Adler-Group – Börse traut dem Immobilienkonzern noch nicht über den Weg
Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat im ersten Halbjahr 2021 Wertberichtungen vorgenommen und deshalb einen hohen Verlust ausgewiesen. Der Kurs des SDAX-Werts pendelt im frühen Handel um den Vortagskurs von rund 3 Euro.
Hedgefonds löste einen Kurssturz aus
Es war einmal … So fangen bekanntlich die meisten Märchen an. Und märchenhaft war einmal der Kursanstieg der Adler-Aktie. Innerhalb von drei Jahren verdreifachte sich die Notierung bis Ende August 2018 nahezu – von knapp 17 Euro auf über 48 Euro. Anschließend ging es drei Jahre lang unter Schwankungen wieder allmählich abwärts.
Aber vor knapp einem Jahr wurde dann aus dem Märchen endgültig eine Horrorgeschichte. Im Oktober 2021 tauchten erste Vorwürfe eines Hedgefonds auf, die Konzerntochter Adler Real Estate habe Immobilienprojekte zu hoch bewertet. Da dies der gleiche Hedgefonds ist, der den Wirecard-Skandal ins Rollen gebracht hatte, halbierte sich der Aktienkurs in kurzer Zeit von über 20 Euro auf unter 10 Euro. In den Folgemonaten ging es immer weiter bergab – bis auf einen Tiefstkurs von rund 2,80 Euro vor knapp einem Monat.
BaFin stellte fehlerhafte Bilanz 20219 fest
Denn den Anschuldigungen des Hedgefonds folgten weitere Tiefschläge. Die Finanzaufsicht BaFin stellte eine fehlerhafte Bilanz 2019 fest. Ein großes Immobilienprojekt in Düsseldorf sei in der Bilanz um mindestens 170 Millionen Euro und höchstens 233 Millionen zu hoch angesetzt gewesen. Und als dann die Wirtschaftsprüfer von KPMG in einer Sonderprüfung das Testat für den Geschäftsbericht 2021 verweigerten und sogar das Mandat niederlegten, war es um die Aktie endgültig geschehen. Zumal auch der mit über 20 % Anteil größte Aktionär, der Konkurrent Vonovia, ursprüngliche Pläne, die Adler Group zu übernehmen, ad acta gelegt hat.
Immer noch kein Wirtschaftsprüfer in Sicht
Seither hat das in Luxemburg ansässige, aber überwiegend in Deutschland – mit Schwerpunkt Berlin – tätige Immobilienunternehmen einiges unternommen, um das Vertrauen der Anleger und der Finanzaufsicht zurück zu gewinnen. Mehrere Objekte wurden verkauft, um dadurch Liquidität in die Kassen zu bekommen. Und ein neuer Wirtschaftsprüfer wurde gesucht – aber bisher ohne Erfolg. Auf eine Ausschreibung des Mandats gab es bisher keine Resonanz. Zur Stunde steht die Adler Group damit immer noch ohne Wirtschaftsprüfer da. Nun will der Vorstand gezielt auf Wirtschaftsprüfer zugehen.
Halbjahreszahlen zeigen auch Lichtblicke
Die Halbjahreszahlen sind angesichts der Bilanzbereinigungen und des Abbaus der Immobilienbestände kaum mit denen des Vorjahrs zu vergleichen – aber sie geben doch Aufschluss über den aktuellen Status des Unternehmens. Die operative Performance bezeichnet die Adler Group als „robust“. So hat sich das flächenbereinigte Mietwachstum um 2,3 % auf eine Durchschnittsmiete von 7,47 Euro erhöht und die Leerstandrate ist von 3,8 auf 1,6 % zurückgegangen. Durch die Objektverkäufe konnte Adler für 900 Millionen Euro Anleihen und langfristige Kredite tilgen und die Barmittel um 215 Millionen Euro auf 771 Millionen Euro aufstocken. Aufgrund von nicht cash-wirksamen Wertberichtungen des Immobilienbestand in Höhe von 375,1 Millionen Euro und weiterer Bilanzbereinigungen weist der Konzern einen Nettoverlust von 604,4 Millionen Euro aus. Der Verlust je Aktie übertrifft also mit 4,94 Euro den nach den Zahlen bei rund 3 Euro knapp behaupteten Kurs deutlich. Die Anleger scheinen also bei Adler noch nicht an ein Happy End zu glauben.