ihr Leiden verantwortlich machen und gegen den jetzigen Monsanto-Eigentümer Bayer vor Gericht ziehen.

Anleger ziehen vor Gericht

Nein, diesmal sind es Bayer Aktionäre, die gegen den Chemieriesen aus Leverkusen klagen. Sie klagen wegen der Klagen, genauer gesagt wegen der mit den Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat verbundenen Kostenrisiken und Unsicherheiten, die den Kurs der Bayer Aktie seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 massiv haben einbrechen lassen. Rund 44 Prozent hat das Papier seither an Wert verloren. Anleger wollen nun vor dem Landgericht Köln geltend machen, dass die Konzernführung von Bayer die Aktionäre vorab nicht hinreichend über die Risiken informiert habe und fordern Schadenersatz in Höhe von fast 37 Millionen Euro.

Bayer selbst winkt ab. Der Konzern ließ verlautbaren, er halte die Klage für unbegründet und werde auch juristisch dementsprechend argumentieren. Der Ausgang des Verfahrens ist offen, mit mündlichen Anhörungen rechnen Beobachter erst gegen Ende des Jahres.

Monsanto-Zukauf bereits im Vorfeld umstritten

Tatsächlich war der Zukauf des US-Düngemittelherstellers Monsanto bereits im Vorfeld umstritten gewesen. Monatelang war Monsanto wegen der mutmaßlichen Krebsrisiken von Glyphosat und den in diesem Zusammenhang anhängigen Rechtsstreitigkeiten nicht aus den Schlagzeilen gekommen. Wer also damals die Wirtschaftsnachrichten verfolgt hat, dürfte zumindest mitbekommen haben, dass sich Bayer mit der Übernahme wohl auch einen Haufen Probleme ins Haus holt.

Doch damit nicht genug: Um die kartellrechtlichen Auflagen der Behörden zu erfüllen, die für die Genehmigung des Zukaufs erforderlich waren, musste Bayer sich von größeren Geschäftsbereichen trennen. Außerdem haben die Leverkusener mit umgerechnet rund 60 Milliarden Euro den bislang höchsten Preis auf den Tisch gelegt, den ein deutscher Konzern für eine Übernahme im Ausland je gezahlt hat.

Mega-Vergleich noch nicht fix

Man wollte Monsanto also unbedingt haben – und das um jeden Preis. So sahen es zumindest die Bayer-Verantwortlichen im Jahr 2018, als sie den Deal final einfädelten. Was genau man sich davon versprach, bleibt Spekulation. Die tausenden Klagen, die in den USA gegen Monsanto liefen, richteten sich fortan gegen Bayer. Im Sommer 2020 kündigten die Leverkusener an, einen Vergleich schließen zu wollen, um die Glyphosat-Klagen vom Tisch zu bekommen. 10 Milliarden US-Dollar wollte man dafür zahlen, dies aber keinesfalls als Schuldeingeständnis verstanden wissen.

Doch nach wie vor ist der Deal nicht in trockenen Tüchern, über 1000 Kläger haben bislang nicht zugestimmt. Zudem hat Bayer inzwischen 3 Prozesse in den USA verloren und wurde jeweils zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt. Da sich der Konzern gegen die Urteile juristisch zur Wehr setzt, ziehen sich die Prozesse weiter in die Länge.

Neuer Ärger in Frankreich

Mit Schadenersatzforderungen sieht sich Bayer in Sachen Monsanto jedoch nicht nur wegen Glyphosat konfrontiert. In Frankreich hat kürzlich eine 78-jährige Vietnamesin gegen die Hersteller von Agent Orange geklagt, dem giftigen Entlaubungsmittel, das die USA im Vietnamkrieg eingesetzt haben. Einer der Hersteller damals: Monsanto.

Unterm Strich hat sich Bayer also vor allem kostspielige Rechtsstreitigkeiten ins Haus geholt mit der Übernahme von Monsanto. Hätte man das vorher wissen können und wenn ja, hätte man die Aktionäre frühzeitig hierüber informieren müssen? Darüber wird wohl das Kölner Landgericht zu entscheiden haben.

Was der Bayer Aktie jetzt helfen kann

Kurzfristig können sich Anleger über moderate Kursgewinne freuen, auf Monatssicht verteuerte sich die Bayer Aktie um rund 5 Prozentpunkte, liegt auf Jahressicht aber weiterhin knapp 30 Prozent im Minus und hat ihren Wert in den letzten 3 Jahren sogar halbiert.

Aktuelle Einschätzungen von Analysten gehen zum Teil auseinander. Einzelne sehen noch etwas Luft nach oben, so empfehlen Experten von Morgan Stanley, Bernstein Research und NordLB das Papier derzeit zum Kauf, wohingegen Analysten von Barclays, JP Morgan und Credit Suisse derzeit wenig Aufwärtspotenzial erkennen und zum Halten der Bayer Aktie raten.

Positiv könnte sich demnach die Kooperationsvereinbarung mit dem Biotech-Unternehmen Curevac auswirken. Curevac forscht an einem Impfstoff gegen Covid-19, die EU hat sich von dem bislang noch nicht zugelassenen Präparat vorab mehr als 400 Millionen Dosen gesichert.