BASF-Aktie: Kathoden, Batterien, Boom – Chancen und Risiken

BASF-Aktie: Kathoden, Batterien, Boom – Chancen und Risiken
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Wie Sie sicherlich wissen, ist BASF einer der wichtigsten Grundstofflieferanten der Autoindustrie. Zum Portfolio des Chemiegiganten gehören unter anderem Kunststoffe, Lacke, Pigmente, Katalysatoren, Kraftstoffadditive, Bremsflüssigkeiten und Öle. Doch das ist noch längst noch nicht alles.

BASF ist inzwischen nämlich auch ein bedeutender Hersteller von Batteriematerialien und somit ein wichtiger Akteur im Bereich der Elektromobilität. Dabei handelt sich um Materialien, die in den Kathoden der Akkus Verwendung finden. Dazu zählen zum Beispiel chemische Verbindungen aus den Rohstoffen Lithium, Nickel, Mangan, Kobalt, Phosphat oder Eisen. Jene Materialien entscheiden über die Effizienz, Zuverlässigkeit, Lebensdauer und die Größe der Batterie. Entsprechend kommt ihnen eine entscheide Rolle im Rahmen der Verkehrswende zu.

BASF in Schwarzheide: Produktionsstätte für Kathodenmaterialien

In Asien und Nordamerika ist der deutsche Konzern in diesem Bereich seit etlichen Jahren aktiv. Nun steht ein Standort im brandenburgischen Schwarzheide im Fokus. Dort hatte BASF bereits 2023 eine moderne Produktionsanlage für hochleistungsfähige Kathodenmaterialien eingeweiht. Nach Konzernangaben ist die Anlage die erste vollautomatische Produktionsstätte für solche Materialien in Europa. Auch sei die Anlage für die nächsten Jahre bereits ausverkauft, hatte BASF im letzten Jahr betont.

Die Produkte aus Schwarzheide werden direkt an Zellhersteller und Autokonzerne in Europa verkauft und weisen nach Konzernangaben einen geringeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Konkurrenz auf. Der Grund: BASF nutzt in der Kathodenfabrik effizientere Prozesstechnologien, welche einen geringeren Energieverbrauch bewirken, sowie einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien.

Kritische Metalle: Recycling soll zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Der Clou: Der Standort in der Lausitz soll nicht einfach nur Kathodenmaterialien hervorbringen, sondern vor allem die Kreislaufwirtschaft fördern. Noch 2024 will BASF in Schwarzheide eine Anlage zur Produktion sogenannter Schwarzer Masse in Betrieb nehmen. Die Schwarze Masse entsteht durch das Schreddern von Altbatterien und gilt als Anfangsprodukt des Recyclingprozesses. Dieses Stoffgemisch enthält wichtige Metalle, die extrahiert, recycelt und schließlich erneut zur Herstellung von Kathodenmaterialien verwendet werden können. Dazu gehören: Nickel, Lithium, Kobalt und Mangan.

BASF schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens: Durch die Verwendung von recycelten Metallen reduziert sich der CO2-Fußabdruck der späteren Kathodenmaterialien. In der Folge können auch die Kunden aus der Batterie- und Autoindustrie ihre Klimabilanz verbessern. Dadurch steigt perspektivisch die Nachfrage nach den BASF-Produkten – angesichts der immer strengeren Klimaregularien.

Zweitens: Der Chemiekonzern verbessert durch das Recycling seine Versorgungssicherheit. BASF sichert sich durch die Verwendung wiedergewonnener Metalle vor Lieferengpässen und hohen Rohstoffpreisen ab. Die ehemalige BASF-Technologiechefin Melanie Maas-Brunner hatte betont, dass sich der Konzern nur durch das Recycling langfristig ausreichenden Zugang zu diesen Metallen verschaffen könne. Rein aus dem Bergbau sei dies nicht möglich, so Maas-Brunner, die inzwischen beim finnischen Papierkonzern UPM-Kymmene tätig ist.

