BASF-Aktie: Schlussstrich in Chile? Das steckt dahinter
Ende 2023 hatten chilenische Medien berichtet, dass der deutsche Großkonzern BASF mit dem kanadischen Bergbauunternehmen Wealth Minerals Gespräche führe. Wealth entwickelt aktuell hauptsächlich zwei Lithium-Projekte in Chile. Doch nun haben die Deutschen offenbar die Reißleine gezogen.
Hintergrund: Das erste Projekt von Wealth (Yapuckuta) befindet sich inmitten des lithiumreichen Atacama-Beckens, das zweite (Kuska) etwa 200 Kilometer nördlich von Atacama. Beide Standorte bieten nach bisherigen Erkenntnissen hochgradige Lithiumpotenziale auf insgesamt 56.700 Hektar.
BASF als führender Anbieter von Kathodenmaterialien
BASF jedenfalls hatte letztes Jahr Interesse an diesen Projekten angemeldet und gleichzeitig den Bau einer Kathodenanlage ins Gespräch gebracht. Hintergrund: Der Chemiekonzern ist bereits heute ein führender Hersteller von Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien. Im brandenburgischen Schwarzheide etwa hat das Unternehmen erst 2023 eine große Kathoden-Produktionsstätte eröffnet und will diese sukzessive erweitern – auch in Sachen Batterie-Recycling.
Zur Herstellung dieser Materialien, die für die Leistung und Zuverlässigkeit der Batterien von zentraler Bedeutung sind, braucht es unter anderem Lithium. BASF wollte sich in Chile über Wealth Minerals also Zugriff auf den Rohstoff sichern, und diesen wohl in seiner (möglichen) Kathodenanlage vor Ort einsetzen. Damit hätten die Deutschen der Agenda der chilenischen Regierung entsprochen, die die staatliche Kontrolle über den Lithiumsektor verschärft hat und weitere Teile der nachgelagerten Wertschöpfung ins Land holen will.
Chemiekonzern cancelt Gespräche mit Wealth Minerals
Doch nun ist die BASF-Strategie in Chile offenbar Geschichte, zumindest anteilig. Wie Bloomberg am Dienstag berichtete, hat sich der deutsche Chemieriese aus den Gesprächen mit Wealth Minerals zurückgezogen. Bloomberg beruft sich hierbei auf eine E-Mail des Dax-Giganten. Demnach hätte BASF die Firma wohl finanziell unterstützt und sich einen gewissen Teil des späteren Lithium-Outputs gesichert, sobald Wealth eine Produktionsgenehmigung vonseiten der chilenischen Behörden erhalten hätte.
Die Deutschen nannten Bloomberg zufolge keinen expliziten Grund für das Scheitern der Gespräche. Gut möglich aber, dass die noch vor einigen Jahren befürchtete Versorgungskrise im Lithiumsektor inzwischen als nicht mehr allzu dringlich eingestuft wird. Derzeit sprießen rund um den Globus neue Lithiumprojekte aus dem Boden, was in Überkapazitäten resultiert und den Lithiumpreis nach der Rallye 2022 massiv nach unten drückte. Auch entwickelte sich der Markt rund um Elektroautos, immerhin der wohl wichtigste Nachfragetrend für das Batteriemetall, in letzter Zeit in einigen Volkswirtschaften enttäuschend.
BASF könnte also zum Schluss gekommen sein, dass es nicht unbedingt nötig ist, eine Beteiligung an Wealth Minerals zu forcieren, wenn es ohnehin genügend Lithium zu günstigen Preisen auf dem Weltmarkt gibt. Interessant ist jedenfalls, dass die (mögliche) Kathodenanlage in Chile in der von Bloomberg zitierten E-Mail nun nicht erwähnt wurde. Heißt: Der Konzern könnte die Anlage trotzdem umsetzen und die nötigen Rohstoffe an anderer Stelle in Chile einkaufen. Oder BASF gibt wegen der schwächelnden Nachfrage gleich das komplette Engagement in dem südamerikanischen Land auf und konzentriert sich auf seine anderen, ohnehin wesentlich fortgeschritteneren Kathodenprojekte in Europa, Asien und Nordamerika
BASF stoppt Nickel-Kobalt-Projekt in Indonesien
In dem Kontext interessant ist auch eine Meldung des Konzerns aus der letzten Woche. Im Mittelpunkt steht die geplante Nickel-Kobalt-Raffinerie in Indonesien, die BASF gemeinsam mit Eramet umsetzen wollte. Auch dieses Projekt, das ebenfalls verarbeitete Rohstoffe für die Kathodenproduktion hervorbringen sollte, wurde nun verworfen. Der Konzern begründete den Schritt mit den schwachen Nickelpreisen, vor allem mit der inzwischen deutlich besseren Versorgungslage.
Ähnlich wie beim Lithium wird auch der Nickel-Weltmarkt derzeit geflutet – allen voran aus Indonesien. Eine eigene Produktion erscheint für BASF in diesem Kontext also offenbar weniger sinnvoll. Vielmehr werde der Konzern weiterhin auf sein Partnernetzwerk zurückgreifen, um sich die Rohstoffe zu beschaffen, heißt es aus Ludwigshafen. Und auch das Recycling von Altbatterien werde sukzessive intensiviert.
Mein Fazit für Sie
Dass BASF bei den Batteriemetallen auf die Bremse drückt, ist angesichts der Marktlage wenig verwunderlich. Hinzu kommt, dass der Chemieriese in den letzten Jahren auch wegen der Konjunkturprobleme in Europa und der hohen Energiepreise einen Gewinneinbruch hinnehmen musste und deshalb nicht gerade in Geld schwimmt:
Quelle: www.aktienscreener.com
BASF muss also seine Investitionen streng abwägen und darf sich aktuell keine größeren Fehlschüsse erlauben. Das Geschäft mit den Kathodenanlagen jedoch ist meiner Meinung nach trotz aller Widerstände vielversprechend. Hier ergeben sich für BASF mittel- bis langfristig sehr hohe Wachstumschancen. Nach Schätzungen der Marktforscher von Mordor Intelligence wird dieser Markt zwischen 2024 und 2029 pro Jahr weltweit um rund 14 % auf etwa 54,4 Milliarden USD wachsen – angetrieben vor allem von Asien. BASF jedenfalls hat u.a. in China und Japan in den letzten Jahren seine Produktionskapazitäten im Bereich der Kathoden deutlich ausgebaut.