Bayer Aktie macht plötzlich wieder Spaß
2022 ist bisher ein äußerst schwieriges Aktienjahr, die meisten wichtigen Indizes verbuchen seit Jahresbeginn kräftige Kursverluste. Doch für ein Sorgenkind der vergangenen Jahre läuft es gerade richtig rund. Die Bayer Aktie hat seit dem Jahreswechsel schon um mehr als 40 Prozentpunkte zugelegt – ein Ende der Rally ist nicht in Sicht.
Thrombosemedikament in der Pipeline: Phase-2-Studie macht Hoffnung
Das liegt vor allem an einem aussichtsreichen Medikament, das die Leverkusener aktuell in einer Phase-2-Studie testen. Es geht um ein Mittel zur Vorbeugung von Thrombosen, also jenen Blutgerinnseln, die im schlimmsten Fall Schlaganfälle auslösen können. Bisher verfügbare Präparate weisen ein hohes Blutungsrisiko für die Patienten auf. Das bedeutet: Wegen der verminderten Gerinnungsaktivität drohen innere Blutungen oder hoher Blutverlust.
Dieses Risiko soll mit dem neuen Bayer-Präparat deutlich gemindert werden. Erste Studienergebnisse weisen auf ein um zwei Drittel niedrigeres Blutungsrisiko hin im Vergleich zu bereits vermarkteten Mitteln.
Analysten begeistert über neues Präparat
Noch im laufenden Jahr will Bayer darüber entscheiden, ob der Wirkstoff in die entscheidende Phase-3-Studie geht. Gelingt tatsächlich eine Markteinführung, könnten die Leverkusener den Gewinn komplett selbst einstreichen, denn Asundexian – so der Name des Produkts auf dem Prüfstand – ist eine vollständige Eigenentwicklung und wurde ohne Kooperationspartner vorangetrieben.
Ein solches Medikament mit Aussicht auf Erfolg in der Pipeline sorgte in den vergangenen Wochen für etliche positive Analystenkommentare. Kaufempfehlungen und steigende Kursziele überzeugten auch die Anleger, die kräftig zugriffen und die Bayer Aktie auf den höchsten Stand seit anderthalb Jahren katapultierten.
Bayer-Anleger haben harte Zeiten hinter sich
In den vergangenen Jahren hatten die Anteilseigner des Leverkusener Chemie- und Pharmakonzerns wenig Freude mit ihrem Investment. Bayer geriet immer wieder in die Negativschlagzeilen: Seit das Unternehmen den US-Saatguthersteller Monsanto für satte 63 Milliarden Dollar übernommen hat, kämpft man mit Problemen. Vor allem die zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen, die Monsanto in den USA gegen Krebspatienten führt, belasteten nicht nur das Image, sondern auch die Konzernkassen von Bayer. Außerdem hatte man sich von einigen Geschäftsbereichen trennen müssen, um die Genehmigung der Wettbewerbshüter für die Übernahme zu erhalten, die im Jahr 2016 schließlich besiegelt wurde.
Aus Anlegersicht hat sich der Zukauf als großer Fehler erwiesen – zumal die Verfahren wegen des Düngemittels Glyphosat und seiner mutmaßlich krebserregenden Wirkung zu dem Zeitpunkt bereits bekannt waren. Der teuerste Zukauf der Firmengeschichte hat sich für Bayer bisher nicht wirklich gelohnt und auch die Aktie ging auf Talfahrt.
In den vergangenen fünf Jahren hat der Kurs der Bayer Aktie um rund 35 Prozent nachgegeben. Damit landeten die Leverkusener kürzlich auf der unrühmlichen Liste der 50 größten Kapitalvernichter, die die Aktionärsvereinigung DSW alljährlich herausgibt. Bayer landete auf Platz 36.
Bayer Aktie macht plötzlich wieder Spaß
Doch neuerdings macht das Papier seinen Besitzern wieder Spaß, wie der Blick auf die Kursentwicklung der vergangenen Wochen untermauert. Allein auf Monatssicht konnte die Aktie um gut ein Fünftel zulegen und kostete zuletzt rund 68 Euro.
Analysten sehen hier durchaus noch weiteres Kurspotenzial. Aktuelle Kaufempfehlungen garnierten sie mit Kurszielen zwischen 75 Euro (JP Morgan, Deutsche Bank) und 90 Euro (UBS). Selbst die zuvor skeptischere Barclays Bank hat ihre Einschätzung inzwischen geändert und rät neuerdings zum Kauf der Bayer Aktie mit einem Kursziel von 85 Euro (nach zuvor 60 Euro).