Covestro – Hoffen auf Gaspreisbremse
Der Leverkusener Werkstoffhersteller Covestro bekommt die hohen Gaspreise immer stärker zu spüren. Der Gewinn rauscht nach unten, der Jahresausblick wird gekappt. Die Aktie des DAX-Werts gibt nach.
Gewinnprognosen fürs Gesamtjahr stark gestutzt
Bereits Ende Juli hatte das auf Kunststoffe spezialisierte Unternehmen seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 zusammengestrichen. Statt eines ursprünglich anvisierten operativen Gewinns (EBITDA) von 2,0 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro sollten es nur noch 1,7 Milliarden bis 2,2 Milliarden Euro werden. Und nun, nach enttäuschenden Ergebnissen für das bis Ende September laufende dritte Quartal hat das Management den Ausblick auf ein erwartetes EBITDA von 1,7 Milliarden bis 1,8 Milliarden Euro „konkretisiert“.
Noch gravierender ist die Verschlechterung beim freien operativen Cashflow, der unter anderem für die Dividende wichtig ist. Hier rechnet Covestro mit 0 bis 100 Millionen Euro. Anfang des Jahres waren noch 400 Millionen bis 900 Millionen Euro veranschlagt worden.
Q3 – Ergebnis deutlich verschlechtert
Im dritten Quartal hat sich das Ergebnis nochmals deutlich verschlechtert. Und das, obwohl der Umsatz kräftiger zulegen konnte als es Analysten erwartet hatte. Die Erlöse kletterten um 7,3 % auf 4,6 Milliarden Euro, der Marktkonsens hatte „nur“ bei einem schmalen Zuwachs um knapp 1% auf 4,34 Milliarden Euro gelegen. Das deutliche Umsatzplus war neben steigenden Verkaufspreisen vor allem Währungsveränderungen zuzuschreiben – insbesondere dem gegenüber dem Dollar schwachen Euro. Die Absatzmengen konnten nämlich nicht mit denen des Vorjahrs Schritt halten.
Konzernergebnis bricht um 97 Prozent ein
Auf der Ertragsseite schlugen steigende Energiepreise, insbesondere für Gas, sowie hohe Rohstoffkosten zu Buch. Diese Verteuerungen konnte Covestro „nur in geringem Maße durch ein höheres Verkaufspreisniveau“ kompensieren, wie es im Quartalsbericht heißt. Der operative EBITDA-Gewinn rutschte um 65 % in die Tiefe und erreichte 302 Millionen Euro. Noch viel härter trafen die schlechten Rahmenbedingungen das Konzernergebnis, das um rund 97 % auf 12 Millionen Euro einbrach. Der Freie operative Cashflow stürzte um 91 % auf 33 Millionen Euro ab.
Da Covestro bis auf weiteres mit „diesem beispiellosen Umfeld umgehen“ muss, ergreift Unternehmenschef Markus Steilemann Maßnahmen zur Kosteneinsparung. Vor allem soll der Gasverbrauch weiter reduziert und die Energieeffizienz gesteigert werden.
Hoffnungen der Analysten ruhen auf der Gaspreisbremse
Die Covestro-Aktie gab nach den Zahlen im Vormittagshandel um gut 5 % auf Kurse um 33,90 Euro nach. Sie hat damit den kurzfristigen Aufwärtstrend, der sich nach der Bekanntgabe der Gaspreisbremse durch die Bundesregierung etabliert hatte, zumindest gestoppt. Zuvor war die Aktie wegen der starken Gaspreis-Abhängigkeit von ihrem Jahreshoch von knapp 57 Euro bis auf weniger als 28 Euro abgestürzt, hatte sich also im Wert halbiert.
Die Analysten sind seit der Grundsatzentscheidung zur Gaspreisbremse mehrheitlich positiv für Covestro gestimmt. Zwei Banken verorten das Kursziel niedriger als derzeit bei 31 bzw. 32 Euro, sechs Institute liegen mit Kursprognosen zwischen 40 Euro und 57 Euro zum Teil deutlich darüber.