Adidas wird Reebok los – Anleger begeistert
- Adidas-Angriff auf Nike fehlgeschlagen
- Reebok wird an Investor verkauft – Erlös wird ausgeschüttet
- Adidas im ersten Halbjahr stärker als gedacht
- Lieferkettenproblematik belastet Bilanz: Umsatzeinbußen im dreistelligen Millionenbereich
- Jahresprognose nach starken Q2-Zahlen angehoben
- Adidas Aktie: Analysten sehen viel Luft nach oben
Der Beziehungsstatus galt schon länger als zumindest kompliziert, wenn nicht gar zerrüttet: Über Jahre hinweg hat Adidas nun versucht, die US-Marke Reebok wieder loszuwerden. In der vergangenen Woche ist das nun endlich geglückt – und Anleger sind begeistert.
Die Adidas Aktie schoss am vergangenen Freitag kräftig in die Höhe, konnte die Kursaufschläge aber nicht lang halten. Bereits in dieser Woche ist die Spitze wieder passé. Doch perspektivisch dürften Anleger es als positives Signal werten, dass der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach sein Reebok-Problem nun doch noch gelöst hat.
Adidas-Angriff auf Nike fehlgeschlagen
Zugekauft hatte man den kleineren US-Hersteller – seinerzeit aber immerhin Nummer 3 am Markt – im Jahr 2006 in der Hoffnung, dadurch Nike auf seinem Heimatmarkt besser angreifen zu können. Doch die Erwartungen, die insbesondere Adidas an die Zweitmarke hatte, wurden in den vergangenen 15 Jahren nie erfüllt.
Tatsächlich konnte Adidas mit seiner Kernmarke in den USA Marktanteile gewinnen und hat sich daraufhin noch stärker auf seine drei Streifen konzentriert, während Reebok sich zunehmend vernachlässigt fühlte. Dass man auch im Verbund mit Reebok bis auf Weiteres keine Chance haben würde, Nike vom Thron zu stoßen, ist mittlerweile auch allen klar geworden.
Reebok wird an Investor verkauft – Erlös wird ausgeschüttet
Für den Kauf verantwortlich war der damalige Adidas-Chef Herbert Hainer, heute Präsident des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. Rund 3,1 Milliarden Euro hatte Adidas auf den Tisch gelegt, um sich Reebok einzuverleiben.
Schon seit längerem rumorte es allerdings, immer wieder zeigte man sich unzufrieden mit der US-Tochter, immer offener wurden Verkaufspläne artikuliert, bis schließlich Anfang dieses Jahres Reebok konkret zum Verkauf angeboten wurde. Mehrere Interessenten, darunter offenbar auch einzelne US-Sportlegenden, bemühten sich um den Zuschlag. Letztlich erhalten hat ihn eine Investmentfirma.
Rund 2,1 Milliarden Euro wird die Authentic Brands Group (AGB) an Adidas zahlen. Der Dax-Konzern rechnet für das erste Quartal 2022 mit einem Abschluss der Transaktion. Dabei soll ein Großteil des vereinbarten Kaufpreises in bar entrichtet werden – und überwiegend direkt an die Adidas-Aktionäre weitergereicht werden, wie das Unternehmen bekanntgab.
Adidas im ersten Halbjahr stärker als gedacht
Erfreulich entwickelte sich zuletzt auch die Bilanz von Adidas. Schon im Auftaktquartal hatte der Konzern mit starken Zuwächsen punkten können. Anfang August nun präsentierte man das Zahlenwerk für den Zeitraum von April bis Ende Juni, und auch das kann sich sehen lassen.
Insgesamt entwickelt sich die Nachfrage besser als erwartet, was für weitere Umsatz- und Gewinnsprünge sorgt. Im Umfeld von Fußball-Europameisterschaft einerseits und Olympischen Sommerspielen andererseits war das Interesse der Kunden zuletzt stark gestiegen. Zudem mussten weitaus weniger Rabatte gewährt werden, wodurch Adidas bei seinen verbesserten Verkaufszahlen auch höhere Margen erzielen konnte.
Lieferkettenproblematik belastet Bilanz: Umsatzeinbußen im dreistelligen Millionenbereich
Zu schaffen macht Adidas allerdings die Lieferkettenproblematik und damit verbunden höhere Kosten für Rohstoffe und Logistik. Ein weitreichender Lockdown in Südvietnam, wo Adidas etliche Produkte fertigen lässt, zwang den Hersteller zwischenzeitlich zu einer Verlagerung der Produktionskapazitäten an andere Standorte.
Nach Schätzungen des Vorstands dürften die Engpässe in den weltumspannenden Lieferketten und mögliche pandemiebedingte Rückschläge die Bilanz des zweiten Halbjahres um rund eine halbe Milliarde Euro belasten.
Jahresprognose nach starken Q2-Zahlen angehoben
Dennoch zeigte man sich optimistisch und korrigierte nach dem erfolgreich abgeschlossenen ersten Halbjahr die Gesamtprognose etwas nach oben: Demnach geht Adidas nun von einem währungsbereinigten Umsatzplus von bis zu 20 Prozent aus. Zuvor hatte man lediglich ein Wachstum im hohen Zehner-Prozentbereich erwartet.
Auch die Gewinnprognose wurde nach oben korrigiert von zuvor 1,25 bis 1,45 Milliarden auf nun 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro. Wachstum in vergleichbarer Größenordnung trauen auch Analysten dem Sportartikelhersteller für das laufende Gesamtjahr zu.
Adidas Aktie: Analysten sehen viel Luft nach oben
Dass man für Reebok nun einen Käufer gefunden und sich auch bereits auf eine Summe verständigt hat, wurde von Experten positiv aufgenommen. Mehrere Analysten bestätigten daraufhin ihre Kaufempfehlungen, die Kursziele bewegen sich dabei aktuell in einem Korridor von 317 Euro (Kepler Cheuvreux) bis 371 Euro (Goldman Sachs).
Die US-Großbank JP Morgan hatte im Zuge der Quartalsbilanz, die Anfang August vorgelegt worden war, die Einstufung bei „neutral“ belassen, das Kursziel aber deutlich angehoben von 320 auf 375 Euro. Vertraut man den Analysten, ist demnach noch viel Luft nach oben: Zuletzt war die Adidas Aktie für unter 310 Euro zu haben.