Adidas vs. Puma – Wenn aus Brüdern Rivalen werden
An Ostern durfte ich mir von meiner Familie wieder einmal anhören, dass ich nicht einmal an den Feiertagen richtig von der Arbeit abschalten kann.
Erstens, ist das für mich persönlich aber gar kein großes Problem, da ich gern Augen und Ohren offen halte, um einfach auf dem Laufenden zu sein und zu bleiben.
Und zweitens, an der Börse kommt man nicht vorbei, nicht einmal, wenn man es sich zu Hause auf der Couch gemütlich gemacht hat. Jedenfalls geht es mir zumindest so.
Ich rede natürlich von dem Film-Zweiteiler „Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen“, der über Ostern im Ersten lief. Einige von Ihnen haben den Film sicherlich ebenfalls gesehen.
Ein guter Film – ganz gleich, ob man nun Börsianer oder Nicht-Börsianer ist. Nur Börsianer saugen wahrscheinlich die Informationen noch etwas gieriger auf und speichern sie sicherheitshalber irgendwo im Hinterstübchen ab.
Vor allem dann, wenn man die Aktie dieses Unternehmens – oder besser gesagt die Aktien dieser beiden Unternehmen – selbst im Depot liegen hat bzw. mit einem Kauf liebäugelt.
Pioniere, Brüder und Rivalen
Nun aber noch einmal zurück auf null. Denn möglicherweise fällt bei dem einen oder anderen Leser nicht gleich der Groschen, wenn der Familienname Dassler fällt. Oder doch?
Die Familie Dassler hat aus einem kleinen fränkischen Schusterbetrieb zwei Weltkonzerne entstehen lassen – nämlich Adidas und Puma.
Heute haben die beiden Firmen nur noch wenig miteinander zu tun, doch was viele nicht wissen, Adidas und Puma gehörten einst zusammen und waren ein Konzern.
Was kaum einer vermutet, hinter der Zerlegung des Konzerns in zwei Lager Ende der 1940er Jahre, steckt eines der größten Dramen in der deutschen Unternehmens- und wohl auch Familienlandschaft.
Der Spielfilm, bei dem Cyrill Boss und Philipp Stennert Regie führten, zeigt sehr eindringlich die Lebensgeschichte der beiden Brüder Adi (Adolf) und Rudi (Rudolf) Dassler, in deren Figuren im Film übrigens die Schauspieler Christian Friedel und Hanno Koffler schlüpften.
Ihr grenzenloser Ehrgeiz bescherte den Brüdern zunächst große Erfolge, endete aber in einer erbitterten Feindschaft und einer nimmer endenden Rivalität.
(„Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen“; Spielfilm, 2016: Adi (Christian Friedel) und Rudi Dassler (Hanno Koffler) tüfteln an einem neuen Sportschuhmodell)
Erste Erfolge ließen nicht lang auf sich warten
Auf den ersten Blick erscheint es doch geradezu merkwürdig, dass es zwei Sportartikelkonzerne von Rang und Namen ausgerechnet in das kleine mittelfränkische Städtchen Herzogenaurach verschlagen hat.
Doch Adidas und Puma waren jahrelang ein Konzern, ein familiengeführtes Unternehmen.
Anfang der 1920er Jahre überzeugen Adi und Rudi Dassler ihren Vater, den Familien-Schusterbetrieb zu verändern: Von nun an sollen Filzpantoffel und Reparaturen der Vergangenheit angehören.
Stattdessen wollen die Dassler Jungs die Firma, die nun den Namen „Gebrüder Dassler Schuhfabrik“ trägt, auf Sportschuhe trimmen. Dass die Strategie der Brüder aufging, sehen Sie allein daran, dass bis heute Adidas- und Puma-Sportschuhe wahre Renner sind.
1925 erschienen die ersten Fußballschuhe mit Stollen und Rennschuhe mit Spikes aus der Dassler-Schmiede.
