Cannabis-Aktien: Schreckgespenst Donald Trump?
Wie kaum eine andere Branche haben die Cannabis-Unternehmen den 5. November im Blick, den Tag der US-Wahl. Vor allem Donald Trump sorgt bei vielen Akteuren für Unsicherheit. Aber würde Trump wirklich gegen die fortschreitende Legalisierung der Droge in den USA vorgehen und damit die Hoffnung der Unternehmen auf Wachstum und Profite zerschlagen?
Tatsächlich gilt Trump nicht als ausgewiesener Marihuana-Gegner. Der Milliardär hatte bereits im Wahlkampf 2016 betont, dass er die Gesetzgebungskompetenz der Bundesstaaten bei diesem Thema respektiere und das Potenzial von Cannabis als Medizinprodukt erkenne. Während seiner Präsidentschaft hat Trump dann Wort gehalten und die Bundesstaaten bei ihren Legalisierungsbemühungen gewähren lassen, obschon er eine Freigabe auf Bundesebene nicht aktiv vorantrieb. Gleichzeitig ernannte Trump mit Jeff Sessions allerdings einen Hardliner zum Justizminister, der Cannabis mehrmals öffentlich mit Heroin verglich und Konsumenten diffamierte. Sessions verlor dann Ende 2018 nach etwa anderthalb Jahren seinen Job, maßgeblich wohl wegen der Russland-Affäre.
Cannabis-Legalisierung in Florida?
Interessant ist nun aber besonders der Blick auf eine mögliche zweite Amtszeit von Trump. Erst vor wenigen Tagen hat der republikanische Präsidentschaftskandidat hierzu Signale gesendet. Im Mittelpunkt steht seine Wahlheimat Florida. Der Sunshine State wird im November im Rahmen der Parlamentswahlen über eine Verfassungsänderung entscheiden.
Konkret geht es um das „Florida Amendment 3“, einen Zusatzartikel zur dortigen Verfassung, der eine Legalisierung von Cannabis zu Freizeitzwecken vorsieht. Zu medizinischen Zwecken ist der Stoff in dem Staat bereits zugelassen. Bis dato jedenfalls scheint die Zustimmung in der Bevölkerung recht groß zu sein. In repräsentativen Umfragen sprachen sich laut „Forbes“ deutlich mehr als 60 % der Teilnehmer für das Amendment 3 aus. Vor allem die Wähler unter 65 Jahren sind demnach von einer Legalisierung für Freizeitkiffer überzeugt – darunter auch sehr viele Anhänger der Republikaner.
Donald Trump äußert sich
Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass nun auch Donald Trump sein Einverständnis erteilt hat. Auf seiner hauseigenen Plattform „Truth Social“ hat sich der Politiker für den Freizeitkonsum von Marihuana in Florida ausgesprochen. Trump zeigte sich überzeugt, dass die Verfassungsänderung in dem Bundesstaat kommen werde. „Ob es den Leuten gefällt oder nicht, dies wird durch die Zustimmung der Wähler geschehen“, schrieb er auf „Truth Social“.
Gleichzeitig nutzte der Wahlkämpfer die Gelegenheit für einen Seitenhieb gegen Cannabis und vor allem gegen die Demokraten. Es seien verantwortungsbewusste Gesetze vonnöten, welche die „Nutzung in öffentlichen Räumen verbieten – damit wir nicht überall Marihuana riechen müssen, wie es in vielen von Demokraten regierten Städten der Fall ist“. Trotzdem, so Trump weiter, sei die Entkriminalisierung von Cannabis wichtig. „Wir müssen keine Leben ruinieren und keine Steuergelder verschwenden, indem wir Erwachsene verhaften, die kleine Mengen davon bei sich haben.“ Der Politiker spielte in dem Zusammenhang auch auf den oftmals verunreinigten und teils gefährlichen Schwarzmarkt-Stoff an.
Mega-Wachstumspotenzial in Florida
Beobachter halten es nun für noch wahrscheinlicher, dass der Verfassungszusatz im November eine ausreichende Mehrheit erhält. Viele Republikaner und vor allem die eingefleischten Trump-Fans könnten ihre Ablehnungshaltung gegenüber Cannabis jetzt aufgeben und die Droge zumindest tolerieren.
Auf der US-Karte sehen Sie, in welchen Bundesstaaten Cannabis zum Freizeit- und Medizingebrauch (dunkelgrün) und in welchen er nur zur medizinischen Verwendung (hellgrün) zugelassen ist. In den sonstigen Staaten (grau) ist der Stoff vollständig illegal (Stand: 30.08.24):
Quelle: Statista (https://www.statista.com/chart/6681/the-states-where-its-legal-to-smoke-marijuana/)
Im bevölkerungsreichen Florida wären somit der Besitz und Kauf von bis zu 85 Gramm Marihuana für Menschen ab 21 Jahren erlaubt. Ein Inkrafttreten der Verfassungsänderung wäre laut Experten im Mai 2025 möglich. Amendment 3 sieht zudem vor, dass die derzeitigen Lizenznehmer für medizinisches Cannabis in Florida auch Produkte für Freizeitkonsumenten herstellen dürfen. Zu den größten Playern vor Ort zählen Trulieve, Cureleaf und Surterra. Die ersten beiden Unternehmen sind an der Börse notiert. Darüber hinaus wären auch Ansiedlungen von Akteuren möglich, die bislang nicht oder kaum in Florida produziert haben. Darunter z.B. Tilray.
Mein Fazit für Sie
Dass Donald Trump die mögliche Cannabis-Legalisierung in Florida unterstützt, dürfte für die Branche ein positives Signal sein – trotz seiner Seitenhiebe, die er aus wahltaktischen Gründen machte, wohl auch um die Hardliner bei den Republikanern zu besänftigen. Sollte der Stoff in Florida zu Genusszwecken freigegeben werden, würde sich ein riesiger Markt mit hohem Wachstumspotenzial vor allem bei den Jüngeren öffnen.
Trotzdem: Um das volle Potenzial der USA in diesem Kontext zu erschließen, muss auch eine Legalisierung oder zumindest eine Entschärfung auf Bundesebene erfolgen. Derzeit ist Marihuana auf Bundesebene als sehr gefährliche Droge eingestuft, was die Finanzierungs- und Vertriebsmöglichkeiten der Branche über die Bundesstaatsgrenzen hinweg erheblich einschränkt sowie die Steuerbelastung erhöht.
Einige demokratische Politiker und auch die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris unterstützen derweil eine Herabsetzung von Marihuana auf eine weniger stark regulierte Risikostufe. Dadurch könnte die Branche wesentlich einfacher und kostengünstiger ihren Geschäften nachgehen. Das US-Justizministerium hatte zuletzt bereits eine formelle Empfehlung hierzu veröffentlicht. Die zuständige Behörde DEA aber gab kürzlich bekannt, eine Entscheidung erst nach der Wahl im November zu treffen. Das Ganze hängt derzeit also in der Schwebe.
Inwieweit Trump eine Deregulierung auf Bundesebene als Präsident unterstützen würde, ist aktuell noch offen. Immerhin gibt es nun nach seinen Äußerungen zu Florida sehr zaghafte Hoffnung, dass er und seine Partei das Projekt der Demokraten fortsetzen könnten.