Amadeus FiRe: Langfristig Top-, kurzfristig Flop-Aktie?
Zeitarbeit boomt seit Jahren in Deutschland. Auch wenn sie nicht gerade den besten Ruf genießt, ist sie für Unternehmen inzwischen nicht mehr wegzudenken. Und in manchen Bereichen macht sie auch einfach Sinn.
Weshalb sollte ein Unternehmen zum Beispiel für einzelne Auftragsspitzen Arbeitnehmer einstellen, die nie wieder gekündigt werden können? Oder warum sollte sich eine Bank IT-Spezialisten dauerhaft ins Haus holen, wenn es nur darum geht, sechs Monate lang an der Implementierung eines Software-Großprojekts zu arbeiten?
Genau darauf hat sich das Frankfurter SDAX-Unternehmen Amadeus FiRe spezialisiert. Das Unternehmen verleiht z.B. Buchhalter, Bankspezialisten, IT-Fachkräfte und sogar Führungskräfte.
Was mich an der Zeitarbeit besonders fasziniert, sind die aufgerufenen Stundensätze. So erhält das Zeitarbeitsunternehmen in der Regel den 2 bis 2,5-fachen Stundenlohn des entliehenen Arbeitnehmers.
Ein Teil davon sind natürlich die Sozialversicherungsbeiträge und Urlaubsansprüche des Mitarbeiters – das sind 30% bis 40%, aber nicht 100% bis 150%.
Der Rest, das ist die Flexibilitätsprämie, die das leihende Unternehmen bezahlt. 100% Aufpreis allein dafür, dass sich niemand mit Kündigungsschutz oder kranken Mitarbeitern herumschlagen muss.
Das sollte ein Signal für die Politik sein. Unternehmen sind bereit, doppelt so viel zu zahlen, wenn Arbeitnehmer keinen Kündigungsschutz genießen. Amadeus FiRe macht sich das natürlich zunutze.
Die Umsätze stiegen im vergangenen Jahr zwar nur etwas stärker als die Gesamtwirtschaft. Doch aus 2,1% mehr Umsatz machte Amadeus FiRe 4,7% mehr Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Den Gewinn nach allen Kosten gab Amadeus noch nicht bekannt.
In den ersten 9 Monaten stieg der Nachsteuergewinn jedoch deutlich stärker als der Vorsteuergewinn. Aus 1,6% mehr Umsatz wurden 7,1% mehr Gewinn nach Steuern und Abschreibungen.
Für Aktionäre zahlte sich ein Engagement bei Amadeus FiRe langfristig aus. Mittelfristig jedoch nicht. Die Aktie notiert noch immer 16 Euro unter ihrem Hoch von Mitte 2015, aber um den Faktor 12 über dem Tief von Anfang 2009.
Amadeus FiRe dürfte angesichts der gut laufenden Konjunktur und der abnehmenden Arbeitslosenzahl inzwischen Probleme haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Dieses Problem wurde auch schon im Prognosebericht für 2016 benannt.
Das Unternehmen ging sogar davon aus, dass aufgrund nicht verfügbarer Mitarbeiter kein Wachstum bei den entliehenen Mitarbeitern stattfinden würde, was sich bis Ende September 2016 auch bestätigte.