Das sind die Gefahren und Chancen für 2022
- Schwächt die Omikron-Variante das Wirtschaftswachstum
- Inflation ist nicht unbedingt eine Gefahr für Aktien
- Bringt Omikron das Ende von Corona?
- Warum Lieferkettenprobleme sich auflösen können
- Lockere Geldpolitik und technologischer Fortschritt
- Achten Sie auf das Timing und die Auswahl der richtigen Aktien
Das neue Jahr bringt Gefahren und Chancen am Aktienmarkt gleichermaßen mit sich. Heute möchten wir uns beides anschauen.
Die wichtigsten Gefahren sind in meinen Augen:
- eine ausufernde Inflation
- die Omikron-Variante des Corona-Virus
- der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine
- der Konflikt zwischen China und Taiwan
Die beiden letztgenannten sind Gefahren, von denen wir nicht wissen, in welchem Maß sie im nächsten Jahr relevant werden. Sie können deswegen am Aktienmarkt noch nicht eingepreist sein. Bei einer militärischen Eskalation eines dieser Konfliktherde dürfte die Börse deswegen mit einem kurzen und heftigen Ausverkauf reagieren. Genauso gut kann es aber sein, dass hier das ganze Jahr einfach gar nichts passiert.
Schwächt die Omikron-Variante das Wirtschaftswachstum
Konzentrieren wir uns also auf die Punkte, die für uns besser greifbar sind:
Die Omikron-Variante hat durchaus das Potenzial, das Wirtschaftswachstum noch einmal abzuschwächen und Lieferketten zu stören. Ich denke da vor allem an China, wo man eine „Null-Covid“-Politik fährt und mit empfindlichen Maßnahmen reagiert, sobald auch nur einzelne Fälle auftreten: Die Einwohner ganzer Städte werden zu Hause eingesperrt, Fabriken heruntergefahren, Häfen geschlossen.
Da der chinesische Impfstoff nicht gut gegen Omikron schützt und es durch diese Politik kaum Genesene gibt, die einen natürlichen Schutz gegen das Coronavirus haben, steht China nicht viel besser da als zu Beginn der Pandemie vor 2 Jahren.
Im schlimmsten Fall könnte das ganze Land wieder im Lockdown enden. Das würde sicherlich zu einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums nicht nur in China, sondern weltweit führen.
Inflation ist nicht unbedingt eine Gefahr für Aktien
Inflation wird vor allem dann zur Gefahr, wenn sie gleichzeitig mit einem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum auftritt. Dann hätten wir das typische Stagflations-Szenario, das die Wirtschaft lähmt und Aktienmärkte ausbremst.
Umgekehrt ist Inflation für Aktien normalerweise kein Problem, wenn sie gleichzeitig mit einem hohen Wirtschaftswachstum auftritt. Historisch gesehen waren Phasen mit mäßiger Inflation für Aktien sogar viel besser als Phasen mit niedriger Inflation: Gemäß einer Studie der Ökonomen Dimson, March und Staunton aus dem Jahr 2011 konnten sie bei mäßiger Inflation durchschnittlich 11,1 % jährlich zulegen, bei niedriger Inflation im Schnitt nur 5,9 % jährlich.
Solange also die Wirtschaft wächst und die Notenbanken die Leitzinsen nicht zu schnell anheben, kann sich aus der Inflation durchaus ein konstruktives Umfeld für Aktien ergeben.
Bringt Omikron das Ende von Corona?
Doch das neue Jahr bringt noch weitere Chancen: Wenn Omikron so hoch ansteckend ist, besteht die Chance, dass wir nach der Omikron-Welle einen hohen Anteil an Genesenen in der Bevölkerung haben. Dazu kommt in Österreich und wohl auch in Deutschland die Impfpflicht.
Somit besteht die Chance, dass wir 2022 irgendwann das Ende von großen Corona-Wellen erleben und uns anschließend nur noch kleinere Wellen bevorstehen, die keine großen Lockdowns mehr erfordern.
2022 könnte damit das Ende von Corona einläuten.
Warum Lieferkettenprobleme sich auflösen können
Auch was die Lieferkettenprobleme angeht, bin ich optimistisch gestimmt. Selbst wenn sie sich vielleicht in der ersten Jahreshälfte durch die Omikron-Variante noch einmal verschlimmern, denke ich, dass sich die Situation bis Jahresende entschärft.
Die Unternehmen hatten jetzt lange genug Zeit, sich auf die Situation einzustellen und Konzepte zu entwerfen, um die Probleme lösen. So werden zum Beispiel viele große Automobilhersteller ganz einfach eine eigene Chipproduktion aufbauen, um nicht mehr abhängig von den großen Produzenten zu sein.
Lockere Geldpolitik und technologischer Fortschritt
Nicht vergessen sollten wir außerdem, dass es immer noch 2 bedeutende Rahmenbedingungen gibt, die ein äußerst gutes Umfeld für Aktien bieten.
Zum einen ist die Geldpolitik nach wie vor locker und die Leitzinsen niedrig, selbst wenn die USA im neuen Jahr langsam mit ersten Leitzinserhöhungen beginnt.
Zum zweiten sind wir in einer Phase, in der der technologische Fortschritt rapide steigt und in eine exponentielle Phase übergeht. Es gab keine Zeit in der Menschheitsgeschichte, in der es so viele technologische Neuerungen gab wie in den letzten Jahren, und das wird sich in den nächsten Jahren weiter beschleunigen.
Schon 2020 habe ich deswegen davon gesprochen, dass uns ein „Jahrzehnt der Megatrends“ bevorsteht – ein Jahrzehnt, in dem so viele Megatrends entstehen oder an Fahrt gewinnen wie nie zu vor.
Für die Börsen ist das ein enormer Wachstumstreiber.
Achten Sie auf das Timing und die Auswahl der richtigen Aktien
Zählt man alle Faktoren zusammen, denke ich, dass wir weder ein durchgehend bullishes, noch ein durchgehend bärisches Jahr bekommen. Am wahrscheinlichsten ist ein ganz normales Börsenjahr mit allen Höhen und Tiefen, Korrekturen und Rallyes.
Wichtig wird deswegen das Timing für Ihre Investitionen, um die Rallyes voll mitzunehmen und von Korrekturen nicht zu stark getroffen zu werden. Außerdem wird das Stock-Picking weiterhin wichtig bleiben: Gerade in einem Inflationsumfeld kann man nicht mehr jede beliebige Aktie kaufen. Vielmehr müssen Sie sich gut überlegen, welche Aktien in einem solchen Markt gut gedeihen.