BASF kündigt weitere Sparmaßnahmen an
Erst Volkswagen, nun BASF: Die Hiobsbotschaften aus Deutschlands Schlüsselindustrien reißen derzeit nicht ab. Beide Konzerne stecken in der Krise, beide setzen auf harte Sparmaßnahmen – die vor allem Arbeitnehmer in Deutschland betreffen dürften, aber auch für Aktionäre relevant sind.
BASF: Sparkurs in Ludwigshafen soll ausgeweitet werden
Die BASF hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, den Rotstift anzusetzen und rund ein Dutzend Anlagen am Hauptsitz in Ludwigshafen stillzulegen. Rund 2.500 Stellen sind davon betroffen. Nun dürfte sich der Sparkurs noch einmal ausweiten.
Man habe den Standort noch einmal einer gründlichen Prüfung unterzogen und plane nun weitere Einschnitte in denjenigen Anlagen und Produktionslinien, die „aufgrund von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit oder struktureller Unterauslastung keine ausreichenden Erträge mehr erzielen“, wie die Leiterin des Standorts Ludwigshafen, Katja Scharpwinkel, im Rahmen des Kapitalmarkttages am Donnerstag erläuterte.
Dividende wird überraschend zurechtgestutzt
Wie viele Anlagen genau von den nun angekündigten Maßnahmen betroffen sind, ließ das Unternehmen zunächst offen. Jährlich sollen bis Ende 2026 jedoch fortlaufende Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro realisiert werden. Aber nicht nur die Angestellten, sondern auch die Aktionäre bekommen Einschnitte zu spüren.
Überraschend kündigte BASF an, die Dividende zusammenzustreichen von 3,40 je Aktie auf voraussichtlich 2,25 Euro je Anteilsschein. Es ist nach 2001 und 2009 erst das dritte Mal in diesem Jahrtausend, dass BASF seine Dividende zurücknimmt. Entsprechend schockiert reagierten Anleger und ließen die BASF Aktie erst einmal fallen: Am Donnerstag sackte das Papier zunächst deutlich ab, konnte sich im weiteren Handelsverlauf aber fangen.
Chemiebranche insgesamt unter Druck – BASF mit Standortproblemen
Immerhin sollen auch die Anleger nicht ganz leer ausgehen – denn was bisher als reine Dividende direkt ausgeschüttet wurde, soll nun aufgeteilt werden. BASF rechnet mit einem Ausschüttungsvolumen von rund 3 Milliarden Euro, was der Auszahlung aus dem vergangenen Frühjahr entsprechen würde. Allerdings sollen davon zunächst nur 2 Milliarden direkt ausgezahlt werden. Das restliche Drittel soll dann über Aktienrückkaufprogramme folgen, wenn auch erst etwas später. Von 2025 bis 2028 sollen somit insgesamt rund 12 Milliarden Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
Die Probleme betreffen nicht allein BASF. Die gesamte Chemiebranche ächzt unter einem Rückgang. Vor allem die wirtschaftliche Flautephase in China belastet die Unternehmen. Hierzulande kommen außerdem die extrem gestiegenen Energiepreise seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hinzu. Auch die Schwäche der hiesigen Automobilindustrie wirkt sich negativ auf BASF aus.
Kommt die Agrarsparte an die Börse?
Kein Wunder also, dass man in Ludwigshafen nach einer grundlegenden strategischen Neuausrichtung sucht. Erste Schritte hat Vorstandschef Markus Kamieth bereits skizziert. So soll sich das Unternehmen künftig auf sein Kerngeschäft – die Chemiesparten – konzentrieren. Andere Sparten könnten verkauft werden. Für das Agrargeschäft steht schon seit Längerem die Idee eines eigenständigen Börsengangs im Raum: Minderheitsanteile könnten in Streubesitz übergehen, der Marktwert würde aber steigen und sich somit direkt positiv für die Bilanzen von BASF auswirken.
Apropos Bilanz: Frische Quartalszahlen werden die Ludwigshafener voraussichtlich Ende Oktober vorlegen.