Bayer Aktie bleibt unter Druck
Bayer kommt nicht aus der Bredouille: Am heutigen Dienstag dümpelt die Bayer Aktie am unteren Dax-Ende herum, bis zum Nachmittag liegt der Verlust bei 1,7 Prozent. Anleger sind mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Erwartungen übertroffen – Aktie im Keller
In der vergangenen Woche hatte der Chemieriese aus Leverkusen frische Zahlen zum zurückliegenden Quartal vorgestellt und dabei nicht gerade Optimismus versprüht. Die Glyphosatstreitigkeiten sind noch immer nicht ausgestanden. Der Rückschlag in einer klinischen Studie Ende vergangenen Jahres belastet die Pharma-Sparte nach wie vor. Der Schuldenberg wächst, gleichzeitig laufen nach und nach wichtige Patente aus. Bei Umsatz und Gewinn verbucht Bayer rückläufige Entwicklungen und kann ebenfalls nicht überzeugen.
Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) lag mit rund 4,4 Milliarden Euro 1,3 Prozent niedriger als noch im Vorjahreszeitraum. Immerhin: Analysten hatten ein noch schlechteres Ergebnis erwartet und im Schnitt einen Rückgang auf 4,15 Milliarden Euro prognostiziert.
Ausblick für Bayer Aktie: Analysten bleiben skeptisch
Dennoch zeigten sich Analysten weiterhin skeptisch. Obwohl die Kursziele vereinzelt bis zu 20 Prozent über dem aktuellen Kurs angegeben werden, gab es zuletzt keine Kaufempfehlung. Stattdessen stufen die meisten Experten die Bayer Aktie auf „neutral“ beziehungsweise „halten“ ein, die Kurszielspanne reicht dabei von 28 Euro (Barclays) bis 34 Euro (JP Morgan).
Auf Jahressicht hat die Bayer Aktie bereits fast 50 Prozent an Wert eingebüßt. Seit Langem warten Anleger auf einen Befreiungsschlag, auf eine grundlegend neue Strategie – doch alles, was der Konzernspitze einfällt, ist offenbar, den Rotstift bei der Belegschaft anzusetzen. Bayer-Chef Bill Anderson stellt einen umfassenden Stellenabbau in Aussicht. Das reicht Börsenexperten wie auch Anlegern offensichtlich nicht.
Bei der Konkurrenz läuft es (etwas) besser
Seit der umstrittenen wie kostspieligen Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto vor einigen Jahren taumelt der Chemieriese und ächzt unter dem Berg an Problemen, die man sich damals sehenden Auges ins Haus geholt hat – gegen den Protest zahlreicher Aktionärsvertreter. Noch immer ist die Suppe nicht ausgelöffelt – und zu den Altlasten gesellen sich neue Probleme, wie etwa die erwähnte geplatzte Medikamentenstudie.
Für BASF, den anderen großen Chemiekonzern im Dax, läuft es aus Anlegersicht insgesamt besser. Auf Jahressicht erzielte das Papier ein geringfügiges Plus von 4 Prozent – und steht damit deutlich erfolgreicher da als die hiesigen Konkurrenten in der Branche. Zum Vergleich: Die im MDax gelisteten Chemiekonzerne Wacker Chemie und Lanxess haben innerhalb der letzten zwölf Monate jeweils zwischen 20 und 30 Prozent am Parkett eingebüßt.
Angesichts der Flaute in der Chemiebranche wünscht sich wohl manch ein Fußballfan die Werkself der Leverkusener an die Börse: In der Fußball-Bundesliga der Herren sorgte die Mannschaft am Wochenende für euphorisierende Schlagzeilen, als der erste Meistertitel in der Vereinsgeschichte gefeiert wurde – und das in einer Saison ohne eine einzige Niederlage. Das ist Bundesliga-Rekord und bisher nicht einmal Bayern München gelungen.