Dell-Aktie: Warum China die Rekordjagd stoppen könnte!
Der US-Computerhersteller Dell zeigt sich bärenstark. Bereits im letzten Jahr konnte man einen Rekordumsatz von satten 101 Milliarden Dollar erwirtschaften. Und auch im neuen Jahr ging die Erfolgsgeschichte weiter.
Schauen Sie: Laut kürzlich veröffentlichter Quartalsbilanz konnte Dell in den drei Monaten bis Ende März seinen Umsatz um 16 Prozent auf 26,1 Milliarden Dollar steigern – ebenfalls ein Rekordwert.
Digitalisierungsboom bei Firmenkunden
Vielleichten werden Sie sich jetzt fragen, warum Dell zuletzt so massiv wachsen konnte? Nun, die Antwort ist recht simpel. Viele Unternehmen investieren derzeit viel Geld in IT-Systeme, auch weil die Mitarbeiter nach und nach aus dem Homeoffice ins Büro zurückkehren. Das lässt bei Dell die Kassen klingeln.
Im ersten Quartal steigerte die Division „Client Solutions Group“ ihren Umsatz um 17 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar. In der Sparte ist das klassische Geschäft mit Desktop-PCs, Laptops, Notebooks, Tablets, Monitoren und Drucker konsolidiert. Vor allem die Nachfrage vonseiten der Firmenkunden erwies sich als Umsatztreiber. So stiegen die Erlöse bei den kommerziellen PCs um satte 22 Prozent auf 12 Milliarden Dollar. Im Privatkundengeschäft ging es derweil um 3 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar nach oben.
Dell: Geschäft mit Rechenzentren floriert
Interessant: Dell profitiert gleich doppelt vom neuen Digitalisierungsboom der Geschäftswelt. Denn der Konzern bietet auch für Rechenzentren wichtige Lösungen wie etwa Server sowie Netzwerk- und Datenspeichersysteme.
Der Umsatz der entsprechenden Division „Infrastructure Solutions Group“ legte in Q1 um 16 Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar zu. Gut lief wieder einmal das Software-Paket APEX. Dabei handelt es sich um eine Cloud, auf die Unternehmen nach Cyber-Attacken zurückgreifen können, um verlorengegangene Daten wiederzugewinnen.
Gewinnmaschine läuft trotz Krisen
Doch nicht nur beim Umsatz ging es für Dell aufwärts. Auch bei der Profitabilität konnte man Rekordwerte einfahren. So stieg das operative Ergebnis in Q1 um 57 Prozent auf 1,55 Milliarden Dollar. Die operative Marge lag somit bei 5,9 Prozent (Vorjahreswert: 4,4 %). Und auch unterm Strich erzielte der Computerspezialist Zuwächse. Der Nettogewinn wuchs um 14 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar.
Der Gewinn jedenfalls ist durchaus beachtlich – wenn man die ganzen äußeren Störfaktoren berücksichtigt. So muss auch Dell wegen der Lieferkettenprobleme höhere Kosten für Komponenten wie Halbleiterchips hinnehmen. Zudem belasten die gestiegenen Energiepreise und die hohen Aufwendungen für Fracht sowie Logistik.
Zumindest im ersten Quartal konnte man diese Zusatzkosten wegen des immensen Bedarfs noch relativ problemlos an die Kunden weitergeben. Und auch für das zweite Quartal und das Restjahr erwartet Dell weiterhin solide Gewinnzahlen, trotz der inflationären Betriebskosten. Offenbar rechnet Dell damit, dass die Nachfrage nach IT-Systemen ungeachtet der steigenden Beschaffungskosten hoch bleibt.
Dell-Aktie unter Druck – auch wegen China
Trotz all dem Optimismus hat die Dell-Aktie unterm Strich seit Jahresbeginn rund 8 Prozent eingebüßt (Stand: 31.05.2022, 13:00 Uhr). Das hat unter anderem mit den Ängsten rund um den Ukraine-Krieg und die Zinspolitik der US-Notenbank FED zu tun.
Wichtig für Sie: Auch aus China gab es zuletzt negative Nachrichten. Anfang Mai hatte die chinesische Regierung mitgeteilt, dass man westliche Computer aus Staatsbetrieben und Verwaltungen verbannen werde. Demnach haben entsprechende Betriebe zwei Jahre Zeit, die Geräte gegen chinesische Produkte auszutauschen.
Mehr als 50 Millionen westliche Computer sollen davon betroffen sein – darunter Geräte von Dell, HP und Asus. Besonders bitter: Die US-Computerhersteller konnten zuletzt ihre Absätze in China zweistellig steigern. Nun könnte dieser Boom ein jähes Ende finden. Wie genau sich der chinesische Bann auf die Bilanz von Dell auswirken wird, ist bis dato aber unklar.
Die Kommunistische Partei jedenfalls begründet den Schritt mit der Informationssicherheit. Offenbar setzt Peking kein Vertrauen mehr in ausländische IT-Firmen. Nicht zuletzt dürfte die Maßnahme auch eine direkte Antwort auf die US-Sanktionen gegen chinesische Tech-Konzerne wie Huawei sein.
Mein Fazit für Sie
Dell profitiert vom Digitalisierungsboom, der durch die Corona-Krise ausgelöst wurde. Vor allem im Firmenkundengeschäft konnte man erheblich zulegen. Gleichzeitig schafft es der Konzern, die Belastungen durch die Inflation sehr gut abzufedern.
Auf der anderen Seite gerät Dell in den Sog politischer Auseinandersetzungen mit China. Das schränkt die Wachstumsfantasie des Computerspezialisten ein. Die Aktie jedenfalls reagierte nach Bekanntgabe des Banns Anfang Mai mit einem deutlichen Abschlag.
Ganz so einfach wird Dell die Probleme mit China wohl nicht wegstecken können. In den letzten Jahren investierte man Milliardensummen in den dortigen Markt. Nun will die Kommunistische Partei heimische Hersteller wie Lenovo bevorzugen. Dell könnte also im schlimmsten Falle aus China vertrieben werden.
Wollen Sie in die Aktie investieren, sollten Sie das unbedingt im Hinterkopf behalten.