Bayer Aktie mit tiefroter Jahresbilanz
Für den Leverkusener Bayer-Konzern geht ein schwieriges Jahr zu Ende. Vor allem seinen Anlegern mutete der Chemie- und Pharmariese einmal mehr einiges zu – und die zogen ihre Konsequenzen. Das beweist der Blick auf den Jahreschart der Bayer Aktie.
30 Prozent Kursverlust – und wenig Hoffnung auf Besserung
Um rund ein Drittel ist der Kurs innerhalb der vergangenen 12 Monate eingebrochen. Einen besonders heftigen Kurssturz gab es Ende November: Um knapp ein Fünftel brach die Aktie binnen weniger Stunden ein und markierte damit den tiefsten Absturz seit Jahrzehnten. Auslöser war die Meldung, dass einer der Hoffnungsträger aus dem Leverkusener Pharmageschäft sprichwörtlich in der Pipeline versickert. Die entscheidende klinische Phase-III-Studie wurde vorzeitig abgebrochen.
Damit steht das Medikament, das Milliarden in die Konzernkasse spülen sollte, nicht wie geplant in den kommenden Jahren zur Markteinführung bereit. Da jedoch wichtige Patente anderer Medikamente bis zum Ende des Jahrzehnts ablaufen, droht eine klaffende Lücke in den Finanzen.
Neues Hammer-Urteil gegen Monsanto
Die fällt umso dramatischer aus, da in den Vereinigten Staaten noch immer etliche Klagen gegen den Düngemittel- und Saatguthersteller Monsanto und sein glyphosathaltiges Produkt mit Namen RoundUp anhängig sind. Seit Bayer die US-Firma im September 2016 übernahm und dafür mehr als 60 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legte, reißen die Probleme nicht ab.
Ein ums andere Mal verliert Bayer seither Verbraucherklagen, wird Monsanto immer wieder zu Millionensummen an Schmerzensgeld, Schadensersatz und Strafzahlungen verdonnert. Erst wenige Tage vor Weihnachten kam das nächste Hammer-Urteil: 857 Millionen Dollar Schadensersatz muss Monsanto demnach zahlen.
Mehr als 1 Milliarde Dollar Schadensersatz – und es geht nicht mal um Glyphosat
In dem Prozess ging es jedoch ausnahmsweise nicht um mutmaßlich krebserregende Glyphosatprodukte in der Landwirtschaft. Stattdessen wurde über den Einsatz von PCB, einer giftigen Chemikalie, in Lampen verhandelt, die an einer Schule installiert worden waren. Aus diesen sei PCB ausgetreten und habe Krankheiten hervorgerufen. Deswegen zogen nun mehrere ehemalige Schüler gegen Monsanto vor Gericht. PCB wurde von Monsanto bis 1977 produziert und 1979 in den USA verboten, die Leuchtmittel hingen jedoch offenbar deutlich länger in den Räumlichkeiten der besagten Schule.
Zusammen mit einem Urteil von November im gleichen Fall, das Monsanto zur Zahlung von insgesamt 165 Millionen Dollar an Mitarbeiter der Schule verpflichtete, summiert sich die Belastung auf mehr als 1 Milliarde Dollar. Das Unternehmen hält die Urteile für überzogen und hat Berufung angekündigt.
Bayer im Rennen um Rote Laterne knapp hinter Siemens Energy
In Sachen Glyphosat konnte Bayer zuletzt nach einer Serie juristischer Niederlagen wieder einen Prozess für sich entscheiden. Allerdings sind noch immer rund 52.000 der insgesamt etwa 165.000 Klagen offen. Eine ganze Reihe weiterer Negativschlagzeilen dürfte Monsanto und Bayer also noch bevorstehen.
So besteht wenig Hoffnung auf ein gutes neues Jahr, wenngleich die Misere von 2023 schwer zu unterbieten sein dürfte. Mit einem Jahresverlust von mehr als 30 Prozent zählt die Bayer Aktie zu den schwächsten Titeln im Dax, nur Siemens Energy performte zuletzt noch geringfügig schlechter.
Dax beendet starkes Börsenjahr rund 20 Prozent fester
Dabei war es eigentlich ein gutes Börsenjahr in Frankfurt: Im Zuge seiner Jahresendrally markierte der Dax in den vergangenen Wochen mehrere neue Rekordstände, übersprang zwischenzeitlich sogar erstmals die Schwelle von 17.000 Punkten und beendet das Jahr rund 20 Prozent fester als es begonnen wurde.
Nur fünf der 40 Dax-Titel verzeichneten in diesem Jahr prozentual zweistellige Kursverluste: Neben den Schlusslichtern Siemens Energy und Bayer mit jeweils gut 30 Prozent finden sich auch Merck mit einem Verlust von 21 Prozent, Qiagen mit einem Minus von 16 Prozent und Porsche mit knapp 14 Prozent Jahresverlust in den Flop 5 des Dax-Jahres 2023 wieder.