Bayer-Aktie: Eine Chance für Langfrist-Anleger?
Im Krisenjahr 2022 konnte die Bayer-Aktie bisher deutlich besser performen als der DAX. Während der Leitindex seit Jahresbeginn rund zehn Prozent im Minus steht, konnte das Papier von Bayer seit Anfang Januar etwa neun Prozent zulegen (Stand: 14.12.).
Wie schon die Jahre zuvor zeigt sich die Bayer-Aktie auch in 2022 volatil – eine Kursentwicklung mit Höhen und Tiefen. Noch immer belasten die Nachwirkungen der Monsanto-Übernahme aus 2018 den DAX-Konzern. Denn nach wie vor sind die Rechtsstreitigkeiten rund um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ein leidiges aber wichtiges Thema für den Chemie- und Pharmakonzern.
Bayer mit guten Zahlen
Mit einem Umsatzwachstum von rund 15 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro sowie einem EBITDA von 2,45 Milliarden Euro (Plus 17 Prozent im Vergleich zu Q3 2021) konnte Bayer sehr ordentliche Quartalszahlen präsentieren. Die angepeilten Jahresziele wurden daraufhin bestätigt. Bayer erwartet im Gesamtjahr weiterhin einen Umsatz zwischen 47 und 48 Milliarden Euro sowie ein EBITDA im Bereich von 12,5 Milliarden Euro.
Glyphosat-Prozesse belasten Bayer weiter
Das größte Problem bei Bayer sind auch nach mehreren Prozessjahren noch immer die Rechtsstreitigkeiten vor allem in den USA rund um das Thema Glyphosat. Die Zahl der Schadensersatz-Kläger wegen des eventuell krebserregenden Unkrautvernichters ist zuletzt auf 149.000 gestiegen. Mehr als 40.000 Fälle davon sind noch offen.
Abgesehen vom gewaltigen Image-Schaden kosten die Prozesse und Vergleiche den Bayer-Konzern eine Menge Geld. Allein in 2022 sollen die Kosten dafür etwa zwei Milliarden Euro betragen. In 2020 und 2021 wurden die Konzernergebnisse durch Einigungen mit mehr als 60.000 US-Klägern stark belastet. Jeder verlorene Prozess und jeder teure Vergleich wird auch an der Börse bestraft, weshalb die Bayer-Aktie seit einigen Jahren kaum vom Fleck kommt.
Bayer-Aktie hat aber auch Chancen
Das größte Problem von Bayer – Glyphosat – ist jedoch auch seine größte Chance. Sollte das Thema Glyphosat in einigen Jahren mal komplett ad acta gelegt werden können, wird die Bayer-Aktie vermutlich wieder klettern. Denn Kurspotenzial ist vorhanden: In 2015 waren Kurse um 130 Euro keine Seltenheit, heute notiert die Bayer-Aktie leicht über der 50-Euro-Marke.
Mittelfristig müssen Anleger immer wieder mit Rückschlägen rechnen – mindestens solange die Glyphosat-Klagen ein Thema sind. Das Langfrist-Potenzial ist jedoch eindeutig vorhanden. Die Bayer-Aktie ist niedrig bewertet (KGV unter zehn, ordentliche Dividendenrendite) und die große Mehrzahl der Analysten sieht derzeit Kaufkurse. Das durchschnittliche Kursziel von zwölf November-Analysen liegt bei etwa 80 Euro.