About You-Aktie: Wie es nach dem Kurssprung weitergeht

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Im Juni 2021 wagte die Otto-Tochter About You den Sprung aufs Parkett. Doch die anfängliche Euphorie war schnell verflogen. Nur kurz nach dem Börsengang erreichten die Papiere mit 26 Euro ihr bisheriges Rekordhoch. Danach ging es kontinuierlich bergab. Ende Mai 2023 war die Aktie sogar kurzzeitig für 4,32 Euro zu haben.

Doch seither hat die Stimmung gedreht. Nach Vorlage der Quartalszahlen in der zurückliegenden Woche wurde die Aktie wachgeküsst und schoss in wenigen Tagen um mehr als 40% bis auf 6,48 Euro (Schlusskurs Freitag 14.07.2023) nach oben.

About You: Der Zalando-Rivale aus dem Otto-Konzern

About You wurde 2014 als ein Tochterunternehmen der Otto Group gegründet und gehört heutzutage zum Portfolio der Gruppe, die nach wie vor der größte Teilhaber ist. About You gehört inzwischen zu den größten digitalen Modeplattformen in Europa und ist aktuell in 26 verschiedenen Ländern aktiv.

Das Fashion- und Technologieunternehmen bietet Kunden Mode (Damen, Herren, Kinder) aus einem Sortiment von mehr als 3.500 Marken und hat sich zum Ziel gesetzt, das klassische Shopping zu digitalisieren, indem es ein personalisiertes Einkaufserlebnis auf dem Smartphone oder mobilen Endgerät ermöglicht.

Minimales Umsatzwachstum im Startquartal

Im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) kletterten die Erlöse nur minimal um knapp 1% auf 507 Millionen Euro. Laut dem Unternehmen war dies auf die hohe Vergleichsbasis des Vorjahres, unverändert hoher Lagerbestände in der Modeindustrie und einem in Europa wetterbedingt gedämpften Konsumklima zurückzuführen.

Anzahl aktiver Kunden steigt um 8,6%

Zeitgleich konnte About You die Zahl der Kunden in den letzten zwölf Monaten um 8,6% auf inzwischen 12,8 Millionen steigern. Allerdings sank der durchschnittlich bestellte Warenkorb, was am schwachen Konsumklima und der damit verbundenen stärkeren Nachfrage nach rabattierter Ware gelegen haben dürfte.

Im Zwölfmonatsvergleich reduzierte sich der durchschnittliche Bestellwert auf 54,80 Euro, was einem Rückgang um 3,5% entspricht. Positiv war hingegen die Bestellhäufigkeit, die auf Grund eines erweiterten Produktangebots pro Kunde um 4,6% gestiegen ist.

Rigide Sparmaßnahmen machen sich bezahlt

Unterdessen trat About You auf die Kostenbremse: Signifikant sanken beispielsweise die Marketingkosten um 51,1% auf 51,3 Millionen Euro. Anders als die Marketingkosten kletterten die Fulfillment-Kosten zur Belieferung der Kunden im ersten Quartal deutlich um 9% auf 121 Millionen Euro. Hier machte sich Ausbau des Logistiknetzwerks bemerkbar. Beispielsweise wurde ein drittes Logistikzentrum in Polen ans Netz genommen.

Unter dem Strich konnte die Kosten-Umsatzquote aber massiv verringert werden und lag mit 10,1% deutlich unter dem Vorjahresniveau (Q1 2022/2023: 20,8%).

Operative Gewinnschwelle geknackt

Ergebnisseitig machte sich der Fokus auf die Reduktion der Kosten deutlich bemerkbar. Entgegen der Erwartungen konnte About You schon im ersten Geschäftsquartal beim positiven bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) die Gewinnschwelle erreichen. Das EBITDA lag bei 4,2 Millionen Euro während im Vorjahr noch ein Verlust von beinahe 29 Millionen Euro in den Büchern stand.

Vor dem Hintergrund der deutlichen Steigerung der Profitabilität bekräftigte Firmenboss Tarke Müller die Prognose für das Gesamtjahr, die Gewinnschwelle mit dem bereinigten EBITDA zu erreichen. Darüber hinaus stellt der Onlinehändler ein Umsatzwachstum in einer Spanne zwischen +1% und +11% in Aussicht.

Fazit: Die Zahlen für das abgelaufene Quartal zeigen, dass About You den Fokus stärker auf Profitabilität als auf Wachstum legt. Das wurde von den Anlegern mit einem kräftigen Kursplus honoriert. Ob damit aber der finale Befreiungsschlag geglückt ist, wird sich erst noch zeigen. Dies wird maßgeblich von der Entwicklung der Gesamtwirtschaft und des Konsumverhaltens abhängen.