Codelco: Kupferprimus in der Krise

Kupfer
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Es war eine fast schon historische Schlappe: Der chilenische Staatskonzern Codelco, immerhin der größte Kupferproduzent der Welt, hat für das letzte Jahr einen erheblichen Produktionsrückgang gemeldet. Demnach lag der Output 2023 „nur“ bei 1,42 Millionen Tonnen und somit -8,4 % unter dem Wert aus 2022. Das Problem: Bereits 2022 war das Produktionsvolumen gegenüber 2021 um -10,1 % gefallen, wie Sie im Chart sehen können:

Quelle: Statista ( https://www.statista.com/statistics/274265/copper-production-of-codelco/)

Und auch die Finanzkennzahlen gingen im letzten Jahr teils deutlich zurück. So verschlechterte sich der Umsatz um -3,7 % auf umgerechnet 16,4 Milliarden USD, das Betriebsergebnis (EBITDA) ging gar um -24,8 % auf 4,1 Mrd. USD zurück. Die operative Gewinnmarge fiel somit überproportional stark ab. Gleichzeitig stieg die Verschuldung – abermals.

Bevor wir uns die Hintergründe und die Folgen der bitteren Flaute anschauen, zunächst ein paar Infos zur Einordnung für Sie. Codelco mit Sitz in Santiago de Chile ist ein privatrechtlich organisiertes Staatsunternehmen im vollen Besitz des chilenischen Staats. Es ist also nicht an der Börse notiert. Der Konzern betreibt 7 Bergwerke (Tagebaue und Untertagebaue)sowie eine große Raffinerieanlage, in der Kupferkathoden produziert werden.

BHP in Lauerstellung: Codelco bald nicht mehr der Kupferprimus?

Doch einige dieser Standorte konnten 2022 und 2023 längst nicht mehr an die vorherige Performance anknüpfen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von technischen Problemen, Unfällen, Projektverzögerungen und dem Widerstand einiger Umweltschützer bis hin zu den steigenden Kosten für Personal, Material und Finanzierungen. In der Folge sank nicht nur der Output, sondern auch die Effizienz und Profitabilität der Standorte.

Besonders bitter für Codelco: Der traditionsreiche Konzern könnte angesichts der operativen Probleme seinen Status als Weltmarktführer im Kupferbereich verlieren. Nach Schätzungen von Bloomberg Intelligence könnten die Chilenen im laufenden Jahr auf eine Produktion von 1,41 Millionen Tonnen kommen, Konkurrent BHP jedoch auf 1,44 Millionen. Der australische Rohstoffallrounder BHP wäre damit der größte Kupferkonzern der Welt, vor Codelco und Freeport-McMoRan. Bereits 2023 hatte die von BHP kontrollierte Escondida-Kupfermine ihre Produktion um +4,5 % gesteigert. Allein im Dezember ging es um +3,5 % nach oben. Escondida gilt als größtes Kupferbergwerk der Welt und befindet sich ebenfalls in Chile. Der zweitgrößte Anteilseigner nach BHP ist Rio Tinto.

Codelco sucht offenbar Hilfe: Anglo und Freeport als Retter in der Not?

Aber wie geht es jetzt weiter? Der neue Codelco-CEO Ruben Alvarado hat nicht nur das Managementteam umgekrempelt, sondern will den Konzern so schnell es geht aus der Bredouille befreien. Demnach sollen aufgeschobene Projekte endlich in Betrieb genommen werden. Hierfür hat Codelco-Chairman Maximo Pacheco, der früher Energieminister des Andenstaats war, seine Unterstützung signalisiert.

Um das zu ermöglichen, will der Staatskonzern offenbar auch auf Hilfe aus der Privatwirtschaft zurückgreifen. Das gab Chairman Pacheco nun auf der Branchenmesse Cesco in Chile bekannt. Codelco könnte demnach Partnerschaften und Joint-Ventures forcieren, um gemeinsam mit Großakteuren Kostenprogramme zu entwickeln und zu realisieren oder Projekte zur Produktionssteigerung umzusetzen. Die Chilenen könnten dadurch die Aufwendungen für neue Projekte auf mehrere Schultern streuen – allerdings auch das Gewinnpotenzial.

Ein möglicher Kooperationspartner ist der Bergbaugigant Anglo American. Der Großkonzern betreibt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Codelco-Mine Andina (65 Kilometer nordöstlich von Santiago) seinen Standort Los Bronces. Codelco besitzt bereits eine indirekte Beteiligung an Los Bronces und verhandelt derzeit offenbar mit Anglo American über eine operative Verbindung der beiden Bergwerke. Ebenfalls möglich ist eine Vertiefung der Partnerschaft zum Beispiel mit dem US-Kupferkonzern Freeport-McMoRan, der gemeinsam mit Codelco die Mine El Abra besitzt. Sowohl Anglo als auch Freeport dürften angesichts der Schieflage von Codelco und des Drucks, unter dem dessen Management steht, relativ günstige Konditionen für entsprechende Deals aushandeln und wohl deutlich davon profitieren können.

Zu wenig Kupfer für die Zukunft? Top-Chance für Marktpreis

Für den Kupfermarkt als Ganzes geht die Schwächephase der Chilenen indes zunächst mit einer weiteren Verengung einher. Für das letzte Jahr hatte bereits der Minengigant First Quantum Minerals einen (noch wesentlich erheblicheren) Produktionseinbruch gemeldet, nachdem die große Kupfermine Cobre Panama für verfassungswidrig erklärt wurde.

Die Folge: Die weltweit verfügbaren Kupferkapazitäten können immer weniger mit der perspektivisch steigenden Nachfrage mithalten. Die Bank of America (BofA) etwa erwartet steigende Kupferengpässe bis 2026 und darüber hinaus. Andere Institute haben zuletzt ähnliche Prognosen veröffentlicht. Dadurch dürfte der Kupferpreis weiter steigen. Die BofA erwartet Preise von bis zu 12.000 USD pro Tonne. Goldman Sachs geht gar noch weiter und rechnet mit 15.000 USD. Zum Vergleich: Am Dienstagvormittag war eine Tonne Kupfer 9.460 USD wert (Stand: 16.04.2024, 11:00 Uhr).

Operative Probleme wie bei Codelco könnten den Preis-Superzyklus des Metalls also verschärfen. Kupfer ist schließlich ausschlaggebend für wichtige Zukunftstechnologien rund um die Energiewende, die Rüstungsbranche sowie die Digitalisierung/KI/Cloud. Das Nachfragepotenzial ist entsprechend gigantisch. Zwar soll das Angebot rund um den Globus trotz der genannten Probleme unterm Strich ebenfalls zunehmen, jedoch bei weitem nicht so schnell wie der Bedarf wachsen dürfte.

Mein Fazit für Sie

Kupfer ist meiner Meinung nach der derzeit interessanteste Rohstoff für Anleger. Klar: Viele Kupferaktien wie Southern Copper und Freeport-McMoRan, aber auch der deutsche Branchenakteur Aurubis haben in den letzten Wochen bereits stark zugelegt. Mit Blick auf die wohl erhebliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage dürfte es hier aber noch weiteres Renditepotenzial geben.