Bayer Aktie: Monsanto macht mal wieder Schlagzeilen
Monsanto steht mal wieder in den Schlagzeilen. Wie in dieser Woche bekannt wurde, hat das US-Unternehmen, das inzwischen durch den Bayer Konzern übernommen wurde, mehrere wissenschaftliche Studien finanziert, die die Vorzüge des umstrittenen Pestizids Glyphosat in den Vordergrund rückten, während die Risiken vernachlässigt wurden.
Das Brisante dabei: Monsanto als Geldgeber wird nicht genannt, sodass die Studien einen Anschein von Neutralität erhielten, der mutmaßlich nicht gegeben war. Die Studien schafften es, auf höchsten Ebenen herangezogen und zitiert zu werden, nicht nur in der Tagespresse, sondern auch in Beratergremien zuständiger Ministerien.
Bayer gab sich erst einmal schmallippig. An den Studien sei nichts auszusetzen, es gebe keine Hinweise auf grobe Verfälschungen, lediglich von der Nicht-Nennung Monsantos als Auftraggeber distanziere man sich, dies entspreche nicht den gängigen Standards der Leverkusener.
Monsanto-Ruf ohnehin ruiniert
Was soll Bayer auch sonst dazu sagen? Der Imageschaden hält sich in Grenzen – weil Monsanto ohnehin seit Jahren einen miserablen Ruf in Deutschland und Europa hat. Ist der Ruf erst ruiniert, macht eine Schlagzeile über möglicherweise gekaufte Studien den Kohl auch nicht mehr fett.
Anleger reagierten zunächst einmal ebenfalls gelassen, die Bayer Aktie reagierte anfangs kaum auf die neuerlichen Meldungen. Wesentlich ist aus ihrer Sicht, was die Monsanto-Übernahme den Bayer Konzern letztendlich kosten wird.
Hohe Kosten für umstrittenen Deal
Der stolze Kaufpreis von 63 Milliarden Dollar für eine Firma mit ramponierter Reputation war Anlegern bereits im Zuge der Übernahme im vergangenen Jahr ein Dorn im Auge. Schwerer wiegen jedoch die laufenden Prozesse. Zahlreiche Kläger in den USA halten Monsanto-Produkte für mitverantwortlich für ihre Krebserkrankung, in mehreren Gerichtsurteilen wurde den Klägern bereits Recht gegeben, und es sind längst nicht alle Verfahren beendet.
Dass Glyphosat in Europa weiterhin in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen darf, liegt zudem am umstrittenen Alleingang des damaligen Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt von der CSU. Bei der entscheidenden Abstimmung auf europäischer Ebene hatte er sich – entgegen der Weisung der Bundesregierung – nicht enthalten, sondern hatte der Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters zugestimmt. Eine Position, die zwar von den Unionsparteien, nicht aber vom Koalitionspartner SPD getragen wurde, und die damals laufenden Koalitionsverhandlungen zusätzlich belastete.
Bayer Aktie hat durch Monsanto Schaden genommen
Die Bayer Aktie zählt zwar im laufenden Jahr zu den Gewinnern im Dax. Allein in den vergangenen sechs Monaten konnte sie um fast 30 Prozentpunkte zulegen. Doch in der Langzeitperspektive hat die Monsanto-Entscheidung geschadet: Die Übernahmepläne wurden 2016 bekannt, 2018 wurde der Deal schließlich abgeschlossen. Der Kurs der Bayer Aktie hat in den vergangenen drei Jahren gut ein Fünftel an Wert verloren.
Analysten sind in ihren Einschätzungen durchaus gespaltener Meinung: Manch einer sieht mit dem aktuellen Kursniveau von knapp 70 Euro das vorläufige Maximum erreicht und rät, das Papier zu halten. Andere sehen hingegen noch Luft nach oben. So empfehlen die Experten von UBS oder der Baader Bank die Bayer Aktie derzeit zum Kauf – mit Kurszielen von 110 und 123 Euro.