Crash-Modus: Darum geht die Talfahrt weiter
Die Aktienmärkte haben ihre Talfahrt beschleunigt. Am vergangenen Freitag erreichte der Ausverkauf seinen bislang vorläufigen Höhepunkt. Der Deutsche Aktienindex rauschte um 1,7 Prozent in den Keller und löschte damit nicht nur die kompletten Gewinne des Jahres 2018 aus, sondern liegt mittlerweile auch fast zwei Prozent unter seinem Schlussstand vom 31. Dezember.
Im Wochenvergleich verlor der DAX 4,2 Prozent. Noch heftiger war das Beben an der Wallstreet. Der Dow Jones fiel am Freitag um 665 Punkte. Gestoppt wurde der freie Fall nur durch die Schlussglocke um 22:00 Uhr unserer Zeit. Die US-Börsen verbuchten den größten Tagesverlust seit rund zwei Jahren.
Crash am Aktienmarkt?
Was zu Wochenbeginn passieren wird, weiß niemand. Die Panik könnte sich verstärken und zu einem massiven Ausverkauf führen. Denn die Angst ist an den Börsen nach Jahren der Sorglosigkeit zurück. Vieles wurde ignoriert oder ganz einfach ausgeblendet. Die Zentralbanken haben die Märkte und die gigantischen Probleme über Jahre eingefroren. Mit ihrer ultralockeren, verantwortungslosen Geldpolitik.
Und damit auch die Sorgen und Ängste der Anleger eingefroren. Hinzu kam, dass viele Marktteilnehmer wie Versicherungen oder Pensionsfonds ihr Geld in Aktien investieren mussten. Weil alles andere keine Zinsen abgeworfen hatte. Dieses Gemisch hat zu Blasen und Übertreibungen in vielen Assetklassen geführt. Wie beispielsweise bei Anleihen, Immobilien und eben auch bei Aktien.
Das Ende des kostenlosen Geldes
Doch plötzlich müssen Investoren umdenken. Denn die Zeiten, in denen Geld nichts kostet, sind vorbei. Auf einmal wird vielen bewusst, dass steigende Zinsen Gift für die Börsen sind. Das war schon immer so, und daran wird sich auch diesmal nichts ändern. Denn ab einem gewissen Punkt fließt das Kapital nicht mehr in riskante Aktien, sondern in sichere Staatsanleihen. Massive Geldströme werden umgeleitet. An den Märkten finden gewaltige Umschichtungen statt.
Ausgelöst wurde das aktuelle Börsenbeben vom amerikanischen Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag. Die Arbeitslosenquote liegt auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. So komisch es sich anhört, die amerikanische Wirtschaft läuft plötzlich zu gut. Ihr droht eine Überhitzung. Gerade die viel umjubelte Steuerreform könnte kurioserweise zum Sargnagel werden. Denn die amerikanische Notenbank Fed dürfte gezwungen werden, die Zinsen schneller und dramatischer anzuheben, als geplant.
Gerome Powell bekommt viel Arbeit
Die Unruhen im Finanzsystem kommen auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Gerade erst am Samstag hat es einen Wechsel an der Spitze der wichtigsten Notenbank der Welt gegeben. Die US-Notenbank Fed wird jetzt geleitet von Gerome Powell. Er tritt die Nachfolge von Janet Yellen an. Die in den letzten Jahren einen auszeichneten Job gemacht hat. Was Powell aus der kritischen Lage nun machen wird, ist unklar.
Zwar wurde im Vorfeld immer gesagt, dass mit keinem grundlegenden geldpolitischen Richtungswechsel zu rechnen sei. Dennoch findet er plötzlich eine ganz andere Situation vor. Schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit erwarten ihn extrem wichtige Aufgaben. Er muss die Börsen beruhigen und gleichzeitig mit feinstem Fingerspitzengefühl ganz vorsichtig die amerikanische Wirtschaft bremsen.
Gesunde Marktbereinigung hat nie stattgefunden
Gleichzeitig kommen jetzt wieder die Probleme ans Tageslicht, für die Kritiker jahrelang verspottet und als Weltuntergangspropheten abgestempelt wurden. Was passiert mit Teilen der Wirtschaft, die durch die jahrelange Geldflut künstlich am Leben gehalten wurden? Wie Zombiebanken, marode Unternehmen, ganze Länder und Regierungen? Eine Marktbereinigung, die ein System immer wieder mal braucht und die sehr gesund ist, hat es nie gegeben. Die aber dringend notwendig ist. Damit das System wieder gesund und stabil für die Zukunft gerüstet ist.
Die derzeitige Situation ist brandgefährlich. Und könnte ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte sein. Der das Ende des nahezu endlosen Börsenbooms eingeläutet hat. Im Rückspiegel betrachtet, könnte das bislang relativ kurze Börsenbeben, eine Trendwende am Aktienmarkt eingeleitet haben. Die zuerst zu einer wilden Talfahrt und anschließend zu einem ausgeprägten Bullenmarkt geführt hat. Der clevere Anleger richtet sein Depot neu aus und baut einen sicheren Schutzwall um sein Vermögen.