Carnival – Kurssturz trotz überzeugender Bilanz
Der in Miami im US-Bundesstaat Florida beheimatete britisch-amerikanische Reiseveranstalter Carnival Corporation übertrifft zwar mit seinen Quartalszahlen leicht die Analystenerwartungen und erhöht die Prognose – die zuletzt sehr stark gelaufene Aktie stürzt trotzdem um rund 10 Prozent ab.
Umsatz verdoppelt und über vorpandemischem Niveau
Mit Marken wie Carnival Cruise Line, AIDA Cruises oder Cunard ist Carnival das weltweit größte Kreuzfahrtunternehmen und profitiert von der von rund drei Jahren Pandemie genährten und auch von Rezessionssorgen nur leicht gebremsten Reise-Sehnsucht vieler Menschen. Im Vergleich zum noch von der auslaufenden Corona-Pandemie gezeichneten Vorjahr konnte Carnival im am 31. Mai 2023 abgeschlossenen zweiten Quartal (Q2) des Geschäftsjahres 2023 seinen Umsatz um 104,5 Prozent auf 4,91 Milliarden US-Dollar steigern. Damit wurde ein neuer unternehmensinterner Rekordwert erreicht, der auch den Vergleichswert aus dem zweiten Quartal des letzten vollen Vor-Corona-Jahres 2019 um 1,5 Prozent übertrifft. Experten hatten im Schnitt mit etwa 4,8 Milliarden Dollar gerechnet.
Immer noch in der Verlustzone
Bei aller Reiselust konnte Carnival die hohe Nachfrage und den Rekordumsatz bisher auch wegen steigender Kosten noch nicht in einen Gewinn umsetzen. Zumindest nähert sich der sowohl im US-amerikanischen S&P 500 als auch im britischen FTSE 250 Index notierte Konzern aber wieder der Gewinnzone an. Beim bereinigten operativen Einkommen (EBITDA) wurde in Q2 sogar ein Gewinn von 681 Millionen Dollar verzeichnet (am oberen Ende der vom Unternehmen angestrebten Spanne von 600 bis 700 Millionen Dollar), nachdem im Vorjahresquartal noch ein hoher Verlust von 928 Millionen Dollar zu Buche stand. Der Vorsteuerverlust lag nach der bereinigten Non-GAAP-Berechnung bei 395 Millionen Dollar und betrug damit weniger als ein Viertel der 1,87 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der bereinigte Verlust je Aktie sank von 1,64 auf 0,31 Dollar und lag damit auch etwas niedriger als die von den Branchenanalysten durchschnittlich berechneten 0,33 bis 0,34 Dollar. Die Unternehmensschulden konnten laut Finanzchef David Bernstein in Q2 um 1,4 Milliarden Dollar abgebaut werden.
Ausblick etwas höher, Aktie mit Gewinnmitnahmen
Nicht zuletzt angesichts eines neuen Höchstwertes von 7,2 Milliarden Dollar bei den Buchungen für künftige Fahrten (der bisherige Rekordwert aus dem zweiten Quartal 2019 lag bei 6,0 Milliarden Dollar) erhöht das Management von Carnival seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023. So soll das bereinigte EBITDA nun 4,1 bis 4,25 Milliarden Dollar erreichen statt 3,9 bis 4,1 Milliarden Dollar. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie wird ein Wert zwischen minus 0,08 und minus 0,20 Dollar anvisiert, nachdem zuvor noch ein Verlust von 0,28 bis 0,44 Dollar das Ziel war. Damit würde das Unternehmen im zweiten Halbjahr schwarze Zahlen schreiben. Obwohl Carnival also mit seiner Quartalsbilanz die Erwartungen der Branchenexperten übertraf und zudem die Prognose erhöhte, stürzte die Aktie direkt nach Bekanntgabe ab und liegt im späten deutsche Nachmittagshandel immer noch etwa 10 Prozent im Minus bei gut 13,00 Euro. Primärer Grund dafür sind mutmaßlich Gewinnmitnahmen, nachdem sich der Kurs der Carnival-Aktie seit Jahresbeginn von rund 7,50 Euro auf über 14 Euro beinahe verdoppelt hatte.