Bayer-Aktie: Q1-Zahlen – endlich zündet der Monsanto-Boost!
Wenn Sie an den deutschen Konzern Bayer denken, was kommt Ihnen neben den Pharmazeutika da als erstes in den Sinn? Wahrscheinlich die folgenden Stichworte: Monsanto, Übernahme, Glyphosat, Kritik, Gerichtsverfahren und Milliardenkosten. Tatsächlich war die 59 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Saatgutkonzerns in den letzten Jahren das bestimmende Thema rund um die Bayer-Aktie.
Bayers Monsanto-Desaster
Schon kurz nach der Übernahme rollten mehrere Klagewellen auf die Leverkusener zu, da das von Monsanto produzierte Herbizid Glyphosat im Verdacht steht, Krebserkrankungen zu verursachen bzw. zu begünstigen. Für Bayer ist das eine Katstrophe. Der Konzern musste bis dato eine zweistellige Milliardensumme wegen etlicher Rechtsstreitigkeiten vor allem in den USA abschreiben. Die Akquisition von Monsanto schlug also nicht nur wegen des hohen Kaufpreises schwer zu Buche.
Dabei hatte Bayer-Chef Werner Baumann die Übernahme den Anlegern stets als glorreiche Chance verkauft. Schließlich ist Bayer dank der US-Amerikaner inzwischen nicht mehr nur einer der führenden Pharma-Player, sondern auch einer der größten Agrarkonzerne der Welt. Vor allem mit Blick auf die steigende Weltbevölkerung ist das durchaus ein lukrativer Wachstumsmarkt.
Q1 2020: Agrargeschäft beschert starkes Zahlenwerk
Bislang jedenfalls hat sich die vielkritisierte Übernahme für Bayer nicht ausbezahlt. Doch nun scheint sich das endlich zu ändern.
Vielleicht haben Sie es auch schon in den Medien gelesen: Bayer ist mit einem Milliardengewinn in das neue Jahr gestartet. So schoss das operative Ergebnis (EBITDA) im ersten Quartal um satte 27,5 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro nach oben. Der Nettogewinn verbesserte sich gar um mehr als 57 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Aber auch beim Umsatz ging es deutlich aufwärts – um 18,7 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro.
Bayer begründete die starken Zahlen vor allem mit dem Pflanzenschutzgeschäft von Monsanto. Man habe in Q1 eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach diesen Produkten registriert. So stiegen die Umsätze von Herbiziden in Q1 um knapp 60 Prozent. Bei den Fungiziden belief sich das Wachstum auf 18,6 Prozent. Vor allem im Monsanto-Heimatmarkt USA habe es erhebliche Zuwächse gegeben.
Run auf Pflanzenschutzmittel
Dabei profitiert Bayer indirekt von den aktuell hohen Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Viele Bauern haben deshalb zuletzt ihre Erntekapazitäten erhöht, um aus den Feldfrüchten noch mehr Umsätze und Gewinne herauszupressen.
Entsprechend benötigen die Landwirte mehr Pflanzenschutzmittel und sind offenbar bereit, hier einen Aufschlag zu bezahlen. Das lässt bei Bayer die Kassen klingeln. Gerade im Agrargeschäft sehe man derzeit ein deutlich positiveres Marktumfeld als in den letzten Jahren, so Bayer-Boss Baumann.
Pharmageschäft solide
Aber auch im klassischen Pharmabereich zeigte sich Bayer zuversichtlich. So habe man signifikante Zuwächse bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten erzielt – insbesondere bei Medikamenten gegen Allergien und Erkältungen.
Im Geschäft mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln sank das Ergebnis allerdings wegen gestiegener Ausgaben für Vertrieb und Marketing neuer Produkte sowie höherer Forschungsausgaben.
Ukraine-Krieg kaum direkte Auswirkungen – Prognose stabil
Positiv: Sowohl Konzernumsatz als auch -ergebnis waren laut Bayer in Q1 nicht negativ von den Folgen der russischen Invasion in die Ukraine betroffen. So machen Russland und die Ukraine lediglich drei Prozent des Konzernumsatzes aus. Die Leverkusener hatten als Reaktion auf den Angriffskrieg zwar alle nicht-wichtigen Geschäfte in Russland und Belarus sowie entsprechende Investitionen gestoppt. Der Konzern liefert aber weiterhin Produkte wie Medikamente und Saatgut in die beiden Länder.
Für das Gesamtjahr ist Bayer indes optimistisch gestimmt. Der Dax-Konzern rechnet für 2022 trotz der Unsicherheiten etwa bei Lieferketten und Energieversorgung mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von rund 5 Prozent auf 46 Milliarden Euro (2021: 44 Mrd.). Das bereinigte Ergebnis soll sich bei rund 12 Milliarden Euro (2021: 11,18 Mrd.) einpendeln. Das wären zwar keine gigantischen Sprünge im Vergleich zum letzten Jahr, aber immerhin ein Fortschritt.
JPMorgan belässt Kursziel bei 75 Euro
Viele Analysten jedenfalls waren von dem am Dienstag (10.05.22) präsentierten Zahlenwerk begeistert. Der Experte Richard Vosser von JPMorgan lobte die sehr starken Kennziffern und die Bestätigung des Jahresausblicks. Das Kursziel des Analysten liegt nach wie vor bei 75 Euro.
Ander Investmenthäuser sehen gar ein Kursziel von 85 (Barclays) bzw. 90 Euro (UBS). Zum Vergleich: Am Dienstagnachmittag notierte die Bayer-Aktie bei rund 60 Euro (14:30 Uhr).
Mein Fazit für Sie
Nach Jahren der Reinfälle und Milliardenkosten scheint sich die Monsanto-Übernahme endlich auszubezahlen. Für die Bayer-Aktie ist das meiner Meinung nach eine wichtige Trendwende, die dem Kurs endlich wieder Auftrieb verschaffen könnte. Natürlich sollte man den Ukraine-Krieg und die Folgen vor allem für die Energiekosten und Lieferketten nicht unter den Tisch fallen lassen. Ebenso wenig die weiteren Kosten für die Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat.
Wie andere Papiere ist auch die Bayer-Aktie wegen des Kriegs aktuell hoch volatil. Anleger mit viel Geduld und starken Nerven können die derzeit doch recht überschaubaren Einstiegskosten aber kosten, um langfristige Renditen anzupeilen. Ob das Papier irgendwann wieder zu alter Stärke (März 2015: 140 Euro) zurückfinden wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt.