Autowerte: Rückblick schwach, Ausblick kaum besser
Für Deutschlands Autobauer geht mit 2023 ein schwieriges Jahr zu Ende. Auch Anleger sind eigentlich Besseres gewohnt von den im Dax gelisteten Herstellern BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen.
Wirklich punkten konnten Aktionäre im zurückliegenden Jahr nur mit einem Investment in München. Die BMW Aktie steigerte sich im Jahresverlauf um knapp 20 Prozent und war somit in etwa gleichauf mit dem Leitindex insgesamt. Bei Mercedes-Benz war nur ein schmales Plus von 1,4 Prozent drin. Anleger, die auf die Vorzugsaktie von VW gesetzt hatten, gingen sogar mit einem leichten Minus aus dem Handelsjahr.
Eiskaltes Ende der Elektroautoförderung
Die Branche steht vor großen Herausforderungen, und das nicht erst seit dem letzten Jahr. Spätestens mit der Eröffnung des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin haben die Traditionshersteller die hippe junge Konkurrenz praktisch vor der Haustür. Immer häufiger sind Tesla-Fahrzeuge im deutschen Straßenbild zu sehen, Elektroautos der etablierten Hersteller verkaufen sich vergleichsweise schleppend.
Hinzu kommen die abgelaufenen Förderprogramme. Schon vor einem Jahr fielen Hybridfahrzeuge aus der Förderung, kurz vor Weihnachten wurden die Kaufprämien durch die Bundesregierung nun vollständig gestoppt. Der Schritt kam an einem Wochenende, trat über Nacht in Kraft und traf Kunden wie Hersteller ziemlich überraschend. Eigentlich hatte das Förderprogramm noch bis Ende 2024 weiterlaufen sollen.
Selbstgeschaffene Marktlücke
Einige Hersteller griffen daraufhin in die eigene Kasse, um Kunden die oftmals bereits einkalkulierte, aber noch nicht final beantragte Prämie – also einen entsprechenden Preisnachlass – zu gewähren. Für die Bundesregierung und ihre klimapolitischen Ziele war die Kommunikation einmal mehr ein Desaster. Im neuen Jahr dürfte die Nachfrage nach Elektroautos noch weiter einbrechen.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein ganzes Segment außen vor bleibt: Günstige E-Autos sind am deutschen Markt bislang kaum zu haben, lediglich 3 Modelle für einen Einstiegspreis von unter 30.000 Euro sind aktuell verfügbar.
Chinesische Hersteller punkten – und expandieren
Diese Lücke könnte schon bald durch neue Konkurrenten aus Fernost geschlossen werden: Chinas größter Elektroautobauer BYD hat gerade angekündigt, sein erstes Werk in Europa zu errichten. Weitere Hersteller aus dem Reich der Mitte dürften schon bald folgen – und auf Interesse stoßen, sofern sich „die Etablierten“ nicht rasch etwas einfallen lassen.
Denn die chinesischen Modelle bestechen neben günstigen Kaufpreisen mit ausgereifter Technik. In Sachen autonomes Fahren sind einige asiatische Unternehmen den Europäern weit voraus. Mehr Konkurrenz, weniger staatliche Förderung und gleichzeitig hohe Produktionskosten, die durch Lohnsteigerungen, explodierende Energiepreise und Materialkosten noch befeuert werden, lassen die Branche auch für 2024 auf ein eher schwieriges Jahr vorausblicken.
BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen sind drauf und dran, ihre starke Position am europäischen und weltweiten Automarkt einzubüßen – weil Deutschland die Elektrifizierung nicht ordentlich und zügig auf die Reihe bekommt.