BASF startet Prototyp-Metallraffinerie

Vor wenigen Tagen erst hat BASF nun einen weiteren Meilenstein rund um Schwarzheide gemeldet. Demnach hat der Dax-Konzern an dem Standort eine Prototyp-Metallraffinerie in Betrieb genommen. In der Anlage kann in einem hydrometallurgischen Verfahren die Schwarze Masse weiterverarbeitet werden, um aus dieser die oben genannten Rohstoffe zu gewinnen. Die Raffinerie ist somit ein wichtiges Bindeglied zwischen der für 2024 ebenfalls geplanten Anlage zur Herstellung der Schwarzen Masse sowie der Anlage zur Produktion der Kathodenmaterialien.

Im Bild sehen Sie die Prototyp-Anlage:

BASF hat ihre Prototyp-Metallraffinerie für das Batterierecycling in Schwarzheide erfolgreich in Betrieb genommen.

Quelle: (https://www.basf.com/global/de/media/news-releases/2024/04/p-24-122.html)

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei der Anlage um einen Prototypen. Später soll noch eine wesentlich größere Metallraffinerie gebaut werden, dann im kommerziellen Maßstab. Zunächst will BASF aber erst einmal wichtige Erkenntnisse sammeln und die Technologie weiterentwickeln.

Rückschlag in Finnland: Behörden grätschen dazwischen

Dennoch: Das gesamte Projekt in Europa hat kürzlich auch einen erheblichen Dämpfer erhalten. Im Mittelpunkt steht eine inzwischen fertige BASF-Anlage im finnischen Harjavalta. Dort wollte der Konzern – in der Nähe von Minenbetrieben – eigentlich Vorprodukte für Kathodenmaterialien herstellen, sogenanntes PCAM (Precursor Cathode Active Material). Dabei handelt es sich um eine pulverförmige Substanz, die z.B. Nickel, Kobalt, Mangan und andere chemische Elemente enthält und später zu Kathodenmaterialien weiterverarbeitet wird.

BASF jedenfalls hatte die Anlage in Finnland bereits 2018 angekündigt, diese inzwischen fertiggestellt und Mitarbeiter angeheuert. 2020 hatte der Konzern zwar eine Genehmigung von den zuständigen Behörden erhalten. Doch aufgrund des erbitterten Widerstands diverser NGOs aus Umweltschutzgründen wurde diese zunächst wieder zurückgezogen. Nun musste BASF die Mitarbeiter an dem Standort auf unbestimmte Zeit freistellen, wie der Konzern kürzlich bekannt gab. Eigentlich hätte die Anlage bereits 2022 in Betrieb gehen und Schwarzheide mit PCAM beliefern sollen.

Besonders bitter: BASF hat nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionen-Betrag in den Standort in Finnland investiert. Immerhin: Nach Konzernangaben ist die Versorgung für Schwarzheide derzeit nicht in Gefahr, da es Abkommen mit anderen Zulieferern gebe. Ob die Anlage in Finnland am Ende doch noch in Betrieb gehen kann, ist aktuell schwer abzuschätzen. BASF weist gegenüber den Behörden auf die wirtschaftlichen Vorteile des Standorts hin. Noch 2024 sollte es hierzu eine endgültige Entscheidung geben.

Mein Fazit für Sie

Dass BASF mit Blick auf die Elektromobilität und deren Wachstumschancen in Europa auf eine kreislauffähige Kathodenproduktion setzt, ist meiner Meinung nach ein logischer Schritt. Die europäische Auto- und Batteriebranche ist auch bei diesen wichtigen Komponenten vor allem von asiatischen Akteuren und insbesondere von China abhängig. Die Fabrik in Schwarzheide soll dazu beitragen, diese prekäre Abhängigkeit zu reduzieren. Dass die Kathodenproduktion in Schwarzheide bereits über einen längeren Zeitraum ausverkauft ist, kommt also nicht von ungefähr.

Trotzdem: Der Rückschlag in Finnland nagt derzeit schwer an der eigentlich sehr vielversprechenden Batterie-Fantasie. BASF und dessen Anleger müssen somit mehr denn je auf die langfristige Perspektive setzen.