Commerzbank – Stellenabbau und weniger Filialen
Die Commerzbank musste im dritten Quartal 2022 einen kräftigen Gewinnrückgang hinnehmen. In den ersten neun Monaten hat das Geldinstitut dagegen das Ziel für das Gesamtjahr bereits fast erreicht. Die Aktie legt den Rückwärtsgang ein.
Polnische Tochter lässt den Gewinn im dritten Quartal einbrechen
Im Zeitraum Juli bis September hat eine – bereits vorab gemeldete – Sonderbelastung für die polnische Tochter M-Bank in Höhe von 490 Millionen Euro den Gewinn der Commerzbank verhagelt. Das Konzernergebnis brach um 51,6 % auf 195 Millionen Euro ein, obwohl der Zinsüberschuss als wichtigste Größe der Ergebnisrechnung um 44,5 % auf 1,621 Milliarden Euro kletterte.
Der Provisionsüberschuss fiel dagegen leicht um 4,3 % auf 849 Millionen Euro. Das Konzernergebnis lag aber insgesamt höher als es von Analysten erwartet worden war. Sie hatten laut Commerzbank im Durchschnitt 116 Millionen Euro vorausgesagt.
In der ersten neun Monaten 2022 sieht die Lage bei dem MDAX-Wert trotz des Rückschlags im dritten Quartal deutlich besser aus als vor einem Jahr, das von hohen Restrukturierungsaufwendungen geprägt war. Das operative Ergebnis legte um 50,6 % auf 1,571 Milliarden Euro zu, das Konzernergebnis vervielfachte sich von 9 Millionen Euro auf 963 Millionen Euro.
Dividende für 2022 fest eingeplant
Die Commerzbank hat damit ihr Ergebnisziel für 2022 nach neun Monaten schon nahezu erreicht. Denn das liegt bei über einer Milliarde Euro. Treibende Kraft ist der Zinsüberschuss, der sich um fast eine Milliarde Euro auf 4,5 Milliarden Euro verbessert hat. Die steigenden Zinsen wirken sich erwartungsgemäß sehr positiv aus. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Commerzbank mit einem Zinsüberschuss von 6 Milliarden Euro. Die Zahlung einer Dividende sei fest geplant, versichert das Management.
Allerdings beobachtet das Geldinstitut einen zunehmenden Inflationsdruck, der zu einer höheren Kostenbelastung führt. Dennoch soll der Aufwand die prognostizierten 6,4 Milliarden Euro nicht übersteigen. Die Risikovorsorge soll wie erwartete 700 Millionen Euro betragen.
Das Restrukturierungsprogramm „Strategie 2024“ kommt laut Unternehmenschef Manfred Knof schneller voran als geplant. Von dem vorgesehenen Abbau von 10 000 Stellen hat die Commerzbank bereits 8.350 – vorwiegend in Deutschland – vertraglich vereinbart. Das Filialnetz konnte ebenfalls schneller als geplant verkleinert werden, weshalb nun ein Rückgang der Zahl der Filialen bis 2023 auf 400 vorgesehenen ist statt der bisher angepeilten 450.
Aktienkurs bricht um 5 Prozent ein
Die Commerzbank-Aktie gibt im frühen Vormittagshandel nach vorbörslichen leichten Gewinnen unter starken Schwankungen kräftig nach und liegt mit Kursen um 7,85 Euro rund 5 % niedriger als am Vortag. Von sechs Analysten, die seit Mitte Oktober Empfehlungen abgegeben haben, stuften fünf die Aktie mit Halten ein und einer – die Deutsche Bank – mit Kaufen. Die Kursziele liegen zwischen 7,50 Euro und 11 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf gehört die Commerzbank mit einem Plus von knapp 20 % zu den wenigen Gewinnern im MDAX.