Das Buhlen um die John Wood Group geht in die Verlängerung

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Momentan hängen gleich mehrere Mega-Deals in der Luft. So habe ich Ihnen bereits über den Übernahmekrimi rund um den Bergbaukonzern Anglo America. Hier hat der weltgrößte Bergbaukonzern BHP bereits mehrere unverbindliche Angebote unterbreitet.

Auch die letzte Übernahmeofferte, das immerhin mit 38,6 Mrd. britischen Pfund (GBP – entspricht etwa 45,3 Mrd. Euro) taxiert war, hat Anglo American abgelehnt. BHP hat nach britischem Recht nun bis zum 29. Mai Zeit, ein festes Angebot für Anglo American zu unterbreiten. Ansonsten muss BHP nach den Übernahmeregeln des Vereinigten Königreichs für mindestens für sechs Monate Ruhe geben.

Ähnlich sieht es bei den Bemühungen des in Beirut ansässigen Consulting- und Engineering-Unternehmens Dar Al-Handasah Consultants Shair & Partners Holdings Ltd – auch bekannt als Sidara – um den britischen Mitbewerber John Wood Group aus. Am Freitag gab John Wood bekannt, dass es auch das dritte, nachgebesserte Übernahmeangebot abgelehnt hat,

Doch bevor ich Ihnen mehr um die bisher gescheiterte Übernahmebemühungen von Sidara berichte, möchte ich Ihnen die beiden wohl nur in Insiderkreisen bekannten Unternehmen kurz vorstellen.

Die Unternehmen im Kurzporträt

Die John Wood Group PLC ist ein in Aberdeen, Schottland, ansässiges Beratungs- und Ingenieurbüro für den Energie- und Materialsektor. Das 1982 gegründete Unternehmen bietet Dienstleistungen im Bereich der Erschließung und Ausbeutung von Erdöl- und Gasvorkommen an.

John Wood ist weltweit in 60 Ländern tätig und beschäftigt über 35.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2023 hat das schottische Unternehmen einen Umsatz von 5,9 Mrd. US-Dollar (USD) eingefahren. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 52,7 Mio. USD.

Die 1956 Sidara ist eine weltweit tätige Design-, Engineering- und Consultant-Gruppe. Das Unternehmen hat 308 Büros in 60 Ländern. Zur Unternehmensgruppe zählen namhafte Tochterunternehmen wie etwa TYLin, Currie & Brown, Introba, Landrum & Brown, Penspen, Perkins&Will und Dar.

Die Sidara-Gruppe beschäftigt etwa 20.000 Mitarbeiter. Das nicht börsennotierte Unternehmen ist in Besitz von 44 Anteilseignern. Sidara hat im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 2,8 Mrd. USD erzielt.

John Wood lehnt auch das dritte, nachgebesserte Übernahmeangebot ab

Am vergangenen Freitag (24.05.2024) teilte John Wood, dass es auch das dritte Übernahmeangebot der Sidara-Gruppe ablehne. Dieses jüngste Barangebot lag bei 220 britischen Pence (GBp) für jede John Wood-Aktie und bewertet John Wood mit insgesamt 1,51 Mrd. GBP (etwa 1,78 Mrd. Euro).

Es lag damit um 3,8% über dem zweiten Angebot von Sidara von 212 Pence pro Aktie, das am 14. Mai unterbreitet wurde. Die erste Übernahmeofferte vom 30. April hatte noch bei 205 GBp gelegen.

Der Vorstand habe das erneute Angebot zusammen mit seinen Beratern geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Offerte die Gruppe und ihre Aussichten weiterhin deutlich unterbewerte, so John Woods in einer Mitteilung. Demnach lehnte der Vorstand das dritte Übernahmeangebot am 23. Mai 2024 einstimmig ab.

So reagierte die Börse

Am 24.05.2024, dem Tag der Bekanntgabe des dritten Übernahmeangebots, legte der Kurs der John Wood-Aktie an der Londoner Börse (LSE) kräftig zu, und dass, obwohl in der entsprechenden Mitteilung das erneute Angebot kategorisch abgelehnt wurde. Gestern notierte der Kurs im Nachmittagshandel bei 191,30 GBp.

So kann es weitergehen

Ob das Angebot bei den Anlegern auf Gefallen stoßen wird, muss sich erst noch zeigen. Die Wood Group war im vergangenen Jahr bereits ein Top-Ziel im Londoner Übernahmefieber, hat aber bisher alle Angebote abgelehnt. Im vergangenen Mai unterbreitete das Private-Equity-Unternehmen Apollo fünf Barangebote für das Unternehmen, das letzte im April zu 240 GBp Aktie. Von diesem Niveau ist der aktuelle Kurs deutlich entfernt.

Nach britischem Übernahmerecht hat Sidara nun bis zum 05.06.2024 Zeit, ein bindendes verbindliches Übernahmeangebot abzugeben.