CD Projekt – Erfolgreich auch ohne neue Spiele

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Der vor allem für die „The Witcher”-Reihe und seine Spiele-Vertriebsplattform GOG.com bekannte polnische Computerspieleentwickler CD Projekt hat im Geschäftsjahr 2022 zwar keine neuen Spiele veröffentlicht, kann aber das finanziell zweiterfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte vermelden.

Erfolgsgeschichte „The Witcher”

Wir schreiben das Jahr 2007, als das fünf Jahre zuvor gegründete Warschauer Entwicklerstudio CD Projekt Red sein erstes eigenes Spiel veröffentlicht: Das storylastige Rollenspiel „The Witcher” basiert auf der gleichnamigen, in Polen äußerst populären Fantasy-Romanreihe von Andrzej Sapkowski und entwickelt sich auch dank guter Kritiken zu einem internationalen Hit.

Auf diesem Erfolg bauen die Entwickler auf und bringen 2011 mit „The Witcher 2: Assassins of Kings” und 2015 mit „The Witcher 3: Wild Hunt” zwei Fortsetzungen heraus, die das Original in beinahe jeder Hinsicht übertreffen. Vor allem „The Witcher 3″ entwickelt sich zu einem von Kritikern und Spielern gefeierten Megahit, der bis heute als eines der besten Rollenspiele aller Zeiten gilt.

PR-Albtraum „Cyberpunk 2077″

Damit verabschiedete sich CD Projekt allerdings vorerst aus der Welt des grimmigen Hexers Geralt und wollte ein ganz neues Rollenspiel-Franchise erschaffen: Das auf einem Pen & Paper-Rollenspiel basierende Science Fiction-Spiel „Cyberpunk 2077″ weckte nicht zuletzt dank der Mitwirkung von Hollywood-Star Keanu Reeves riesige Erwartungen – verpatzte aber den Verkaufsstart kurz vor Weihnachten 2020.

Die PC-Version lief solide und erhielt gute Bewertungen, die Konsolenfassungen erwiesen sich allerdings aufgrund technischer Defizite als nahezu unspielbar, sodass Sony bereits nach einer Woche den Verkauf für die PlayStation aussetzte. Erst ein gutes halbes Jahr später kehrte „Cyberpunk 2077″ in überarbeiteter Version in den PlayStation Store zurück.

Unter dem Strich war und ist „Cyberpunk 2077″ in kommerzieller Hinsicht ein Erfolg, allein innerhalb des ersten Monats wurden rund 13 Millionen Exemplare verkauft. Trotzdem sorgte dieses Desaster weit über die Branchengrenzen hinweg für negative Schlagzeilen für das bis dahin so erfolgsverwöhnte Studio.

Die CD Projekt-Aktie stürzte von 100 Euro Ende November 2020 innerhalb von eineinhalb Monaten um beinahe die Hälfte auf 53 Euro ab. Anfang September 2022 wurde bei 17 Euro der historische Tiefstand erreicht, seitdem ging es wieder etwas nach oben – was in erster Linie mit der Ankündigung gleich mehrerer neuer Spiele aus dem bewährten „The Witcher”-Universum zusammenhängt.

Hohe Umsätze auch ohne neue Veröffentlichungen

Im am 31. Dezember 2022 beendeten Geschäftsjahr 2022 gelang es CD Projekt ohne eine einzige Neuveröffentlichung, den Umsatz um 4,7 Prozent auf 203,2 Millionen Euro zu steigern. Während das Spielestudio CD Projekt Red seinen Umsatz um 11,2 Prozent erhöhen konnte (und damit einen Anteil von über 80 Prozent am Gesamtumsatz hat), musste die ebenfalls zur CD Projekt Group zählende Spiele-Vertriebsplattform GOG.com einen Rückgang von 5,7 Prozent hinnehmen.

Zu mehr als zwei Drittel zeichnete für das Wachstum bei CD Projekt Red das einstige Sorgenkind „Cyberpunk 2077″ verantwortlich, das als Folge einer sehr positiv aufgenommenen begleitenden Animationsserie für Netflix namens „Cyberpunk: Edgerunners” sowie eines darauf abgestimmten großen inhaltlichen Spieleupdates rund zwei Jahre nach Release wieder deutlich an Beliebtheit zulegte.

Aber auch „The Witcher 3″ mit seinen zwei großen Erweiterungen blieb sieben Jahre nach der Veröffentlichung gefragt und trug nahezu ein Drittel zum Spieleumsatz bei. Insgesamt wurden von „Cyberpunk 2077″ inzwischen über 20 Millionen Exemplare verkauft, die „The Witcher”-Trilogie kommt zusammen auf über 65 Millionen.

Gewinn steigt stark

Noch besser als beim Umsatz sah es für CD Projekt im Geschäftsjahr 2022 bei den Gewinnkennzahlen aus. So schnellte der operative Gewinn im Vorjahresvergleich um 58,2 Prozent auf 80,5 Millionen Euro nach oben, und der Vorsteuergewinn stieg sogar um 75,2 Prozent auf 83,9 Millionen Euro. Unter dem Strich verblieb ein um 62,2 Prozent höherer Nettogewinn von 74,0 Millionen Euro. Der verwässerte Gewinn je Aktie stieg damit von 0,45 auf 0,73 Euro.

Einen Ausblick gibt das Management von CD Projekt nicht, angesichts ebenso ambitionierter wie vielversprechender neuer Projekte – angefangen mit einer für Juni 2023 geplanten Erweiterung zu „Cyberpunk 2077″ namens „Phantom Liberty” – wird der größte polnische Spieleentwickler zweifellos versuchen, an alte Erfolge anzuknüpfen.

Die Anleger reagieren positiv auf die Jahresbilanz und lassen die CD Projekt-Aktie nachbörslich um über 3 Prozent auf gut 24 Euro steigen.