Autsch… Wirecard und Deutsche Bank – Das tat weh!
Ein besonderes Augenmerk haben wir an der Börse vergangene Woche vor allem auf die Finanzinstitute geworfen. Dabei ging es zuerst einmal um die Quartalszahlen der Deutschen Bank am Freitag. Doch dazu später mehr…
Denn bereits am Mittwoch knallte es heftig beim Finanzdienstleister Wirecard. Die Aktien fielen bis auf 126 Euro – weit mehr als 13% Minus zu Handelsschluss. Ausschlaggebend hierfür war ein Bericht in der Financial Times zu angeblichen Ungereimtheiten in der Bilanz eines asiatischen Ablegers. Am Donnerstag kehrte dann kurzfristig ein wenig Ruhe bei der Aktie ein. Gleich wurde wild spekuliert, ob es sich nicht auch diesmal wieder um eine sogenannte „Short Attacke“ gehandelt hat, wo Anleger massiv auf fallende Kurse setzen.
Wo Rauch ist – ist auch Feuer!
Schließlich hätte Wirecard einen solchen Angriff ja nicht zum ersten Mal erlebt, denn in der Vergangenheit ist es immer wieder zu derartigen Verwerfungen gekommen. Aber nachdem wir dann in einem weiteren Bericht der Financial Times am Freitag lesen konnten, dass eine von Wirecard beauftragte externe Anwaltskanzlei bei einer Prüfung der Niederlassung in Singapur Belege für schwere Straftaten gefunden hätte, die auf Fälschungen in der Rechnungslegung hindeuten würden, gab es für die Aktien des gerade erst aufgestiegenen DAX-30-Neulings kein Halten mehr – Minus 25% Kursverlust an einem einzigen Tag!!!
„Da wo Rauch ist – ist auch Feuer“ – diese alte Rede kennen Sie alle, liebe Leser. Und in diesem Sinne konnte sich Wirecard auch mit massiven Dementis nicht erwehren und jetzt wird sich finden müssen, ob es sich hier tatsächlich um „Fake News“ handelt oder doch Wahrheiten und Fakten vorliegen. So oder so – ist natürlich jetzt die BaFin eingeschaltet und wird prüfen, was da tatsächlich bei Wirecard los war oder ist. Unruhige Zeiten für Wirecard-Aktionäre!
Der Deutschen Bank ist weiterhin Justitia auf den Fersen
Nicht wesentlich besser geht es momentan den Anteilseignern eines anderen großen Bankhauses. Richtig, meine Damen und Herren, die Rede ist von der Deutschen Bank. Wie vom „neuen“ Vorstandschef Christian Sewing versprochen, hat das Frankfurter Geldhaus 2018 zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Doch damit sind die Skandale natürlich noch nicht vom Tisch.
In Wahrheit ist der Deutschen Bank weiterhin Justitia auf den Fersen. Erst im November 2018 bekam man in Frankfurt und Umgebung Besuch von 170 Fahndern, die die Büros gründlich untersuchten und dabei auf Beweise hofften, da angeblich Mitarbeiter des Geldinstituts Kunden bei der Gründung von Briefkastenfirmen in der Karibik geholfen haben sollen um dort dann schmutziges Geld in sauberes umzuwandeln.
Kurz vor Weihnachten wurden zudem noch Ermittlungen wegen möglicher illegaler Absprachen beim Handel mit US-Dollar-Anleihen bekannt. Ende Januar erreichten uns dann Nachrichten aus den USA, wo angeblich die Demokraten die Geschäftsbeziehungen zwischen Trump und der Deutschen Bank genauer beleuchten lassen wollen. Nicht zu vergessen auch der Geldwäsche-Skandal um die dänische Danske Bank. Hier ist immer noch offen, ob die US-Niederlassung der Deutschen Bank die bei ihr durchgeleiteten Vermögen der estländischen Danske-Sparte richtig kontrolliert hat.
Bankchef Christian Sewing weiß, wie viel Vertrauen die Deutsche Bank wegen der andauernden Skandale inzwischen verloren hat, allerdings hatte diese Einsicht auch schon sein Vorgänger John Cryan.
Kommt die Deutsche Bank letztlich doch unter die Haube?
Die große Frage ist, wie es jetzt in Frankfurt weitergehen soll, insbesondere auch hinsichtlich der heißen Spekulationen rund um eine Fusion mit der Commerzbank. Da scheint man mittlerweile auch in Berlin bei unseren Politikern eine gewisse Unruhe zu verspüren, denn der Verkauf der Deutschen Bank an ein ausländisches Institut, Finanzinvestoren oder gar ausländisch motivierte Staatsfonds wäre der absolute „Supergau“ – den will sich auch in der Bundeshauptstadt keiner vorstellen.
Also scheint es nahe zu liegen, die Deutsche Bank trotz ihrer nicht gerade attraktiven Mitgift auch im späten Alter nochmals zu verheiraten oder anderweitig, aber planbar, unter eine Haube zu bekommen. Von einer Fusion mit der Commerzbank hält CEO Sewing im Moment allerdings noch relativ wenig. Auch nach der Präsentation der Quartalszahlen wollte er sich Spekulationen nicht hingeben, aber er fand es zumindest „positiv“, dass sich das Finanzministerium Gedanken um den Finanzstandort Deutschland mache.
Ja – Herr Sewing, genau dies sollten Sie vielleicht auch einmal machen – denn das ist ja letztlich ihr Job als Vorstandvorsitzender der ehemals größten deutschen Bank!
In diesem Sinne, liebe Leser, bei Finanztiteln müssen Sie gerade nicht zugreifen, da gibt es vertrauensvollere Unternehmen, auch aus Deutschland.