Adidas vor Q1-Bilanz: US-Investoren reichen Klage ein
Adidas kommt nicht zur Ruhe. Die Causa Kanye West beschäftigt den Konzern noch immer – und könnte nun noch einmal erheblich teurer werden.
Sammelklage vor US-Gericht wegen Yeezy-Aus
US-Investoren haben den deutschen Sportartikelhersteller verklagt. Die Klage richtet sich außerdem auch persönlich gegen Ex-Vorstandschef Kasper Rorsted sowie den Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Da es sich um eine mögliche Sammelklage handelt, könnten sich zahlreiche Anleger den Schadenersatzforderungen anschließen.
Worum geht es genau? Adidas hat jahrelang eng kooperiert mit US-Rapper Kanye West, der eine eigene Kollektion unter dem Markennamen „Yeezy“ bei Adidas platzierte. Die wechselseitige Vermarktung lief gut, die Produkte stießen auf rege Nachfrage, gerade bei jüngeren Kunden.
Hastige Trennung belastet Bilanz schwer
Doch West ist nicht unproblematisch. Immer wieder fiel er durch unangemessene Äußerungen auf. Intern wurde bei Adidas darüber wohl bereits seit 2018 diskutiert, ohne allerdings die Investoren in angemessener Weise zu informieren, wie es nun im Kontext der Klageschrift heißt. Als sich die antisemitischen Ausfälle des Künstlers im vergangenen Jahr zuspitzten, sah sich Adidas gezwungen, die Reißleine zu ziehen – und beendete praktisch über Nacht die Zusammenarbeit.
Das wiederum hat spürbare Folgen für die Bilanz der Herzogenauracher: Rund 600 Millionen Euro hat die Trennung auf den ersten Blick gekostet. In einem insgesamt schwierigen Geschäftsjahr, das zusätzlich durch ein schwächelndes Chinageschäft, die dortigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sowie die weltweite Inflationsdynamik belastet wurde, brach der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft dramatisch ein: Nach 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr brachte es Adidas 2022 auf gerade einmal 254 Millionen Euro. Auch die vorzeitige Trennung von Rorsted, der den Konzern 4 Jahre vor Vertragsende verließ, belastete die Bilanz und kostet den Konzern rund 16 Millionen Euro.
Volle Breitseite für Anleger: Aktieneinbruch, Gewinnrückgang, Dividendenkürzung
Anleger bekommen das gleich doppelt zu spüren: Erst gab der Aktienkurs heftig nach, nun hat Adidas eine deutlich gekürzte Dividende in Aussicht gestellt. Nach 3,30 Euro im Vorjahr sollen nun lediglich 0,70 Euro je Aktie ausgeschüttet werden.
Kein Wunder also, dass die Investoren auf die Barrikaden gehen. Ihrer Ansicht nach hätte Adidas die Probleme mit seinem Werbeträger und Kooperationspartner West besser und finanzschonender managen können – und müssen. Denn auch im laufenden Jahr wird das Ende von Yeezy das Geschäft absehbar weiter belasten. Gleich zu Beginn des Jahres musste der neue CEO Björn Gulden, der das Ruder von Rorsted übernommen hat, eine Gewinnwarnung aussprechen. Er bezeichnete 2023 als Übergangsjahr, in dem die Basis für eine bessere Entwicklung in den Folgejahren gelegt werde.
Q1-Bilanz am Freitag: Negatives Ergebnis erwartet
Die Umsatzeinbußen durch den Wegfall der Yeezy-Vermarktung schätzt der Konzern allein im laufenden Jahr auf rund 1,2 Milliarden Euro. Haben die klagenden Investoren vor den US-Gerichten Erfolg, dürfte es noch einmal deutlich teurer werden.
Adidas selbst weist die Vorwürfe entschieden zurück und hat angekündigt, sich gegen die juristischen Schritte der Anleger wehren zu wollen. Die Adidas Aktie hat seit Beginn des Jahres um rund ein Viertel zugelegt, bewegt sich aber auf Jahressicht noch immer tief in der Verlustzone.
Am Freitag (5. Mai) legt Adidas seine Bilanz für die ersten drei Monate des Jahres vor. Analysten rechnen im Schnitt mit einem Rückgang des Quartalsergebnisses von plus 1,60 Euro je Aktie im Vorjahreszeitraum auf minus 0,50 Euro je Anteilsschein in Q1 2023.