Adidas wirft Yeezy-Produkte auf den Markt

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Nach monatelangen Überlegungen hat Adidas eine Entscheidung getroffen, um das Yeezy-Problem zu lösen. Wie das Unternehmen Ende vergangener Woche bekanntgab, soll zumindest ein Teil der Lagerbestände „noch im Mai“ in den Verkauf gehen. Die Produkte sollen exklusiv über den Onlineshop und die App von Adidas vertrieben werden. Einen signifikanten Teil der Erlöse will das Unternehmen an Organisationen spenden, die sich gegen Antisemitismus und Rassismus engagieren.

Für den Schritt erhielt Adidas breite Zustimmung. Ein Einbehalten der Gewinne hätte das Image weiter beschädigt, eine Vernichtung der Lagerbestände wäre im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit fragwürdig gewesen. Die nun gefundene Lösung erscheint damit als diejenige mit den geringsten Kollateralschäden für das Unternehmen.

Erhebliche finanzielle Verluste nach Yeezy-Beendigung

Dabei ist der entstandene Schaden bereits jetzt beachtlich. Die Yeezy-Kollektion war in Zusammenarbeit mit dem US-Rapper Kanye West entstanden und erfreute sich bei den Kunden großer Beliebtheit. Die Produkte spülten hohe Erlöse in die Konzernkasse. Doch West erwies sich immer häufiger als streitbarer Geschäftspartner, der immer wieder mit kritikwürdigen Äußerungen für Schlagzeilen sorgte.

Im vergangenen Jahr ging es Adidas schließlich zu weit: Nach antisemitischen Äußerungen Wests zog der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach die Reißleine und beendete die Zusammenarbeit im Oktober 2022 umgehend. Seitdem stand der Dax-Konzern vor der Frage, wie mit jenen Produkten zu verfahren ist, die bereits produziert wurden und nun die Lagerkapazitäten verstopfen.

Noch immer keine finale Lösung in Sicht

Tatsächlich wurde zum Teil sogar noch weiter produziert, da Adidas zugesagte Produktionsaufträge erfüllte, um Zulieferer nicht durch Stornierungen zu belasten, wie es in einer Erklärung des Unternehmens heißt. Somit dürften sich in den Lagerbeständen neben bereits bekannten Designs aus der 2022er-Kollektion auch neue Produkte befinden, die für den Vertrieb in 2023 entworfen wurden.

Ob diese allerdings auch in den Verkauf kommen sollen, ließ Adidas zunächst noch offen. Vorerst werde nur „ein Teil“ der Lagerbestände in den Vertrieb gebracht – was mit dem Rest geschehen soll, ist offenbar noch immer nicht entschieden.

Yeezy-Kollektion: Von der Cash Cow zum Problemkind

So erfolgreich und gewinnbringend die Yeezy-Kollektion jahrelang war, so sehr wird sie für Adidas nun zum Problem. Das hastige Ende der Zusammenarbeit stürzte den Konzern bereits im Schlussquartal 2022 finanziell in die Krise, für das Auftaktquartal 2023 wies Adidas unterm Strich einen Verlust von 24 Millionen Euro aus. Das gesamte Geschäftsjahr dürfte wegen der Causa Yeezy belastet sein.

Anleger monieren zudem, Adidas habe mit der Beendigung der Kooperation zu lange gezögert und diese dann unüberlegt vom Zaun gebrochen – obwohl intern bereits längere Zeit zuvor diskutiert wurde, wie angesichts der problematischen öffentlichen Äußerungen Wests mit dem damaligen Partner umzugehen sei. Erste Überlegungen hierzu wurden auf Managementebene wohl bereits im Jahr 2018 angestellt.

Aktionäre klagen gegen Adidas

Anfang Mai wurde bekannt, dass Aktionäre in den USA deswegen eine Sammelklage gegen Adidas eingereicht haben. Sie fordern einen bislang nicht näher bezifferten Schadenersatz, weil die Konzernführung es versäumt habe, Anleger rechtzeitig über die Risiken rund um West und Yeezy aufzuklären.

Die Adidas Aktie drehte zum Wochenauftakt nach vorherigen Verlusten ins Plus. Seit Beginn des Jahres hat sich das Papier um rund ein Viertel verteuert, und das trotz der Bilanzrisiken. Bei Anlegern scheint das Credo vorzuherrschen: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. In diesem Sinne dürfte die nun gefundene Lösung für den Umgang mit verbliebenen Yeezy-Lagerbeständen für weitere Erleichterung sorgen – je schneller Adidas das Problem los wird, umso besser.