BASF im Krisenmodus: Ein Tanz auf dem Drahtseil!

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Haben Sie gewusst, dass der Chemiekonzern BASF allein an seinem Heimatstandort Ludwigshafen pro Jahr so viel Erdgas verbraucht wie die gesamte Schweiz? Ganze 36 Terawattstunden fallen an dem Standort pro Jahr an. Das Erdgas wird dort für die Erzeugung von Strom und Dampf genutzt, kommt aber auch als Rohstoff bei der Herstellung von Ammoniak oder Acetylen zum Einsatz.

Kein anderes deutsches Unternehmen ist so abhängig von Erdgas wie die BASF. Entsprechend hatten Analysten wegen der hohen Marktpreise für das dritte Quartal mit einem deutlichen Ergebniseinbruch gerechnet. Vor wenigen Tagen veröffentlichte die BASF nun ihre vorläufigen Q3-Zahlen.

Kurzum: Die Befürchtungen haben sich weitestgehend erfüllt. Doch die wirkliche Gefahr ergibt sich nicht unbedingt durch die hohen Gaspreise, sondern durch Versorgungsengpässe. Diese könnten die BASF extrem schwer ins Mark treffen. Dazu aber gleich mehr.

Vorläufige Q3-Zahlen: BASF meldet Ergebniseinbruch

Zunächst: Laut vorläufigen Zahlen ist das Ergebnis nach Steuern und nicht beherrschten Anteilen um 27,5 Prozent auf 909 Millionen Euro eingebrochen. Der Chemiegigant begründet den Profitschwund unter anderem mit hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Wintershall DEA. Die BASF-Tochter wiederum hatte wegen ihrer Beteiligung an der Nord Stream AG, die für die inzwischen beschädigte Pipeline Nord Stream 1 zuständig ist, Wertberichtigungen durchführen müssen.

Aber nicht nur das: Der Dax-Konzern wies darauf hin, dass man die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie nur noch teilweise über höhere Verkaufspreise weitergeben konnte. Vor allem das Geschäft in Deutschland und insbesondere in Ludwigshafen war demnach defizitär.

Ebenfalls bitter: Die Verkaufsmengen gingen in Q3 zurück. Das ist ein Signal für die wohl anstehende Rezession im Chemiesektor. Zwar konnte die BASF ihren Umsatz um 12 Prozent auf knapp 22 Milliarden Euro steigern. Doch das Wachstum ist vor allem auf die höheren Verkaufspreise zurückzuführen. Und eben diese sorgen offenbar dafür, dass die Kunden zurückhaltender werden.

Analysten zufrieden: Sparprogramm macht Hoffnung

Immerhin: Laut BASF haben die Analysten im Schnitt mit schlechteren Ergebnis- und Umsatzzahlen gerechnet. Entsprechend fiel das Echo an der Börse gar nicht so übel aus. Auch weil die BASF nicht untätig bleiben will. So kündigte man ein umfangreiches Programm zur Senkung der Kosten an.

Damit will man perspektivisch Einsparungen von 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion erreichen. Mehr als die Hälfte der Einsparungen sollen am Standort Ludwigshafen realisiert werden. Allzu konkret wurde die BASF dabei aber nicht. So wolle man unter anderem das Servicegeschäft und den Forschungsbereich straffen. Detailliertere Maßnahmen will das Unternehmen erst im 1. Quartal 2023 kommunizieren.

Was auffällt: Die Kostensenkungen sollen sich nicht auf die Produktion belaufen. Denn hier hat die BASF kaum einen Hebel. Zwar kann man zum Beispiel bei der Stromversorgung von Erdgas auf Heizöl umstellen. Das funktioniert aber nur teilweise und nicht an allen Standorten, wie Konzernchef Martin Brudermüller unlängst einräumen musste.

Angst vor Gasmangellage

Und eben hier offenbart sich das große Problem des Konzerns. Laut Brudermüller kann der Betrieb in Ludwigshafen nur dann aufrechterhalten werden, wenn die Gasversorgung über 50 Prozent des maximalen Bedarfs liegt. Sollte es im späteren Winter zu einer erheblichen Mangellage in Deutschland kommen, müsste man also zumindest einige Anlagen komplett auf Eis legen.

Das hätte massive Konsequenzen für das BASF-Geschäft, auch weil Experten darauf hinweisen, dass die Anlagen nach einer Stilllegung nicht mehr ganz so einfach hochgefahren werden könnten.

BASF ist systemrelevant

Immerhin gibt es für den Konzern hier einen Hoffnungsschimmer. Denn: Würde die Produktion in Ludwigshafen eingestellt werden, hätte das nicht nur für das Unternehmen selbst gravierende Folgen, sondern auch für die gesamte deutsche Volkswirtschaft.

Schauen Sie: Die Chemikalien aus Ludwigshafen sind für Tausende deutsche Unternehmen direkt oder indirekt überlebensnotwendig. Entsprechend dürfte die Bundesregierung die systemrelevante BASF bei einer Mangellage bevorzugen. Komplett ausgeräumt ist das Risiko damit aber nicht.

Internationale Präsenz sorgt für (etwas) Kompensation

Ein weiterer Lichtblick ist die internationale Aufstellung des Konzerns. Zwar ist Ludwigshafen dessen mit Abstand wichtigster Standort. Die BASF ist aber unter anderem auch in den USA, Malaysia und China mit Produktionsstätten vertreten. Und dort ist die Versorgungsperspektive bei Gas derzeit wesentlich besser als in Deutschland.

Da passt es ins Bild, dass der Chemieriese erst Anfang September eine neue Fabrik in China eröffnet hat. Dort will man in den nächsten Jahren Milliardensummen in den weiteren Ausbau investieren, um das Werk zu einem der wichtigsten Chemieproduzenten der Volksrepublik zu machen.

Damit begibt sich die BASF natürlich auch in Gefahr, wegen der politischen Spannungen zwischen Peking und dem Westen, aber auch wegen der strengen No-Covid-Politik im Reich der Mitte.

Ganz ohne Risiko geht in diesen Tagen also nichts. Der BASF-Aktie dürfte es unterm Strich schwer fallen, in diesem Umfeld zu einer wirklich nachhaltigen Aufwärtsbewegung anzusetzen. Anleger müssen somit jede Menge Geduld beweisen.