Pflichtversicherung gegen Elementarschäden? Konzerne winken ab
Es regnet viel in diesem Frühjahr – in manchen Regionen des Landes: zu viel. Vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen prägen das Bild vor allem im Saarland und in Teilen von Rheinland-Pfalz. Erinnerungen werden wach an die Flutkatastrophe im Ahrtal vor 3 Jahren. Damals waren zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Ganz so dramatisch ist die Lage zurzeit zwar nicht. Doch die Schäden an Wohnhäusern und Gewerbeimmobilien sind auch in diesem Jahr immens.
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden?
Und so flammt eine Diskussion auf, die schon vor drei Jahren die Schlagzeilen beherrscht hat: Sollte eine Versicherung gegen Elementarschäden für alle verpflichtend sein? Ja, finden Teile der Politik, Zustimmung kommt etwa aus der Kanzlerpartei SPD. Nein, finden Versicherungsvertreter – sie fürchten hohe Kosten.
Denn in einem sind sich Kritiker wie Befürworter einig: Der Klimawandel sorgt schon jetzt für immer mehr versicherungsrelevante Schäden durch Naturkatastrophen. Gerade lokal begrenzte, aber dafür umso länger anhaltende Regenfälle sind nach Einschätzung von Meteorologen ein typisches und häufiger werdendes Phänomen dieser Entwicklung.
Versicherungen lehnen Hochrisikoschutz ab
Dennoch ist jeder zweite Hausbesitzer nicht gegen Elementarschäden versichert. Zum Teil liegt das am Unwillen oder Gutglauben der Häuslebauer, frei nach dem Motto: Es wird schon nichts passieren. Doch auch die Versicherungen tragen ihren Teil bei. Denn allzu häufig weigern sie sich, Gebäude in Hochrisikogebieten überhaupt zu versichern – zu groß die Gefahr, dass tatsächlich etwas passiert und der Versicherer dann einspringen muss.
Viel bequemer ist es doch, wenn der Steuerzahler aufkommt – denn kein Spitzenpolitiker würde Flutopfern die staatliche Wiederaufbauhilfe verweigern, nur weil kein privater Versicherungsschutz bestanden hat. Stattdessen greift das Solidarprinzip. Doch Versicherungen, die nur Schäden versichern, die wahrscheinlich niemals eintreten werden, während tatsächliche Risiken im Zweifel am Einzelnen hängenbleiben, agieren zwar wirtschaftlich profitabel, aber moralisch fragwürdig.
Versicherung nach französischem Vorbild?
Wenn es aber eine Pflichtversicherung für alle gäbe, würden die Prämien für den Einzelnen überschaubar bleiben, und dennoch wären alle gleichermaßen abgesichert. In Frankreich gibt es ein entsprechendes Modell bereits. Auch in Deutschland wird nun einmal mehr darüber diskutiert, die Wohngebäudeversicherung um Elementarschäden zu erweitern, ohne die Prämien exorbitant in die Höhe zu treiben.
Die Versicherungsbranche winkt ab. Zum einen fürchtet sie einen verstärkten staatlichen Einfluss, auch und gerade im Hinblick auf die Preisgestaltung jener Zusatzprämien. Zum anderen warnen Experten wie Verbandschef Jörg Asmussen vom GDV vor ohnehin steigenden Versicherungskosten in den kommenden Jahren. Weil Extremwetterereignisse und somit auch Elementarschäden an Gebäuden mit fortschreitendem Klimawandel wahrscheinlicher und häufiger werden, dürften seiner Einschätzung nach Wohngebäudeversicherungen ohnehin deutlich teurer werden.
Er plädiert dafür, sich entschiedener als bisher gegen den Klimawandel zu stemmen. Im Grundsatz eine gute Idee – nur hilft sie denjenigen nicht, die gerade ihren Keller leerpumpen und schlimmstenfalls um ihre Existenz fürchten müssen. Eine Pflichtversicherung würde den Bürgern zugutekommen. Die Politik wäre gut beraten, sie drei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal endlich ernsthaft in Erwägung zu ziehen.