Bayer Aktie rutscht ab: Schlappe in Glyphosat-Prozess

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Wie sehr hatte man bei Bayer doch gehofft, als man im Frühjahr mit einer positiven Schlagzeile auf sich aufmerksam machen konnte: Der Chemiekonzern hatte tausende Gerichtsverfahren in den USA mit einem umfassenden Vergleich aus der Welt geschafft. Teuer zwar, aber immerhin vom Tisch.

Nun aber ziehen in Leverkusen wieder dunkle Wolken am Horizont auf. Denn noch ist der Vergleich nicht in trockenen Tüchern, und in einem anderen laufenden Verfahren hat das Unternehmen das erste Berufungsverfahren nun verloren.

Strafzahlung reduziert, aber bestätigt

Geklagt hatte ein an Krebs erkrankter US-Amerikaner, der den Einsatz eines glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittels für seine Erkrankung verantwortlich machte und von einer Jury eine extrem hohe Schadensersatzsumme von 289 Millionen Dollar zugesprochen bekam.

Der Betrag wurde von der zuständigen Richterin anschließend deutlich reduziert auf 78,5 Millionen Dollar und ist im Berufungsverfahren nun noch einmal zusammengeschrumpft auf 20,4 Millionen Dollar – doch das Urteil bleibt im Kern dasselbe: Glyphosat wird als wesentliche Mitursache der Krebserkrankung durch das Gericht weiterhin anerkannt und Bayer – beziehungsweise die von Bayer übernommene US-Firma Monsanto – dafür haftbar gemacht.

Scheitert der Vergleich?

In Leverkusen lobte man die Strafmilderung als „Schritt in die richtige Richtung“, behielt sich aber weitere rechtliche Schritte vor. Das eigentliche Ziel von Bayer ist ein Freispruch, doch bislang sind alle diesbezüglichen Bemühungen vor der US-Justiz gescheitert.

Scheitern könnte womöglich auch noch der eingangs erwähnte, fast 11 Milliarden Dollar schwere Vergleich. Ein US-Bundesrichter deutete kürzlich an, er sei skeptisch in Bezug auf „Angemessenheit und Fairness“ des Deals, der sowohl laufende Sammelklagen wie auch künftige Rechtsstreitigkeiten in diesem Zusammenhang abräumen sollte.

Anleger bleiben skeptisch

Die Causa Monsanto und Glyphosat dürfte sich also wohl noch eine Weile hinziehen. Anleger reagierten verschnupft, die Bayer Aktie gab auf Wochensicht um rund 4 Prozentpunkte nach und ist inzwischen etwa ein Drittel weniger wert als vor dem Bekanntwerden der Monsanto-Übernahmepläne im September 2016. Zuletzt notierte das Papier bei gut 62 Euro.

Mit einem stolzen Kaufpreis von 63 Milliarden Dollar war die Übernahme von Monsanto der teuerste Zukauf eines deutschen Unternehmens in der Geschichte und wurde nur unter strengen wettbewerbsrechtlichen Auflagen genehmigt. So musste sich Bayer von etlichen anderen Sparten trennen und fokussiert sich seither verstärkt auf die Agrarchemie.

Dennoch ist die Übernahme nach wie vor umstritten, denn mit Monsanto holten sich die Leverkusener eben auch einen riesigen Berg an Rechtsstreitigkeiten in den USA ins Haus, die bekanntermaßen potenziell sehr teuer werden können.

Dementsprechend waren nicht nur Umweltschützer, sondern auch Aktionäre des Bayer-Konzerns wenig begeistert vom Monsanto-Kauf – und bislang spricht wenig dafür, dass man diesbezüglich wirklich dauerhaft Entwarnung geben könnte.