Die ersten Erfolge ließen nicht lang auf sich warten: Im Jahr 1928 kamen das erste Mal Dassler-Schuhe bei den Olympischen Spielen in Amsterdam, in der Leichtathletik, zum Einsatz.
Bei den Olympischen Spielen 1936 trugen bereits mehrere Athleten Modelle der Herzogenauracher. In diesem Jahr gewann auch Jesse Owens vier Goldmedaillen in Dassler-Schuhen.
Adidas vs. Puma – Rivalen auf immer
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wehte allerdings auch für die Dassler Brüder ein anderer Wind. Adi und Rudi Dassler waren ab 1933 NSDAP-Mitglieder.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in ihrer Schuhfabrik die Panzerabwehrwaffe Panzerschreck hergestellt, wofür auch französische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
Nach Kriegsende wurde Adi Dassler von den US-amerikanischen Besatzern aus dem Entnazifizierungsverfahren entlassen, angeblich, weil er während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin amerikanische Sportler mit Sportartikeln ausgestattet habe.
Sein Bruder Rudi hingegen kam erst nach einjähriger US-Gefangenschaft frei.
Nach dem Krieg zerstritten sich die Brüder endgültig und gingen getrennte Wege. Dieses Verhalten sollte sich auch auf die Nachkommen und darüber hinaus auswirken. Rudi Dassler gründete 1948 die Firma Puma.
Als Firmenname war zunächst Ruda (aus Rudolf Dassler) vorgesehen. Wegen des ähnlichen, aber besseren Klangs und der Assoziation mit der Dynamik des amerikanischen Silberlöwen fiel die Entscheidung aber letztlich auf Puma.
Die heutige Adidas AG wurde im August 1949 durch Adi Dassler gegründet. Beim Namen der Firma handelt es sich um ein Akronym, das sich aus Dasslers Spitznamen Adi und den ersten drei Buchstaben seines Nachnamens zusammensetzt.
Adi Dasslers Fußballschuhe nutzte unter anderem die deutsche Fußballnationalmannschaft, deren Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz – dem sogenannten Wunder von Bern – die Schuhe mit den innovativen Schraubstollen aus dem Hause Adidas schließlich weltbekannt machte.
(Die Gründer von Adidas und Puma: Adi und Rudi Dassler)
Vom gemeinsamen, glorreichen Aufstieg zweier Visionäre blieben am Ende nur eine erbitterte Feindschaft sowie ein böser Konkurrenzkampf. Die beiden Brüder sollen jahrzehntelang bis zu ihrem Tod kein Wort miteinander gesprochen haben.
Als Adi Dassler 1978 verstarb, wurde das Unternehmen, das mittlerweile Weltmarktführer für Sportartikel war, von seinem Sohn Horst Dassler weitergeführt.
Auch die Söhne von Rudi Dassler, Armin und Gerd, übernahmen nach dem Tod des Vaters im Jahr 1974 die Firmenleitung bei Puma. Heute sind beide Konzerne keine familiengeführten Unternehmen mehr.
Das Erbe der Dassler Brüder
Adidas gilt heute nach dem US-Konzern Nike als der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt. Seit 1998 notiert das Unternehmen im deutschen Leitindex DAX.
Der Konzern bringt heute eine Marktkapitalisierung von 35,88 Mrd. Euro auf die Waage und setzte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 19,29 Mrd. Euro um.
Puma ist heute mit 3,6 Mrd. Euro Jahresumsatz (2016) und einem Börsenwert von 5,19 Mrd. Euro neben Adidas und Nike ebenfalls einer der weltweit größten Sportartikelhersteller.
1996 erfolgte die Aufnahme in den MDAX. Heute ist Puma im SDAX gelistet.
Dass Börse sehr wohl auch unterhaltsam sein kann, wäre damit wieder einmal bewiesen. Eine hochspannende Firmengeschichte und nicht minder spannende Unternehmen bis heute.