Aurubis-Aktie: Warum die Codelco-Kooperation so wichtig ist
Die Aurubis-Aktie stand letztes Jahr im Fokus der Anleger. Sie errinern sich bestimmt: 2023 wurde bekannt, dass es bei dem Hamburger Kupferverarbeiter wohl jahrelang zu Diebstählen und Betrug im großen Stil gekommen war. In der Folge musste Aurubis hohe Millionenabschreibungen tätigen und fast den gesamten Vorstand entlassen.
Heute soll es an dieser Stelle aber nicht um den allseits präsenten Betrugsskandal gehen, sondern um eine neue Kooperation, die das deutsche Unternehmen vor wenigen Tagen bekannt gab. Diese schärft nämlich die langfristige Zukunftsperspektive von Aurubis abseits der jüngsten Querelen. Im Mittelpunkt steht der weltgrößte Kupferförderer: der chilenische Staatskonzern Codelco.
Aurubis und Codelco: Das steckt hinter der Mega-Kooperation
Aurubis jedenfalls hat mit den Chilenen eine umfassende Vereinbarung unterzeichnet. Das übergeordnete Ziel der Kooperation ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit der Kupferwertschöpfungskette. Konkret haben der Metallproduzent Aurubis und der Minenkonzern Codelco sechs Arbeitsbereiche im Visier:
- technische Projekte für eine umweltschonende Produktion in Chile
- ein Mitarbeiter-Austauschprogramm, unter anderem zur Förderung des Verständnisses für eine nachhaltige Lieferkette
- den Ausbau von kommerziellen Aktivitäten, um mehr Metalle für die europäische Energiewende zu sichern
- den Austausch über die ESG-Entwicklung mit Fokus auf das Nachhaltigkeits-Gütesiegel „The Copper Mark“
- Innovationen und neue Prozesse zur Dekarbonisierung
- und nicht zuletzt den Ausbau von Kreislaufwirtschaft und Recycling in Chile
Das neue Abkommen soll bereits kurzfristige Wirkung entfalten. Im ersten Schritt sind demnach mehr als 15 Projekte geplant. Dazu gehört unter anderem die noch stärkere Senkung von Emissionen in zentralen Prozessschritten der Kupferproduktion. Codelco wird demnach seine Scope-1-Emissionen (also die direkten Ausstöße) senken, was beim Rohstoffabnehmer Aurubis wiederum die Scope-3-Emissionen (indirekten Ausstöße) reduzieren wird. Das Hamburger Unternehmen wird den Chilenen hierfür Technologie bereitstellen – etwa im Bereich Luft- und Wasserschutz sowie Feinstaubfiltration.
Nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch wichtig
Aber auch für die ökonomische Entwicklung dürfte die Kooperation Vorteile entfalten. So will Codelco der deutschen Kupferhütte mehr Rohstoffe (v.a. mehr Kupfer) zur Verfügung stellen. Dadurch kann Aurubis seine Metallproduktion perspektivisch erhöhen, um der wachsenden Nachfrage rund um die Energiewende gerecht zu werden.
Aurubis produziert in seinem europäischen Hüttenverbund pro Jahr mehr als 1 Million Tonnen Kupferkathoden und verarbeitet diese zu etlichen Vorprodukten aus Kupfer oder Kupferlegierungen weiter. Dazu zählen beispielsweise Stranggussformate, Gießwalzdraht, Profile oder Flachwalzprodukte. Gleichzeitig sind die Kupferprodukte ausschlaggebend etwa für Solarparks, Windanlagen, Elektroautos oder die für die Energiewende wichtigen, neuen Stromtrassen.
Interessant ist in diesem Kontext auch das Thema Kreislaufwirtschaft. Kupfer lässt sich aufgrund seiner chemischen Eigenschaften sehr gut recyceln. Aurubis jedenfalls macht sich das zunutze. Der Konzern ist seit rund 30 Jahren im Bereich Recycling tätig und will dieses Geschäft in den kommenden Jahren massiv ausbauen – übrigens nicht nur in Sachen Kupfer. Die Kreislaufwirtschaft gilt als wichtiger Hebel zur Deckung des künftigen Metallbedarfs.
Aurubis-Aktie: mein Fazit für Sie
Die Kooperation mit dem Minengiganten Codelco ist meiner Meinung nach ein positives Signal für die zuletzt strauchelnde Aurubis-Aktie – auch wenn sich dieses erst später gänzlich offenbaren dürfte. Aktuell stehen freilich die (gar nicht so schlechten) Geschäftszahlen und Prognosen sowie nach wie vor die Aufarbeitung des Betrugsskandals im Fokus der Börse.
Was Sie als Anleger nicht unterschätzen sollten: Die Hinwendung in Richtung Nachhaltigkeit und Recycling ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht enorm wichtig. Gelingt es Aurubis weiterhin, den CO2-Fußabdruck seiner Kupferprodukte und anderen Metallerzeugnissen zu verringern, kann das Unternehmen hierfür perspektivisch satte Prämien von seinen Kunden verlangen, da diese mit dem nachhaltigeren Kupfer schließlich ebenfalls ihre Klimabilanz verbessern können. Die Kooperation mit Codelco ist also nicht nur ein symbolischer Akt, um Klimaschützer zu besänftigen, sondern ein logischer Schritt zur langfristigen Aufrechterhaltung des Geschäfts.