Bayer Aktie trotz Monsanto-Skandal auf Erholungskurs

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Immer Ärger mit Monsanto: Der US-Saatguthersteller, den sich der Leverkusener Chemiekonzern Bayer einverleibt hat, hat offenbar Listen geführt und Daten gesammelt über Personen in Europa, die dem Unternehmen und seinem umstrittenen Unkrautmittel Glyphosat kritisch gegenüberstanden. Auch Unterstützer finden sich in den Datenbeständen – offenbar wollte man Freund und Feind sortieren.

Fast 1.500 Personen tauchen in den Listen auf, wie bereits im Mai bekannt wurde, darunter rund 200 aus Deutschland und mehr als 450 aus Frankreich. Es handelt sich unter anderem um Politiker, Verbraucherschützer, Wissenschaftler und Journalisten.

Bayer entschuldigt sich für Monsanto

Die Welle der Empörung war groß, Bayer zeigte sich reumütig, bezeichnete die Datensammelpraxis als „komplett unangemessen“ und entschuldigte sich. Nun kommt zumindest von juristischer Seite Entlastung: Eine von den Leverkusenern beauftragte US-Kanzlei stellte fest, dass keine rechtlichen Verstöße erkennbar seien. Vielmehr habe Monsanto die Daten „hauptsächlich“ aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Medienberichten oder Social Media abgegriffen.

Die Listen sind etwa drei Jahre alt. Zu der Zeit wurde in der Europäischen Union erbittert darum gerungen, ob und unter welchen Voraussetzungen Glyphosat eine erneute Zulassung innerhalb der EU erhalten sollte. Botaniker, Mediziner, Verbraucherschützer und Agrarvertreter versuchten, die öffentliche Debatte und die politische Entscheidung zu beeinflussen.

Umstrittener Unkrautvernichter

Dass es 2017, mitten im Parteienpoker nach der Bundestagswahl, letztlich zu einer Verlängerung der Zulassung kam, ist auf einen Coup des damaligen Agrarministers Christian Schmidt (CSU) zurückzuführen: Da sich die Koalitionsparteien in der Bewertung der Glyphosat-Frage nicht einig waren, hätte er sich im Namen der deutschen Bundesregierung auf europäischer Ebene enthalten sollen. Stattdessen stimmte Schmidt im Alleingang für eine erneute Zulassung und sorgte damit für die notwendige Mehrheit.

Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. In den USA sind deswegen mehr als 18.000 Klagen anhängig. Die ersten drei Verfahren hat Monsanto bereits in erster Instanz verloren – ein verheerendes Signal aus Sicht der Anleger. Sollte sich diese Rechtsauffassung auch in den nächsthöheren Instanzen durchsetzen, dürften immense Schadensersatzforderungen auf Monsanto – und damit auf Bayer – zukommen.

Bayer Aktie unter Druck – auch durch Monsanto-Übernahme

Dass Monsanto Probleme machen könnte, war bereits absehbar, als Bayer das Saatgutunternehmen im vergangenen Jahr übernahm und dafür mehr als 55 Milliarden Euro auf den Tisch legte. Anleger reagierten schon damals empört, der Kurs der Bayer Aktie schmierte ab.

Zwar konnte sich das Papier zuletzt wieder etwas erholen, mit Blick auf die letzten drei Jahre liegt der Verlust dennoch bei rund 30 Prozent. Analysten rechnen jedoch mehrheitlich damit, dass die Talsohle inzwischen durchschritten ist. Sie raten überwiegend zum Halten oder Kaufen der Bayer Aktie, die Kursziele bewegen sich dabei zum Teil bei deutlich über 100 Euro. Am Donnerstag wurde die Aktie zu einem Kurs von gut 66 Euro gehandelt.