Achtung: Wie BASF in China seine Zukunft aufs Spiel setzt!

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Hohe Energiekosten, schwächelnde Konjunktur und nicht zuletzt die eklatanten Abschreibungen auf das Russland-Geschäft: Der Chemiekonzern BASF musste in Europa zuletzt ordentlich aufs Bremspedal drücken – vor allem auf dem Heimatmarkt.

Schauen Sie: Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds fielen zuletzt sowohl Umsatz als auch Ergebnis im Deutschland-Geschäft. BASF-Boss Martin Brudermüller will deshalb am Heimatstandort in Ludwigshafen mehrere energieintensive Anlagen abschalten und rund 700 Arbeitsplätze streichen. Etwa 10 Prozent der gesamten Anlagenwerte in Ludwigshafen sollen demnach wegfallen, um die Kosten hierzulande in den Griff zu bekommen.

Mega-Projekt: BASF geht in China in die Vollen

Doch Brudermüllers Kahlschlag in der Pfalz ist nur ein Aspekt der neuen Strategie. Denn: Während sich BASF in Deutschland verkleinert, will der Chemiegigant in China so richtig durchstarten. Brudermüller betonte kürzlich, dass etwa die Hälfte der weltweiten Chemie-Umsätze mit der Volksrepublik im Zusammenhang stehe. Das China-Geschäft von BASF allerdings ist derzeit nur für rund 15 Prozent der gesamten Konzernerlöse verantwortlich.

Entsprechend sieht Brudermüller im Reich der Mitte erhebliches Wachstumspotenzial – und will dieses nun abgreifen. Bestimmt haben Sie in den Medien auch von dem gigantischen Verbundstandort gelesen, den BASF in der südchinesischen Provinz Guangdong (Zhanjiang) derzeit baut. Bis zu 10 Milliarden Euro will Deutschlands Chemieprimus hierfür insgesamt in die Hand nehmen: für BASF das teuerste Einzelprojekt seit Jahrzehnten.

Die ersten Anlagen haben dort bereits die Produktion aufgenommen. Bis 2030 soll das Mega-Werk dann fertiggestellt sein. Im Bild sehen Sie einen (kleinen) Teil der Bauarbeiten:

Quelle: BASF (BASF started piling of the first plants of its smart Verbund project in Zhanjiang, Guangdong)

Deutsche Sanktionen gegen China? BASF wäre betroffen

Die neuen China-Ambitionen bergen allerdings nicht nur jede Menge Potenzial, sondern auch erhebliche Risiken. Tatsächlich stufen viele Analysten das Ganze inzwischen als Hochrisikostrategie ein. Der Grund: Die Beziehungen des Westens zu China kühlen sich derzeit vor allem auf höchster politischer Ebene deutlich ab. Washington etwa fährt aktuell einen rigorosen Sanktionskurs gegen Peking – vor allem im Technologiebereich.

Und auch Deutschland will da offenbar nicht hintanstehen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg vor wenigen Tagen berichtete, gibt es in der Bundesregierung Diskussionen über Sanktionen gegen die chinesische Halbleiterindustrie. Demnach könnte es Exporteinschränkungen für Chemikalien geben, die zur Produktion der Halbleiter wichtig sind.

Laut Bloomberg will Bundeskanzler Scholz damit die Verknüpfung der deutschen und chinesischen Wirtschaft drosseln und gleichzeitig die Halbleiterbranche der Volksrepublik ins Mark treffen. Damit befindet sich Scholz auf Linie der US-Regierung, die entsprechende Sanktionen längst auf den Weg gebracht hatte.

Das Problem: Sollte es solche Ausfuhrbeschränkungen aus Deutschland geben, wäre davon auch BASF direkt betroffen. Der Konzern produziert und liefert Bloomberg zufolge wichtige chemische Zusatzstoffe, die für die Halbleiterherstellung unabdingbar sind. Mit im Boot sitzt demnach ein weiterer Dax-Konzern: der Pharma- und Chemiespezialist Merck. Dessen Chemieprodukte befinden laut Bloomberg in weltweit fast jedem Chip.

Taiwan-Konflikt: Dax-Konzern auf dünnem Eis

Scholz‘ mögliche Sanktionen gegen China umfassen jedoch noch längst nicht das gesamte Problem. Vor allem der Konflikt um Taiwan hat das Potenzial, BASF, aber auch andere deutsche Konzerne etwa aus der Autoindustrie massiv in Mitleidenschaft zu ziehen. Experten verweisen hier auf Russland und den Ukraine-Krieg. Durch Putins Invasion im Nachbarland mussten westliche Konzerne ihre Geschäfte in Russland überdenken und vielfach komplett streichen.

Eben ein solcher Effekt dürfte laut Beobachtern auch in China eintreten, sollte Peking militärisch gegen Taiwan vorgehen. Die deutschen Konzerne würden dann zwischen die Fronten geraten und müssten im schlimmsten Falle ihre China-Geschäfte aufgeben. Für BASF und dessen Aktie wäre das ein Desaster sondergleichen.

Mein Fazit für Sie

Die Schwäche in Europa treibt BASF also nach China. Auch wenn in der Volksrepublik das Geld für Chemiefirmen praktisch auf der Straße liegt, ist das Risiko nicht zu verachten. BASF begibt sich in China auf dünnes Eis und könnte später einbrechen. Natürlich wollen große Wirtschaftsakteure von sicherheitspolitischen Zusammenhängen am besten gar nichts wissen und ihre Geschäfte unabhängig davon forcieren. Und in der Regel funktioniert das auch, weil alle Beteiligten, ebenso die Staaten, von wirtschaftlichen Kooperationen profitieren

Doch der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass dieses Paradigma nicht mehr gilt. Trotz der massiven wirtschaftlichen Risiken für Russland hat Putin das Nachbarland überfallen. Viele Experten befürchten nun, dass auch China einen solchen (ökonomisch irrationalen) Schritt unternehmen könnte.

Immer wieder hat Staatsführer Xi Jinping in den letzten Monaten durchscheinen lassen, dass eine Invasion in Taiwan nur eine Frage der Zeit sei. Mitte April probte das chinesische Militär gar Präzisionsangriffe gegen Taiwan, nachdem sich US-Parlamentssprecher Kevin McCarthy mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen getroffen hatte.

Natürlich sollte man jetzt nicht den Teufel an die Wand malen. Peking setzt freilich alles daran, Taiwan und die westlichen Staaten mit Säbelrasseln zu beeindrucken. Ein konkreter militärischer Konflikt ist das zwar noch lange nicht. Doch das Abschreckungsszenario könnte so weit befeuert werden, dass es am Ende keinen Weg zurück mehr gibt.

BASF jedenfalls hat seine Karten auf den Tisch gelegt. Ob das Pokerspiel ein Erfolg wird, kann nur die Zukunft beantworten. Als Anleger sollten Sie das Thema unbedingt auf dem Schirm behalten.